Sports-Illustrated-Interview

Alexandra Popp: "Ich möchte gegen alle Barrieren im Frauen-Fußball ankämpfen"

Alexandra Popp ist Deutschlands bekannteste Fußballerin. Als kleines Mädchen wird sie belächelt, als sie mit den Jungs kickt. Jetzt ist die Stürmerin weltweit bekannt. Aber es gibt immer noch viele Barrieren zu überwinden. Dagegen will Popp mit Intersport ankämpfen.

Fußball-Nationalstürmerin Alexandra Popp
Credit: Intersport
  • Alexandra Popp ist Botschafterin der neuen Intersport-Kampagne
  • DFB-Star Popp: "Mädchen und Frauen sollen Fußball spielen
  • Alexandra Popp: "Sport hat die Kraft, Barrieren zu überwinden"

Sports Illustrated: Glückwunsch zum 2:0-Sieg am Wochenende in Potsdam. Für den VfL Wolfsburg war es bereits der vierte Sieg im vierten Spiel. Sind die "Wölfinnen" wieder Titelfavorit?

Alexandra Popp: Ich würde schon sagen, dass wir zusammen mit dem FC Bayern in dieser Saison wieder zu den Titelfavoritinnen zählen. Das sieht man im Moment auch an der aktuellen Tabelle. Aber ich bin gespannt, welche Teams uns vielleicht noch ärgern können.

Sports Illustrated: Wie stark schätzen Sie die Konkurrenz um den FC Bayern ein?

Popp: Ich denke, dass Bayern und Eintracht Frankfurt zwei gute Mannschaften sind. Die TSG 1899 Hoffenheim war zuletzt kein angenehmer Gegner. Das war ziemlich knapp. Besonders bin ich aber auf Freiburg gespannt, wie sie sich entwickeln. Die Mannschaft hat mit Theresa Merk eine neue Trainerin. Aber wir stehen noch am Anfang der Saison. Da ist alles noch offen. Vielleicht wissen wir am kommenden Sonntag mehr, wenn wir im Topspiel gegen den FC Bayern gespielt haben. 

Sports Illustrated: Keine andere Frau im deutschen Fußball steht für diesen Torhunger. Auf was kommt es am meisten an, um so eine überragende Stürmerin wie Sie zu sein? 

Popp: Das Wichtigste sind immer die Tore. Man muss diese Tore unbedingt erzielen wollen. Dafür benötigt man einen unbändigen Willen. Wenn ich auf dem Platz stehe, profitiere ich extrem von meiner Physis und meiner Dynamik, mit der ich in die Bälle reingehen kann. Man muss einfach hungrig auf immer mehr Tore sein. 

Sports Illustrated: Hatten Sie dieses Durchsetzungsvermögen schon immer?

Popp: Ich habe einen größeren Bruder. Da musste ich mich als Kind immer mal wieder durchsetzen. Ich habe mit vier Jahren angefangen Fußball zu spielen. Da musste ich mich als Mädchen bei den Jungs beweisen. Da musste ich kämpfen, denn ich wurde immer wieder belächelt. Einige haben gesagt, dass Mädchen keinen Fußball spielen können. Darum musste ich mir viele Dinge erarbeiten. 

Sports Illustrated: In welchen spielerischen Bereichen hat sich der Fußball der Frauen in den vergangenen Jahren am meisten verbessert?

Popp: Ich würde sagen, dass sich unser Fußball in fast allen Bereichen verbessert hat. Im athletischen Bereich ist das Spiel schneller geworden. Es ist auch viel körperlicher. Aber auch bei der Technik und der Taktik sieht man eine große Verbesserung gegenüber den vergangenen Jahren. Das hat vor allem mit der Förderung und der Kompetenz der Trainer zu tun. 

Sports Illustrated: Könnte der VfL Wolfsburg oder die Frauen-Nationalmannschaft ein Männer-Team aus der Bundesliga oder Zweiten Bundesliga schlagen?

Popp: Nein, auf gar keinen Fall. Da sind die körperlichen Voraussetzungen vollkommen verschieden. Was die Taktik und die Technik betrifft, sind wir relativ nah dran. Aber Fußball hat viel mit Physis zu tun. Da sind uns Männer einfach überlegen. Deshalb hätten wir gegen ein Team aus der Bundesliga definitiv keine Chance. 

Sports Illustrated: Bei der EM erlebten Sie einen Ihrer bittersten Momente, als Sie sich kurz vor dem Finale verletzten und nicht gegen England spielen konnten. Haben Sie diesen Schmerz überwunden?

Popp: Ja, den habe ich überwunden. Natürlich war das nicht einfach. Gerade am Tag des EM-Finales sowie unmittelbar danach wurde ich immer wieder darauf angesprochen. Aber durch meine Verletzungen in der Vergangenheit habe ich gelernt, die Situation anzunehmen und schnell damit abzuschließen. Ich immer nach vorne. Für mich war die Verletzung vor dem Finale schnell abgehakt und verarbeitet. 

Sports Illustrated: Vor der EM waren Sie fast die gesamte Saison wegen eines Knorpelabrisses im Knie ausgefallen. Wie geht es Ihnen im Moment? Sind Sie 100 Prozent fit?

Popp: Ich bin 100 Prozent fit. Ich würde sogar fast behaupten, dass ich noch nie so fit war, wie ich es zurzeit bin. Das finde ich sehr schön, weil es mir ein gutes Gefühl und ein starkes Selbstbewusstsein gibt. Es ist klasse zu wissen, dass ich mich im Spiel auf meinen Körper voll und ganz verlassen kann. 

Sports Illustrated: Hegen Sie noch Rücktrittsgedanken aus der Nationalmannschaft?

