EM 2024

DFB braucht kompletten Neuaufbau: Rangnick wäre die bessere Wahl gewesen

Der deutsche Fußball liegt international am Boden. Die Nationalmannschaft ist nur noch Mittelmaß. Mit der Verpflichtung von Ralf Rangnick statt Hansi Flick 2021 als Löw-Nachfolger hätte die Negativentwicklung gestoppt werden können.

Ralf Rangnick
Credit: Imago

Die Stimmung in Fußball-Deutschland ist im Keller. Das Fußball-Jahr 2023 war eines der schlechtesten in der Geschichte der Nationalmannschaft. In elf Spielen gab es drei Siege und sechs Niederlagen bei einem Torverhältnis von 17:22. Die Niederlagen-Quote liegt bei 54,5 Prozent. 

Schlechter war das DFB-Team in den vergangenen zehn Jahren nicht. Daran konnte auch Bundestrainer Julian Nagelsmann nichts ändern, der im Herbst die Nachfolge von Hansi Flick antrat und seine letzten beiden Spiele als DFB-Coach mit 2:3 gegen die Türkei und 0:2 gegen Österreich verlor. 

Nagelsmann: "Ich verstehe die Sorgen der Fans"

"Ich verstehe die Sorgen der Fans, das kann ich absolut nachvollziehen", sagte Nagelsmann, der die Abwärtsentwicklung des deutschen Fußballs ebenfalls nicht stoppen kann. Wie unter seinem Vorgänger Flick tut sich die Nationalmannschaft im Spielaufbau schwer und kassiert viele Gegentore.

"Im Moment kriegen sie zu viele Tore. Zu Null hat man schon länger nicht gespielt. Wenn du in jedem Spiel zwei oder drei Tore kassierst, ist es schwer zu gewinnen", erklärte Österreichs Bundestrainer Ralf Rangnick. Deutschland hatte in den vergangenen zehn Länderspielen 22 Gegentore kassiert.

Bundestrainer Julian Nagelsmann
Bundestrainer Julian Nagelsmann
Credit: Imago
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Ebenfalls ungenügend sind der magelhafte Zusammenhalt im Team und die fehlende klare, taktische Grundausrichtung. Stattdessen wird weiter wild experimentiert. Mit dem Debüt von Robert Andrich gegen Österreich setzte Nagelsmann bereits den 40. deutschen Nationalspieler in diesem Jahr ein. 

Aber die Probleme liegen tiefer. Statt sich 2021 für Ralf Rangnick als Nachfolger für Joachim Löw zu entscheiden, fiel die Wahl auf Flick als neuen Bundestrainer. Eine bequeme Lösung für die Verantwortlichen beim DFB, die aber nur oberflächlich griff. Die maroden Strukturen im Verband blieben.

Rangnick dreht in Österreich jeden Stein um

Statt eines Erneuerers wie Rangnick setzte der Deutsche Fußball-Bund auf Bestehendes. Ein fataler Irrtum, denn zwei Jahre nach Löw spielt die Nationalmannschaft den schlechtesten Fußball seit vielen Jahrzehnten. Im Gegensatz zu Österreich, wo es unter Rangnick eine positive Entwicklung gibt. 

Beim Fußballverband in Österreich bekam Rangnick die Freiheit, alle Steine umzudrehen und alles zu hinterfragen. Statt diesen Job beim DFB zu machen, krempelte Rangnick, der nach eigenen Aussagen nicht ein einziges Mal vom DFB angefragt wurde, beim ÖFB alles zum Besseren um. 

Österreich spielte Deutschland beim 2:0 (1:0) in Wien an die Wand, hatte die bessere Einstellung und die bessere Taktik. Das DFB-Team war lediglich Mittelmaß. Mit dieser Leistung gegen Österreich droht Deutschland bei der Heim-EM im kommenden Jahr das nächste bittere Vorrunden-Aus. 

DFB braucht einen ehrlichen Neuanfang

Rangnick zu bekommen, scheint mittlerweile ausgeschlossen. Bei den Österreichern besitzt er als Bundestrainer einen Vertrag bis 2026. Deutschland muss andere Lösungen finden. Aber wie, wenn das Spielermaterial nicht ausreichend ist und es im Team nur Einzelkämpfer gibt?

Nagelsmann deutete nach der Pleite gegen Österreich an, in welche Richtung es gehen könnte. Statt Schönspielerei, muss sein Team die Ärmel hochkrempeln. Aber auf Dauer wird das nicht reichen, um international wieder erfolgreich zu sein. Der DFB braucht einen kompletten Neuaufbau. 

Am besten mit Typen wie Rangnick oder Matthias Sammer. Aber der eine wird seinen Vertrag bei Österreich nicht aufklösen und der andere mag sich den stressigen Job nicht antun, denn beim DFB gibt es zu viele verkrustete Strukturen und zu viele Verhinderer eines ehrlichen Neustarts.



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