EM 2024

Vom Kaiser lernen: So wird die EURO 2024 zum Sommermärchen

Mit der EURO 2024 findet nach nach 1974, 1988 und 2006 ab Juni das nächste große Fußball-Turnier in Deutschland statt. Vom WM-Titel vor 50 Jahren bis zum Sommermärchen: Wir blicken zurück auf die Turniere unter Schön, Beckenbauer und Klinsmann.

Die größten Fußball-Turniere in Deutschland
Credit: Illustration: Gluekit
 

Der Kaiser ist tot, es lebt kein Kaiser mehr. Jedenfalls nicht in Fußball- Deutschland, das am 7. Januar Abschied von Franz Beckenbauer nehmen musste und von dem Gedanken, dass einer wie er doch unsterblich sei. Zumindest dürfte er unersetzlich sein, einen Größeren hatten wir nicht. Für die deutsche Nationalmannschaft wird das unmittelbar keine Auswirkungen haben, aber mit Blick auf die anstehende Europameisterschaft Mitte Juni mag sich mancher Traditionalist wünschen, er würde noch ein bisschen auf den deutschen Fußball aufpassen.

Bei den drei Turnieren, die das Land veranstaltete, war er ja immer aktiv dabei – und sie alle wurden als Erfolg verbucht, eines sogar als Triumph. Daran glauben im Moment nur wenige Fans, zu groß sind die Zweifel nach drei enttäuschenden Turnieren. Zweifel aber hat es immer gegeben, auch vor den größten Siegen. Schon vor dem ersten WM-Triumph 1954 in der Schweiz schrieb der "kicker": "Hoffen wir auf ein Wunder!"

Deutsche Nationalmannschaft: Vom "Wunder" zu "der Mannschaft"

Es trat ein, und seit jenem Wunder von Bern ist Deutschland Fußballmacht, was Fluch und Segen zugleich ist. Der Respekt der Gegner ist "der Mannschaft", die nicht mehr so heißen darf, weil das Marketing-Sprech der Bierhoff-Ära nun auch beim DFB auf dem Index steht, stets gewiss. Die Heimat aber erdrückt sie mit Erwartungen, denen nicht jede Spielergeneration gerecht werden konnte.

Der Heimvorteil wird ohnehin überschätzt, besser: Er hat sich überlebt. Vor 40 Jahren gab es zuletzt einen Europameister im eigenen Land (Frankreich), und die Franzosen waren 1998 auch die letzten Weltmeister, die nicht anreisten. Weil Turniere längst nicht mehr nur in klassische Fußballländer vergeben werden. Deutschland aber ist eines. Was werden wir daraus machen? Was lehrt uns die Geschichte? Ein Platz unter den letzten vier war garantiert – 1974, 1988 und 2006 – und ein glänzender Pokal am Anfang der Trilogie.

Fußball-Turniere in Deutschland: Die "Jahrhundertelf" von 1974

Vor 50 Jahren war Franz Beckenbauer Kapitän und Libero der Nationalmannschaft. Sie spielte Fußball von einem anderen Stern, als sie in Belgien 1972 erstmals Europameister geworden war, und wurde als "Jahrhundertelf" gefeiert. Belgiens Trainer Raymond Goethals sagte: "Ich habe den europäischen Meister und den Weltmeister 1974 gesehen."

Kollege Helmut Schön hatte nur die Aufgabe, möglichst wenig zu ändern. Die Siegerelf von Brüssel war noch am Ball. Superstars wie Beckenbauer, Günter Netzer oder Gerd Müller waren im besten Fußballeralter, und die jungen Überflieger Paul Breitner und Uli Hoeneß hatten das Beste noch vor sich. Sechs Spieler von Serienmeister Bayern waren das Herz der Mannschaft, wie Sepp Herberger 1954 mit seinen fünf Kaiserslauterern setzte Schön auf Blockbildung.

"Overath oder Netzer?"

Sein größtes Problem hätten andere Trainer liebend gern gehabt: den bei der EM fehlenden Kölner Spielmacher Wolfgang Overath wieder zu integrieren und dabei Günter Netzer, 1972 Fußballer des Jahres, nichts von seiner Stärke zu nehmen. Die Gretchen-Frage "Overath oder Netzer?" wollte er so beantworten: "Ich wollte das Miteinander – auch bei Netzer und Overath."

