Fußball

Meine Erinnerung an Beckenbauer: Warum der Kaiser mit Kindern in der Favela kickte

Franz Beckenbauer war der beste deutsche Fußballer aller Zeiten - und einer der herzlichsten und nahbarsten Menschen, was ein Besuch 2013 beim Laureus in Rio de Janeiro eindrucksvoll zeigte. Sports-Illustrated-Redakteur Dirk Adam war damals dabei.

Franz Beckenbauer 2013 in Rio de Janeiro
Credit: Getty Images

Eine Szene, die mir in Verbindung mit Franz Beckenbauer besonders in Erinnerung geblieben ist, erlebte ich kurz vor der Preisverleihung des Sport-Oscars Laureus 2013 in Rio de Janeiro. Mit Blick auf die Fußball-WM ein Jahr später in Brasilien besuchte Beckenbauer zusammen mit anderen Laureus-Botschaftern wie Boris Becker, Nia Künzer und Axel Schulz eine Favela, etwa eine Stunde entfernt am Rande der Stadt – um Kinder mit Fußbällen, T-Shirts und Fußballschuhen zu beschenken.
 
Wir fuhren im Konvoi von der glamourösen Copacabana mit ihren Luxus-Hotels in eine der ärmsten Ecken von Rio. Beckenbauer saß zusammen mit Becker in einem Mercedes. Dahinter folgte unser Journalisten-Tross in Shuttle-Bussen. Er war lässig bekleidet mit einem weißen Shirt, Sonnenbrille und einem beigefarbenen Strohhut. Die Sonne brannte erbarmungslos vom Himmel.

Mit dem Kaiser beim Kicken in Rio oder: Warum Franz Beckenbauer stets Größe zeigte

Doch dem Kaiser machten die hohen Temperaturen nichts aus. Er freute sich wie ein kleines Kind auf den Besuch in der Favela, bei dem ihn zwei Bodyguards begleiteten, um auf ihn aufzupassen. Aber Beckenbauer deutete bereits kurz nach dem Ausstieg aus der Limousine mit einer lässigen Handbewegung an, dass er die Personenschützer nicht braucht. Er wollte sich inmitten der vielen Kinder frei bewegen und die Stimmung aufsaugen.

Franz Beckenbauer 2013 in Rio de Janeiro
Franz Beckenbauer 2013 in Rio de Janeiro
Credit: Getty Images
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Vielleicht wussten in diesem Moment nicht alle, wer dieser Kaiser ist, aber spätestens, als er die Tür eines Mercedes-Transporters mit den vielen Bällen öffnete, standen alle um ihn herum und ließen nicht mehr von ihm ab. Es schien fast so, als würde Beckenbauer und die brasilianischen Kinder eine besondere Magie verbinden.
 
Als der Kaiser sich dann spontan einen Ball schnappte, um mit den Kindern auf dem Fußballplatz zu kicken, sah man einige staunende Gesichter auf der kleinen, behelfsmäßigen Tribüne. Beckenbauer musste das nicht tun. Niemand forderte ihn dazu auf, in der Hitze mit den brasilianischen Kindern Fußball zu spielen, während einige andere Prominente lieber den Schatten suchten. Er tat es einfach.
 
Obwohl er zu diesem Zeitpunkt bereits 67 Jahre alt war, hatte Beckenbauer nur wenig von seiner glanzvollen Technik eingebüßt. Mit dem rechten Fuß streichelte er den Ball und spielte ihn elegant zu den Kindern, er schien diesen kurzen Kick sehr zu genießen. Vielleicht dachte Beckenbauer in diesem Moment an seine eigene, nicht immer leichte Kindheit im Münchner Stadtteil Giesing zurück, wo er regelmäßig auf dem Fußballplatz direkt gegenüber seines Wohnhauses spielte. Vielleicht war es diese harte und entbehrungsreiche Zeit als Kind nach dem Krieg, die Beckenbauer zu dem machte, was er immer war. Ein Fußball-Star ohne Allüren – und ein Mensch mit viel Empathie.

Franz Beckenbauer 2013 in Rio de Janeiro
Franz Beckenbauer 2013 in Rio de Janeiro
Credit: Getty Images
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