Popp: Diese Gedanken mache ich mir schon noch. Im kommenden Jahr ist die Fußball-Weltmeisterschaft. Das ist mein Ziel. Ich will unbedingt bei der WM spielen, aber ich habe im vergangenen Jahr viel über meine Zukunft nachgedacht und denke immer wieder daran. Ich hatte schon überlegt, ob ich international vielleicht meinen Rücktritt bekanntgebe. Deshalb lasse ich es ziemlich offen, dass das passieren kann, aber nicht muss. 

Sports Illustrated: Hat der Frauen-Fußball die Euphorie bei der EM auf die Bundesliga übertragen können? 

Popp: Ich finde ja. Die Stadien sind voll. Die Zuschauerzahlen sind sehr gut. Ich habe das Gefühl, dass das Medieninteresse etwas höher ist als sonst. Darüber sind wir glücklich und hoffen, dass es weiterhin so anhält. 

Sports Illustrated: Immer mehr TV-Sender erkennen den hohen Wert des Frauen-Fußballs. Werden die besten Frauen irgendwann genauso viel Geld verdienen wie die Männer?

Popp: Um ehrlich zu sein, wage ich das zu bezweifeln. Man muss aber auch sagen, dass bei den Männern fast schon überdimensionierte Gehälter gezahlt werden. Wir wollen erst einmal diesen Schritt schaffen, dass wir in der 1. und der 2. Bundesliga von reinem Profitum sprechen können. Dass wirklich alle Spielerinnen ein Gehalt bekommen, von dem sie leben und sich zu 100 Prozent auf den Fußball konzentrieren können. Das ist im Moment noch nicht der Fall. Deshalb ist es unser Ziel, dass wir langsam mal dahinkommen. 

Sports Illustrated: Was trauen Sie der Nationalmannschaft unter Bundestrainer Hansi Flick bei der WM zu?

Popp: Ich finde, dass die deutsche Nationalmannschaft eine brutale Qualität hat. Jetzt muss es das Team schaffen, diese Qualität auf den Platz zu bringen. Die letzten Spiele waren nicht besonders erfolgreich oder berauschend. Aber ich finde die Qualität, die sie besitzen, wahnsinnig. Darum hoffe ich, dass die Mannschaft diese Qualität bei der WM in Katar abrufen kann. Wenn das klappt, sehe ich Deutschland relativ weit oben. 

Sports Illustrated: Drücken Sie den deutschen Männern die Daumen? 

Popp: Ja, natürlich. Wenn ich Zeit habe, schaue ich mir die WM-Spiele der deutschen Mannschaft an. Aber wir befinden wir uns weiter in der Saison und werden das eine oder andere Spiel absolvieren müssen. Ich muss mal schauen, wie’s am besten passt. 

Sports Illustrated: Sie machen sich gemeinsam mit Intersport für den Sport stark und auf Barrieren im Sport aufmerksam: Was steckt hinter dieser Kampagne und Ihrer Rolle als Botschafterin?

Popp: Sport ist extrem wichtig, denn Sport verbindet in vielfältiger Art und Weise viele Menschen. Integration zusammen mit Freude und Spaß beim Sport sind wichtige Dinge. Das finde ich eine wichtige und gute Sache. Man muss immer wieder aufzeigen, dass Sport eine große Bedeutung hat und gesund ist. Mit der Kampagne "Einmal Sport. Intersport" wollen wir zeigen, wie schön es ist Sport zu treiben. Das ist für mich ein Anliegen. Es ist schön, dass ich dabei eine Botschafterrolle übernehmen kann, um auf diese Kampagne aufmerksam zu machen. 

Sports Illustrated: Knapp zwei Drittel der Menschen in Deutschland erleben Barrieren im Sport. Gibt es in Ihrer Karriere Barrieren, die Sie beseitigen möchten?

Popp: Als ich klein war, hieß es immer, dass Mädchen keinen Fußball spielen sollen. Aber Mädchen und Frauen können und sollen Fußball spielen. Für diese Akzeptanz kämpfe ich. Ich möchte, dass der Fußball der Frauen noch mehr respektiert wird. In meiner Kindheit wurde ich oft belächelt, was für mich eine wahnsinnige Barriere war. Aber meine Eltern und mein Trainer haben mich immer wieder bestärkt, dranzubleiben und weiter Fußball zu spielen. Ich hatte das Glück, dass ich mit einem gesunden Selbstbewusstsein zur Welt gekommen bin. Ich habe mir den Fußball nicht nehmen lassen. Aber so sind ja nicht alle. Wenn es Mädchen und Frauen gibt, die unglaublich gerne Fußball spielen wollen, aber aus ihrem Sport rausgemobbt werden, ist das ein Unding. Ich möchte gegen alle Barrieren ankämpfen, denn Sport ist für jeden da. 

Sports Illustrated: Nelson Mandela hat einmal gesagt. Sport hat die Kraft, um die Welt zu verändern. Glauben Sie daran?

Popp: Ich denke, dass der Sport eine Menge verändern kann. Sport verbindet und integriert Menschen auf der ganzen Welt. Wenn ich auf meine Karriere zurückschaue, dann habe ich unfassbar viele tolle Leute kennengelernt. Viele davon sind zu Freunden geworden. Sport hat die Kraft, Barrieren zu überwinden und Dinge besser zu machen.

Für Intersport hat Sport einen enorm hohen gesellschaftlichen Stellenwert. Seit Jahren setzt sich der Sportartikelhändler deshalb mit Aktionen für mehr Zugänge zum Sport ein. Mit der neuen Dachmarkenkampagnen "Einmal Sport. Intersport" startet Intersport seine emotionale Marken-Offensive gemeinsam mit Sportstars, um die Relevanz des Sports zu unterstreichen.

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