Dazu kam es nicht, und als er 1978 auf die Phase zwischen den Turnieren 1972 und 1974 zurückblickte, stellte er fest: "Von da an ging’s bergab. Man kann Traummannschaften nicht einwecken." Das Privileg der Gastgeber, sich nicht qualifizieren zu müssen, hatte auch Nachteile. In den Tests fehlte es an Motivation, 1973 gab es binnen vier Monaten drei Heimniederlagen, und nicht nur dem "kicker" wurde "angst und bange" vor der WM. Bei den Buchmachern waren sie trotzdem Topfavorit, und der "kicker" warnte in seinem Sonderheft: "Die anderen sind auch noch da!"

Abgeschottet: Die Sportschule Malente in Schleswig- Holstein diente (sitzend v. l.) Günter Netzer, Teamarzt Heinrich Heß, Berti Vogts, Herbert Wimmer und Jupp Heynckes als Quartier
Abgeschottet: Die Sportschule Malente in Schleswig- Holstein diente (sitzend v. l.) Günter Netzer, Teamarzt Heinrich Heß, Berti Vogts, Herbert Wimmer und Jupp Heynckes als Quartier
Credit: Imago
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Vor allem zahlten sie besser, die Titelprämien der Italiener und Brasilianer lagen weit über dem, was der DFB anbot: 30.000 pro Spieler, wie schon 1970. Im Gegensatz zum Turnier in Mexiko winkten dem Verband aber nun ganz andere Einnahmen, und so fühlten sich die 22 Jungunternehmer aus der Bundesliga über den Tisch gezogen. Der tagelange Prämienzoff von Malente gehört ebenso zum Legendenschatz der WM 1974 wie die nächtlichen Ausflüge, die im Nachhinein als grob fahrlässig betrachtet werden müssen. Es war schließlich die "bleierne Zeit" der BRD, der RAF-Terror hielt die Nation in Atem, und die Sportschule Malente wurde zum Hochsicherheitstrakt. Beckenbauer, so hat es Paul Breitner erzählt, schlief aus Angst vor Entführern sogar mit einer Pistole unterm Kissen.

Sepp Maiers folgenschwerer Ausbruch

Trotzdem mussten sie mal raus, und im stillen Übereinkommen mit den Bewachern und der Parole "Helmut" (nach dem Bundestrainer) suchten sie die große Freiheit. Sepp Maier und Uli Hoeneß büxten im Auto eines GSG-9-Mannes nach Hamburg zu ihren Frauen aus. Auf der Rückfahrt riss der Bremsschlauch, Maier fuhr die Karre mit angezogener Handbremse zurück und hatte Blasen an den Torwarthänden, weshalb er mit einer Ausrede das nächste Training schwänzte.

Der Prämienzoff wurde rechtzeitig vor dem ersten Spiel beendet, nach schweren Zerwürfnissen: DFB-Präsident Hermann Neuberger drohte, 22 andere Spieler zu melden, und Schön verstand die Fußballwelt nicht mehr, in seiner hatten Nationalspieler noch für 5 Mark Tagesspesen gekickt. Er wollte ebenso wie Breitner, den er als Rädelsführer ausgemacht hatte, abreisen. Dann aber griff der Kaiser ein, hielt Breitner fest und handelte eine Titelprämie aus (60.000 DM), mit der alle leben konnten. Ausrüster Adidas gab 10.000 DM dazu – nun mussten sie sie nur noch verdienen.

Der Start war holprig, Siege an sich waren nicht genug, gegen Chile (1:0) und Australien (3:0) gab es Pfiffe. Die WM 1974 hatte nichts von einem Sommermärchen, und es lag nicht nur am Regen, dass kein Funke von den Rängen auf den Rasen sprang. Beckenbauer spuckte in Hamburg aus, als das Publikum pfiff – und musste zum Rapport bei Schön. Als Gerd Müller eine Chance vergab, riefen die Hamburger nach "Uwe", dann feuerten sie Australien an. Es waren eben keine patriotisch gefärbten Zeiten. Die Studentenproteste waren gerade erst abgeflaut, noch aber trug die Jugend lange Haare und stellte weiter Fragen, was der Onkel im Krieg gemacht hatte. Und niemand sang die Nationalhymne, bei keinem Spiel.

