Fußball-EM Frauen

Frauen-EM 2022: Favoritencheck - die vier heißesten Titelkandidaten

Football is coming home! In England beginnt die Fußball-EM der Frauen. Wir haben zusammengetragen, was Sie zum größten Sport-Event des Sommers wissen sollten: Welche Teams Titelchancen haben und auf welche Spielerinnen Sie achten sollten, lesen Sie hier.

Hegerberg/Renard/Miedema
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  • Sports Illustrated beantwortet die wichtigsten Fragen zur Frauen-EM in England
  • Die Titel-Favoritinnen und interessantesten Spielerinnen des Turniers
  • Warum es schon im Viertelfinale zu einem Favoritensterben kommen könnte

Da die Fußballweltmeisterschaft der Männer im Herbst und Winter stattfindet, hat die UEFA-Frauen-Europameisterschaft die Rolle als wichtigstes Fußballturnier des Sommers übernommen - und es wird allgemein erwartet, dass es die größte Frauen-Europameisterschaft aller Zeiten wird. 

Von den Starspielern über die größten Teams bis hin zu den spannendsten Geschichten - hier ein kurzer Blick auf das, was die Europameisterschaft in diesem Monat bis zum Finale am 31. Juli in London zu bieten hat. 

1. Die Schwergewichte

Niederlande

Die Niederländerinnen gehen als Titelverteidigerinnen in die Europameisterschaft, nachdem sie 2017 den Titel errungen haben. Vor fünf Jahren gewann die „Elftal“ ihren ersten Titel, kassierte bis zum Finale nur ein einziges Gegentor. Die Stürmerinnen Lieke Martens und Vivianne Miedema sind kampferprobt und waren 2017 an fünf der neun Tore in der K.o.-Phase beteiligt. 

Entscheidend dürfte sein, dass die Niederlande nach ihrem zweiten Platz bei der Frauen-Weltmeisterschaft 2019 mit viel Erfahrung ins Turnier gehen werden. Und in England müssen sie sich keine Sorgen machen, auf die Vereinigten Staaten zu treffen, die die Niederländerinnen letztes Jahr im Finale in Frankreich und im olympischen Viertelfinale besiegten. Mit den Titelverteidigerinnen ist zu rechnen, denn sie sind torgefährlich und erfahren.

England

England gilt aus verschiedenen Gründen als Favorit, aber alles beginnt mit dem Kader, den „Lionesses“. Englands größte Stärke ist die Breite des Kaders mit vielen Optionen auf allen Positionen. Im Angriff führt Beth Mead die Liste der Top-Vorbereiterinnen in der Women's Super League 2021/22 an, während Ellen White, die Torschützenkönigin der Weltmeisterschaft 2019, mit 50 Toren die beste englische Torschützin aller Zeiten ist (das letzte davon beim 20:0-Sieg gegen Lettland im November, bei dem vier Spielerinnen einen Hattrick erzielten). 

Die Löwinnen haben in ihren letzten 13 Spielen nicht verloren, darunter ein beeindruckender 5:1-Sieg gegen die Niederlande im Juni. Und auch England hat mit Sarina Wiegman eine Trainerin´ an der Spitze, die, nachdem sie die Niederlande 2017 zum Titel coachte, weiß, wie man diesen Titel gewinnt. England war zuletzt 2005 Gastgeber der Europameisterschaft und scheiterte damals an einer schweren Gruppe. Jetzt, wieder als Gastgeber, wird von den Löwinnen erwartet, dass sie das tun, was die Herrenmannschaft im letzten Jahr nicht geschafft hat: Sie sollen den Titel holen.

Spanien

Alle Augen werden bei der Europameisterschaft auf Spanien gerichtet sein, denn das vielversprechende und talentierte Land hat am Vorabend des Turniers einen verheerende Ausfall erlitten. Die amtierende Ballon d'Or Féminin-Gewinnerin Alexia Putellas riss sich das Kreuzband, und da auch Stürmerin Jenni Hermoso mit einer Knieverletzung ausfällt, wird Spanien andere Heldinnen brauchen, um im Wettbewerb zu bestehen. Dank der sehr erfolgreichen Barça Femení-Mannschaft sollte Spanien eine ernstzunehmende Instanz im Turnier sein. Acht spanische Spielerinnen, die in der letzten Saison für Barcelona spielten, waren beim jüngsten 7:0-Sieg im Freundschaftsspiel gegen Australien dabei - und weitere wichtige Barça-Spielerinnen saßen auf der Bank.

