Fußball-EM Frauen

"Kick it like Poppi" – der Frauenfußball startet immer mehr durch

Die erfolgreiche EM in diesem Sommer hat eine Wende für den deutschen Frauenfußball eingeläutet. Die letzten Jahre haben diese Entwicklung begünstigt. Die Stadien sind voll, die Fans sind vom Fußball der Frauen begeistert. Eine Analyse.

Alexandra Popp
Credit: EPA

Zunehmend schließen sich die Frauenmannschaften der Großstädte den Männer-Profiklubs an. Und das muss auch sein, wenn die Professionalisierung weitergehen soll, sagt die ehemalige Profispielerin Conny Pohlers im Sportradio Deutschland-Interview. Ab dem nächsten Jahr bekommen die Fußballfrauen in Deutschland endlich eine umfassende TV-Präsenz. Und das trotz großer Widerstände. Denn egal, wo man hinschaute in den letzten Jahren, immer gab es drei Argumente gegen mehr Präsenz der Frauen. 

1. Weniger Zuschauer:innen

Frauenfußball füllt keine Stadien. Das stimmt nicht. In Barcelona war Camp Nou für die Partie der Frauen vom FC Barcelona gegen Real Madrid ausverkauft. In Wembley schauten über 87.000 Menschen das EM-Finale Deutschland - England. Das Interesse ist also da und es zeigt sich auch in der Liga, dass die Stadien gefüllt werden. Das Bundesliga-Topspiel Wolfsburg - Bayern München wurde aufgrund der großen Nachfrage aus dem kleinen AOK-Stadion in die größere VW-Arena umgelegt. Auch die deutsche Medienlandschaft erkennt die Potenziale im Frauenfußball und zeigt ab nächstem Jahr die Spiele nicht nur hinter der Paywall, sondern im Free-TV. Im Radio ist das Thema nicht überall gleich präsent, aber das Interesse ist schon länger vorhanden.

Bei Sportradio Deutschland wird über Frauenfußball genauso berichtet wie über Männerfußball. Der Programmchef von SPORTRADIO DEUTSCHLAND, Alexander Fabian, will sich hier auch auf gar keine Diskussion einlassen, denn „…wir sehen Frauenfußball schon immer als gleich wichtig an wie andere Ligen oder Sportarten auch. Deswegen findet er bei uns einfach normal statt.“ Auf die Frage, in welchem Umfang über den Spielbetrieb informiert wird, ergänzt er: „Die Spiele der Frauen-Bundesliga können wir natürlich nicht alle gleichzeitig LIVE übertragen. Schießen aber zum Beispiel die FC-Damen ein Tor, erfährt man das bei uns sofort“. Dazu hat der Radiosender alle Pokal- und Länderspiele der Damen im Blick und holt vor wichtigen Partien auch bekannte Namen der Fußballszene ans Mikro.

2. Weniger Einnahmen

Das schwerwiegendste Argument für die fehlende Unterstützung und die langsamere Entwicklung im Frauenfußball sind die fehlenden Einnahmen. Hier muss jedoch unterschieden werden zwischen Vereinen, dem Dachverband und den Sponsoring-/Werbeeinnahmen. Die Vereine können natürlich argumentieren: Wenn die Frauen weniger Eintrittskarten verkaufen, dann bekommen sie auch weniger Unterstützung. Profiklubs sind schließlich Wirtschaftsunternehmen. Doch wie in jedem guten Unternehmen muss in die Zukunft investiert werden. Und die Frauen sind die Zukunft, das zeigen die stetig steigenden Zuschauerzahlen.

Für den DACH-Verband DFB hingegen ist die Berechnung von Einnahmen versus Ausgaben kein stichhaltiges Argument. Denn ein Verband muss keine Gewinne erwirtschaften. Der Jugendbereich wird auch subventioniert, hier setzt man auf die Entwicklung der Spieler. Wenn das Gleiche im Mädchenbereich und in der Elite passieren würde, könnte der deutsche Fußball noch weiter vorankommen.

 

Der dritte Punkt sind die Werbeeinnahmen, die immer auch mit der Berichterstattung zusammenhängen. Je weniger berichtet wird, desto weniger lohnt sich ein Engagement für Sponsoren und desto weniger Menschen kennen die Frauen. Denn nur, wer schon Aufmerksamkeit hat, lohnt sich als Werbebotschafterin. Gut, dass sich hier etwas ändert. Denn sonst gehen die Frauen über kurz oder lang ins Ausland, wo sich die Strukturen schon verbessert haben. Das sagen auch Josephine Henning und Lena Lotzen, die im Sportradio Deutschland Podcasts DIE 45 jede Woche über den Frauenfußball sprechen: „…Es muss mehr in die Nachwuchsarbeit und die „Breite der Dichte“ investiert werden. Aktuell schlagen sich die 25 Nationalspielerinnen um die Plätze bei Wolfsburg, München und Frankfurt (vielleicht noch Hoffenheim), aber der Rest geht, auch aus finanziellen Gründen, zu den Top-Clubs ins Ausland.

3. "Will doch eh keiner sehen, die Frauen spielen schlechter als die Männer"

Jede Diskussion über Frauenfußball oder auch andere Team-Sportarten der Frauen endet irgendwann mit diesem Argument. Dabei ist es sinnlos. Niemand verlangte von Gina Lückenkemper nach ihrem Sieg über 100 Meter bei der Europameisterschaft, doch erstmal bei den Männern anzutreten. Der Frauen-Weltrekord über 100 Meter Sprint liegt bei 10,54 Sekunden, der der Männer 9,58 Sekunden. Trotzdem schreit keiner vor einem Wettkampf, dass die besten Frauen doch erstmal gegen ein Männer-Collegeteam antreten sollen, bevor sie sich in die Startblöcke stellen dürfen. Warum auch? Es sind unterschiedliche Sportarten. Wenn wir aufhören, beide Sportarten zu vergleichen und anfangen, sie ohne Vergleich zu genießen, hätten wir alle mehr Spaß am Sport.

Somit sind sich alle einig, dass die Richtung stimmt und der Frauenfußball mehr Aufmerksamkeit verdient. Die Übertragung aller Spieltage bei SPORTRADIO DEUTSCHLAND ist ein wichtiger erster Schritt zu mehr Bekanntheit. Die meisten Spiele eines Spieltages finden Sonntags um 13 und 16 Uhr statt.

Über SPORTRADIO DEUTSCHLAND

Sport zum Hinhören, Mitfiebern und Mitreden: SPORTRADIO DEUTSCHLAND ist das neue digitale Audioangebot für alle Sportinteressierten, Sportfans und Sportler:innen in der Bundesrepublik. Das 24/7-Sportprogramm ist im Mai 2021 auf Sendung gegangen und wird vom Standort Leipzig aus bundesweit digital verbreitet.  Täglich gibt es alle wichtigen Sportnews im Halbstundentakt, sowie Live-Reportagen, Hintergrundinformationen und Sport-Talk mit Profis und Amateuren aus allen Sportarten, von Fußball über Golf bis Schach.. 

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