"Muss das sein, dass unsere Elf so behandelt wird? Unsere ausländischen Gäste kommen mit Abertausenden ihrer Anhänger, die sie anfeuern. Bei uns, wo die Mannschaft Heimrecht hat, wird sie ausgepfiffen", zürnte ein Leserbriefschreiber im "Kicker". Overath wurde schon beim Verlesen der Aufstellung ausgepfiffen, weil das Volk auf der Seite des nach Madrid gewechselten Netzer stand, dem ersten Popstar der Bundesliga. Overath wurde auch in den Bundesligastadien ausgepfiffen und wollte deswegen gar nicht an der WM teilnehmen. Schön redete ihm das am Telefon aus.

Der zweite Krach von Malente

Zum Glück, denn der angeschlagene Netzer war kein Faktor und kickte nur 25 Minuten im Bruderduell gegen die DDR, dessen blamables Ende (0:1) nur deshalb kein fatales war, weil man schon für die Zwischenrunde qualifiziert war – und weil es dann zum zweiten, heilsamen, Krach von Malente kam. Schön sagte in der Kabine nur: „Wir haben uns morgen über allerhand zu unterhalten."

Im strömenden Regen siegte Deutschland 1974 erst gegen Schweden und dann gegen Polen (im Foto: Gerd Müller)
Im strömenden Regen siegte Deutschland 1974 erst gegen Schweden und dann gegen Polen (im Foto: Gerd Müller)
Credit: Imago
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Seine Spieler warteten nicht so lange. In einer Nachtsitzung bei Bier und Rotwein lasen sich die Stars die Leviten, und Wortführer Beckenbauer wurde zum heimlichen Bundestrainer. Schön folgte seinen Ratschlägen, und in der Zwischenrunde fanden sich Hoeneß und Jürgen Grabowski auf der Bank wieder. Auch ans Publikum appellierte der Kaiser, es solle keinen Druck mehr ausüben, "wenn wir einmal quer spielen. Das muss jetzt vorbei sein, wenn wir erfolgreich spielen wollen."

Das taten sie fortan, es gab nur noch Siege. Bei Sonne gegen Jugoslawien (2:0), in zwei Wasserschlachten gegen Schweden (4:2) und Polen (1:0). An einem Sonntag ohne Sonne holten sie in München den WM-Pokal, Gerd Müller schoss das entscheidende 2:1 gegen hochgewettete Niederländer. Die Freude im Land fiel verhalten aus. Man feierte im kleinen Kreis, und ARD-Kommentator Rudi Michel gab vor, wie: "Sie können nun die besseren Sachen entkorken, meine Herren, und Sie, meine Damen, können mittrinken."

So schnell die Euphorie über den programmierten Titel verflog, umso schwerer wog die Last für die nächsten Generationen.

Weltmeister-Kapitän von 1974: Franz Beckenbauer
Weltmeister-Kapitän von 1974: Franz Beckenbauer
Credit: Imago
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Fußball-Turniere in Deutschland: Der Kaiser im Trainingsanzug von 1988

1988 bekam Deutschland die erste EM, und der Kaiser war nun Bundestrainer. Ohne Trainerschein allerdings, weshalb man für ihn den Titel "Teamchef" erfand. Von wem sollte er noch etwas lernen? 1986 war er schon Vize-Weltmeister geworden, nun sollte es der EM-Titel werden. Beckenbauer sagte: "Wir spielen im eigenen Land, von uns wird viel erwartet. Deshalb müssen wir uns mehr engagieren als der Gegner."

Die Stimmung war allerdings gedämpft, in den Tests gab es mehr Enttäuschung als Freude. Auch eine Folge des Umbruchs nach 1986, im Gegensatz zu 1974 brachen viele Säulen auf dem Weg zum Turnier im eigenen Land weg. Karl-Heinz Rummenigge, Karlheinz-Förster und Hans-Peter Briegel traten zurück, Toni Schumacher nahm sich mit seinem branchenkritischen Buch "Anpfiff" 1987 selbst aus dem Tor, und Kapitän Klaus Allofs fiel noch kurz vor der EM aus. Neun Debütanten setzte der Kaiser in der Vorbereitungszeit ein, und Kritikern beschied er: "Die Ergebnisse sind mir wurscht, mir geht es mehr um Entwicklungen."