In der EM-Qualifikation schlug Spanien seine Gegner mit insgesamt 48:1 Toren und hat sich auch für die Weltmeisterschaft 2023 qualifiziert. Unter Trainer Jorge Vilda hat Spanien viele Siege errungen, allerdings nicht, wenn es darauf ankam. Bei der Weltmeisterschaft 2019 schied die Mannschaft im Achtelfinale gegen die USA aus, bei der letzten Europameisterschaft im Viertelfinale gegen Österreich im Elfmeterschießen. Dieses Turnier bietet für Spanien auf jeden Fall die beste Chance, die es bisher hatte, aber die Verletzung von Alexia Putellas wiegt natürlich schwer, und dürfte es noch schwieriger machen, an den Erfolg von 1997 anzuknüpfen. Damals erreichten die Spanierinnen das Halbfinale. 

Deutschland

Deutschland sollte bei einer Europameisterschaft auf keinen Fall aus dem Fokus gelassen werden – schon gar nicht bei einem Turnier, bei dem es eine so herausragende Bilanz aufzuweisen hat. Kein Team hat mehr Titel gewonnen als Deutschland bei der Frauen-Europameisterschaft. Davon sechs in Folge, bis die Serie 2017 endete. Doch die deutsche Mannschaft hat nach dem Viertelfinal-Aus bei der EM 2017 und der WM 2019 und der verpassten Teilnahme an den Olympischen Spielen in Tokio einiges gutzumachen. 

Die Chance dazu bekommt Deutschland bereits in der Gruppenphase, wenn es auf den Vize-Europameister von 2017, Dänemark, trifft, der die Deutschen damals im Viertelfinale aus dem Turnier kegelte. In der Gruppe lauert Spanien, was bedeutet, dass Deutschland alle Hände voll zu tun haben wird, um in die K.-o.-Runde vorzurücken. Die Hoffnungen ruhen dabei vor allem auf zwei Torjägerinnen: Lea Schüller von Bayern München, die in der vergangenen Saison mit 16 Treffern die Torschützenliste der Frauen-Bundesliga anführte, und Tabea Waßmuth vom VfL Wolfsburg, die in der Champions League und der Frauen-Bundesliga mit ihrem Team jeweils Zweite wurde. 

2. Auf diese Spielerinnen sollten Sie achten

Ada Hegerberg

Norwegen-Stürmerin Ada Hegerberg
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Eine der besten Spielerinnen des Sports ist zurück auf der internationalen Bühne, und es scheint allen besser zu gehen. Hegerberg entschied sich aktiv, die letzten fünf Jahre in der norwegischen Nationalmannschaft auszusitzen, um gegen die ungleiche Behandlung des Frauenfußballs durch den norwegischen Verband zu protestieren. Dieses Jahr kündigte Hegerberg ihre lang erwartete Rückkehr an, und sie hat die EM-Trophäe im Visier. 

Die 26-jährige Stürmerin von Olympique Lyon hat ein Comeback-Jahr hinter sich, in dem sie nach einer Kreuzbandverletzung, die sie fast zwei Jahre lang außer Gefecht gesetzt hatte, die Meisterschaft und die Champions League gewann. Doch Hegerberg, die beste Torschützin in der Geschichte der Frauen-Champions-League, hat noch eine Rechnung offen, nachdem Norwegen bei der letzten Europameisterschaft nicht getroffen hat. Und nach ihrer Absage für die Weltmeisterschaft 2019 wird von Hegerberg erwartet, dass sie sich von ihrer besten Seite zeigt. 

Wendie Renard

Frankreich-Verteidigerin Wendie Renard
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Die Kapitänin von Olympique Lyon ist eine der meistdekorierten Spielerinnen aller Zeiten. Sie hat 14 Ligatitel und acht Champions-League-Trophäen gewonnen, den jüngsten nach einem dominanten gegen den Spitzenklub Barcelona Femení im diesjährigen CL-Finale. Allerdings fehlt Renard noch eine große Trophäe auf internationaler Bühne, die sie mit Frankreich bei all ihren Erfolgen im Verein bisher nicht erringen konnte - die Europameisterschaft ist eine ihrer besten Chancen dazu. 

Die 31-jährige Innenverteidigerin hat 131 Länderspiele für Frankreich absolviert und an zwei Weltmeisterschaften und zwei Olympischen Spielen teilgenommen. Bei der Weltmeisterschaft 2019 im eigenen Land war Renard mit vier Toren die erfolgreichste Torschützin der Mannschaft, wobei sie ihre Torgefährlichkeit bei Eckbällen und Freistößen unter Beweis stellte. Mit dem Ligatitel und der Champions-League-Trophäe in dieser Saison dürfte Renard mit im Rennen um den Ballon d'Or Féminin sein – ein Sieg bei der Europameisterschaft würde ihre diesbezüglichen Chancen natürlich steigern.

