Nagelsmann will mehr Mentalität - nur wie?

Julian Nagelsmann biss sich mächtig auf die Zunge. Das Letzte, was der "traurige" Bundestrainer jetzt wollte, war, "Schlagzeilen" zu produzieren. Und so machte er aus seinem getroffenen Herzen eine Mördergrube - kleine Einblicke in sein Seelenleben ließ er aber zu.

Nagelsmann und die DFB-Elf verlieren in Österreich
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AFP, SID, JOE KLAMAR

"Vielleicht", sagte er über seine knapp sieben Monate vor der Heim-EM völlig dysfunktionale Nationalmannschaft, "müssen wir auf zwei Prozentpunkte Talent verzichten und zwei mehr 'Worker' reinwerfen." Im Klartext: Schluss mit der Schönspielerei, Ärmel hochkrempeln - und nicht nur neben dem Platz gute Freunde sein, die niemand trennen kann.

Und so gab der Bundestrainer seinen schwer geknickten Stars um Kapitän Ilkay Gündogan (Schlimmer geht es nicht") drei Kernbotschaften mit auf den langen Weg in den März, bis zum nächsten Treffen. Das "unglaublich gute Miteinander", nach Nagelsmanns Ansicht für von ihm trainierte Teams beispiellos, müsse endlich auch auf dem Rasen zu sehen sein. "Da habe ich das Gefühl, dass wir zu viel Einzelkämpfer sind, jeder ist mit sich beschäftigt."

Die zweite: Schluss mit "absurden Ballverlusten", die zu Problemen in der Abwehrarbeit führen, die von dieser Elf in Nagelsmanns Systematik mit dieser personellen Besetzung nicht zu beheben sind. Und die dritte: "Ich will rauskommen aus der Opferrolle, das bringt nichts." Soll heißen: Mehr arbeiten auf dem Platz! Mehr Emotion! Mehr Mentalität!

Damit traf er genau den Nerv von Rudi Völler. "Es wird uns nur gelingen, eine gute EM zu spielen und die Menschen wieder auf unsere Seite zu ziehen, wenn wir das machen, was die Türken und die Österreicher gemacht haben: Die fünf Prozent, die wir in den Klubs weniger machen, hier mehr zu machen", betonte der Sportdirektor nach dem 0:2 (0:1) in Wien.