"Beckenbauer weiß philosophisch nur, dass er immer noch nichts weiß"

Die sahen viele Experten nicht, und nach dem letzten Test gegen Jugoslawien (1:1) vor nur 13.000 Zuschauern in Bremen schrieb der "kicker": "In vier Tagen geht sie los, die große Party. Euro 88, die Fußball-EM bei uns in Deutschland. Doch anstatt sich und die ganze Nation mit einem flotten Cocktail, einem Spiel, so rauschend wie Champagner, auf das große Fußballfest im eigenen Land einzustimmen, verabreichte die deutsche Nationalelf beim letzten EM-Test eher Magenbitter. Kaum 100 Stunden vor dem Start weiß der geplagte Teamchef philosophisch nur, dass er immer noch nichts weiß. Die deutsche Elf steht zwar – aber auf wackeligen Beinen."

Aber sie fiel nicht, obwohl sie in eine "Todesgruppe" mit Italien, Spanien und Dänemark gelost worden war. Allesamt Favoriten in einem Turnier, das eigentlich keinen hatte. Abwehrchef Matthias Herget sah einen noch größeren Gegner: "Als Gastgeber liegt ein ungeheurer Erwartungsdruck auf uns. Mit dieser Belastung müssen wir psychisch fertigwerden." Er selbst verschuldete prompt gegen den Angstgegner Italien ein Tor, am Ende gab es ein fast schon optimales 1:1 in Düsseldorf. Die biederen Dänen wurden in Gelsenkirchen 2:0 geschlagen, und mit dem gleichen Resultat schickten sie in München die Spanier nach Hause.

Auswärtsspiel in der Elbmetropole

Beckenbauer hatte Wort gehalten und im Gegensatz zu 1986 die Maurerkelle in Malente, wo sie sich wieder vorbereiteten, gelassen. "Wir spielen Angriffsfußball. Uns bleibt zu Hause ja auch gar nichts anderes übrig", hatte er versprochen, was gelang, weil Rudi Völler gegen Spanien (beide Tore) endlich sein Formtief überwand und in Jürgen Klinsmann ein neuer Stern am Stürmerhimmel leuchtete.

Wie 1974 sollte das Spiel gegen die Niederlande zur letzten Etappe der Heimatreise werden. Im Halbfinale von Hamburg war Schluss, weil Turnierdebütant Jürgen Kohler einen Elfmeter gegen Marco van Basten verursachte und gegen selbigen eine Minute vor Abpfiff einen Schritt zu spät kam. Das 1:2 von Hamburg ging als eine der bittersten Niederlagen in die DFB-Geschichte ein, wofür Hamburg (0:1 gegen die DDR 1974) prädestiniert zu sein schien. Mit der Elbmetropole wurden die deutschen Kicker selten warm, und Stürmer Frank Mill ätzte ob der mangelnden Unterstützung: "Schön wär’s gewesen, wenn wir in Deutschland gespielt hätten." Denn auch auf den Rängen gaben die Holländer den Ton an.

Schweres Pflaster: Im EM-Halbfinale 1988 in Hamburg foult Jürgen Kohler (links) den Niederländer Marco van Basten, die DFB-Elf scheidet nach 1:2 aus
Schweres Pflaster: Im EM-Halbfinale 1988 in Hamburg foult Jürgen Kohler (links) den Niederländer Marco van Basten, die DFB-Elf scheidet nach 1:2 aus
Credit: Getty Images
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Eine deftige Abrechnung blieb den Verlierern erspart, der vom Boulevard 1984 in den Sattel gehievte Kaiser durfte weiter regieren. Warum auch nicht? "Meine Mannschaft hat begeisternden Fußball gespielt. Es war das beste Turnier, das ich bislang mitgemacht habe", sagte er. Mit dem Kern wurde er zwei Jahre später Weltmeister – und Lichtgestalt von Rom.