Vivianne Miedema

Niederlande-Stümerin Vivianne Miedema
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Miedemas Name mag im Schatten einiger berühmterer Torschützinnen bei Europameisterschaften stehen, aber die niederländische Stürmerin ist – wie man im Fußball so schön sagt – eine (Tor-)Maschine. Die 25-jährige Stürmerin hat in den letzten vier Jahren in 132 Spielen für Arsenal 114 Tore erzielt und in den letzten zwei Jahren 22 Tore in 19 Länderspielen für die Nationalmannschaft. 

Mit zehn Toren aus vier Spielen hat Miedema auch den olympischen Rekord gebrochen und trotz der Viertelfinal-Niederlage der Niederländerinnen den Goldenen Schuh gewonnen. Bei der letzten Europameisterschaft erzielte sie alle vier Tore in der K.-o.-Phase auf dem Weg zum ersten EM-Titel ihrer Mannschaft. Wenn Sie am 31. Juli ihren Namen an der Spitze der Torschützenliste sehen, dürfte das keine Überraschung sein. 

3. Antworten auf die größten Fragen

Wer sind die Dark Horses im Turnier? 

Es ist schwierig, Schweden als Dark Horse, oder eben Titelaspirant mit Außenseiterchancen, zu bezeichnen. Denn viele Experten handeln die Skandinavierinnen als Titel-Favorit. Schweden hat im vergangenen Sommer bei den Olympischen Spielen in Tokio Silber gewonnen, nachdem es im Finale gegen Kanada verloren hatte, und bei der Weltmeisterschaft 2019 den dritten Platz belegt, nachdem es im Halbfinale in der Verlängerung den Niederlanden unterlag. Nach drei Niederlagen in den letzten drei EM-Endrunden steht Schweden in diesem Jahr vor einer großen Herausforderung. Frankreich ist eine weitere Mannschaft, die mit vielen Talenten gespickt ist, aber auch viele Talente zu Hause lassen muss – wie die ehemalige Kapitänin und 2amtierende Champions-League-Siegerin Amandine Henry. Allerdings müssten die Französinnen auf dem Weg zum Titel erst einmal hausinterne Geschichte schreiben, denn sie haben noch nie ein EM-Halbfinale erreicht. 

Wer ist in der Todesgruppe?

Die offensichtlichste Todesgruppe ist die Gruppe B mit Deutschland, Dänemark, Spanien und Finnland. Deutschland startet seine EM-Kampagne mit der Chance auf eine Revanche gegen Dänemark, das die Deutschen bei der letzten EM aus dem Turnier geworfen und damit ihre Serie von fünf EM-Titeln in Folge beendet hat. Auch die Partie Spanien gegen Deutschland wird mit Sicherheit spannend, während die Partie Spanien gegen Dänemark am letzten Gruppenspieltag über das Weiterkommen in die K.o.-Runde entscheiden könnte. Behalten Sie auch die Gruppe C im Auge, in der die Niederlande, Schweden, die Schweiz und Portugal spielen.

Warum das Finale sehen, wenn man auch das Viertelfinale sehen kann? 

Niederlande gegen Frankreich, England gegen Spanien, Schweden gegen Frankreich, England gegen Deutschland/Dänemark – all diese sind sehr realistische Möglichkeiten für die Viertelfinalbegegnungen. Nominell könnte jedes dieser Spiele auch ein EM-Finale sein – dabei sind die ambitionierten Außenseiterinnen aus Italien und Österreich in diese Überlegungen auch noch nicht einbezogen. Der Sieger der Gruppe D (Frankreich ist der Favorit) scheint den härtesten Weg ins Finale zu haben, mit möglichen K.o.-Spielen gegen die Niederlande/Schweden, Deutschland/Spanien/Dänemark – und dann das Finale. Bei solchen möglichen Viertelfinal-Parien, kann man sich vorstellen, welches sportliche Potenzial die Halbfinals wohl haben. Und neben der sportlichen Spitzenklasse ist auch Spannung garantiert – schließlich geht es um ein Ticket nach Wembley.

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Die Fußball-EM der Frauen findet vom 6. Juli bis 31. Juli 2022 in England statt. Das Eröffnungsspiel bestreiten Gastgeber England und Österreich. Die deutsche Nationalmannschaft trifft in Gruppe B auf Spanien, Dänemark und Finnland.

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