Fußball-Turniere in Deutschland: Das Sommermärchen 2006

Nicht mehr im Trainingsanzug, sondern im Jackett sah Deutschland den Kaiser bei der WM 2006. Als Chef des WM-OK hatte er sie ins Land geholt, mit Geld und guten Worten. Die Ausgangslage ist der von heute am nächsten. Nach einem enttäuschenden Turnier kam ein junger Trainer, dessen Amtszeit auf das Ende des nächsten begrenzt war: Jürgen Klinsmann, der am liebsten von Kalifornien aus die Mannschaft regierte, sah sich als Projektleiter, womit die Parallelen zu Julian Nagelsmann allerdings enden.

Im Gegensatz zu Schön und Beckenbauer empfand sich Klinsmann als Reformer, der die zwei Jahre bis zur WM nutzte, um eine Mannschaft und ein Team um das Team zu bauen und einen neuen Geist einzubringen. Den sollten nicht zuletzt die roten Trikots symbolisieren, mit denen die Mannschaft in sieben der 15 Spiele des Jahres 2005 auflief. Wahre Begeisterungsstürme löste sie aus, als sie im Confed-Cup Dritter wurde und den Großen der Welt Paroli bot.

Doch das hielt nicht lange vor, und im März 2006 war nach einem 1:4 in Florenz gegen Italien Alarmstufe Rot angesagt. Das sprach dem hohn, was Klinsmann als Parole ausgegeben hatte: "Die Fans haben den Wunsch und die große Hoffnung, dass wir 2006 im eigenen Land Weltmeister werden. Das ist auch meine Zielsetzung." Nun machte sich sogar die Politik Sorgen um die WM im eigenen Land, und Vertreter aller Parteien forderten Klinsmann auf, "dem Sportausschuss zu erklären, wie er Weltmeister werden will".

Den Gefallen tat er dem hohen Haus nicht – und ging weiter seinen Weg mit nur zwei Weltklassespielern, Michael Ballack und Miro Klose, und ganz vielen hungrigen Talenten um die Fanlieblinge Lukas Podolski und Bastian Schweinsteiger.

Fan-Lieblinge bei der WM 2006: Bastian Schweinsteiger (li.) und Lukas Podolski
Fan-Lieblinge bei der WM 2006: Bastian Schweinsteiger (li.) und Lukas Podolski
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Die Sonne lacht mit den Deutschen

Ein Traumtor von Philipp Lahm gegen Costa Rica (4:2) war der Startschuss für eine WM, die viele Erwartungen übertraf. Das späte 1:0 gegen Polen im zweiten Spiel, durch Oliver Neuville, war der Auslöser einer wochenlang anhaltenden Euphorie. Erstmals nach 1970 gewannen die Deutschen alle Gruppenspiele, warfen in München die Schweden raus (2:0) und in Berlin im Elfmeterdrama die Argentinier. Und immer lachte die Sonne.

Das Traumtor von Philipp Lahm gegen Costa Rica leitet das Sommermärchen 2006 ein
Das Traumtor von Philipp Lahm gegen Costa Rica leitet das Sommermärchen 2006 ein
Credit: Imago
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Die Deutschen waren gute und glückliche Gastgeber. Public Viewing in allen Großstädten, schwimmende Bildschirme auf dem Main in Frankfurt, schwarz-rot-goldene Fahnen auf Balkonen und an Autos. Die Menschen trugen Trikots und sangen die Hymne mit. Ein Land entdeckte sich neu und glaubte an die Kraft des Wünschens – alle zusammen für den WM-Pokal.

Dann kam der 4. Juli, Italien stand auf dem Spielplan, und da half selbst das Siege garantierende Westfalenstadion zu Dortmund nicht. Zwei späte Tore kurz vor dem Elfmeter- schießen ließen den Angstgegner triumphieren und die Deutschen weinen. Nur für einen Abend. Dann berauschten sie sich wieder an ihrer WM, die die Klinsmänner mit einem 3:1 gegen Portugal abschlossen. Der Empfang am Hotel in Stutt- gart geriet zum Gänsehauterlebnis, nie wurde ein Dritter in Deutschland mehr gefeiert.

Und der Kaiser? Sah versonnen auf sein Werk: "So stellt sich der liebe Gott die Welt vor." Die EM 2024 schauen sie sich nun zusammen an.



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