1. Bundesliga

Bobic kritisiert DFB-Nachwuchstalente: "Junge Fußballer zu viel gepampert"

Fredi Bobic spricht beim Editor's Talk von Sports Illustrated über die Frauen-WM 2023 in Australien/Neuseeland, die momentanen Probleme im deutschen Männer-Fußball und den Start von Trainer Felix Magath bei Hertha BSC im vergangenen Jahr.

Fredi Bobic beim Editor's Talk in Frankfurt/Main
Credit: Sports Illustrated
  • Fredi Bobic kritisiert DFB-Talente und Nationalmannschaft
  • Bobic über DFB-Team: "Nach WM-Sieg 2014 sind Fehler passiert"
  • Fredi Bobic: Nachwuchsfußballer werden "zu viel gepampert"

Fredi Bobic genießt seinen Auftritt beim Editor's Talk von Sports Illustrated und Playboy Deutschland in Frankfurt/Main. In einer Talkrunde spricht der ehemalige Hertha-Manager über die Frauen-WM 2023 sowie den momentanen Zustand der deutschen Nationalmannschaft der Männer.

"Der deutschen Fußball-Nationalmannschaft ist es bei den vergangenen Turnieren, im Gegensatz zu den Frauen, nicht gelungen, die Fans zu begeistern. Die Frauen-EM war herausragend. Es ist toll zu sehen, wie sich der Frauen-Fußball entwickelt hat", erklärt Bobic. 

Fredi Bobic: "Nach dem WM-Sieg 2014 sind Fehler passiert"

"Nach dem WM-Sieg 2014 sind Fehler passiert", kritisiert er. "Die Arbeit an den Akademien wurde vergessen. Der 2000er Jahrgang hat die Früchte geerntet. Da war Deutschland in der Entwicklung junger Fußballspieler anderen Nationen weit voraus. Danach haben wir verpasst, ein Update zu machen."

"Man ist eingeschlafen und hat den gleichen Spielertyp produziert. Plötzlich war nur noch von 'Falscher Neun' die Rede. Echte Mittelstürmer gab‘s nicht mehr. Dann hast du natürlich ein Problem. Deutschland hat sich auf dem WM-Sieg 2014 ausgeruht. Diesen Rückstand holen wir so schnell nicht wieder auf."

Im Gegensatz zu den deutschen Männern läuft's bei den Frauen besser. Trotz der Niederlage beim letzten WM-Test gegen Sambia zählen die DFB-Frauen zu den Favoritinnen bei der Fußball-Weltmeisterschaft 2023 in Australien und Neuseeland. 

Bobic: "Frauen-Fußball hat längeren Weg vor sich"

Aber Bobic warnt: "Der Frauen-Fußball hat noch einen längeren Weg vor sich als viele denken. Vielleicht will man im Moment zu schnell zu viel. Die Frauen haben sich die Rückendeckung der Fans verdient, weil sie sympathisch rüberkommen. Aber auch sie werden weiterhin Erfolg brauchen."

Fredi Bobic beim Editor's Talk in Frankfurt/Main
Fredi Bobic beim Editor's Talk in Frankfurt/Main
Credit: Sports Illustrated
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Bei den DFB-Männern hat der Verband mittlerweile mitbekommen, dass die Distanz zu den eigenen Anhängern immer größer geworden ist. Aus diesem Grund versuchen DFB und Spieler wieder mehr Fannähe zu suchen. Aber dieser Weg ist nicht einfach, denn die Distanz ist goß.

"Das DFB-Team der Männer versucht wieder nahbarer für die Fans zu sein. Das hat man bei den letzten Länderspielen auch gemerkt. Es gibt auch wieder mehr öffentliche Trainings. Aber das Thema wird manchmal auch etwas übertrieben, viele Spieler als abgehoben darzustellen. Die heutige Generation ist anders als früher", meint Bobic.

Fredi Bobic: "Alle sind gerade sehr unzufrieden"

Noch viel wichtiger sind aber die sportlichen Erfolge. Nach dem bitteren WM-Ausscheiden in den Vorrunden 2018 und 2022 braucht es neue Ideen, die Fehler aus den vergangenen neuen Jahren zu korrigieren. "Es gibt viele Ideen, den deutschen Fußball international wieder konkurrenzfähig zu machen", so Bobic.

"Aber in Deutschland ist alles kompliziert. Der DFB ist auch nicht einfach. Da ist gerade viel Bewegung drin. Alle sind gerade sehr unzufrieden. Aber wir haben gute Fußballer. Das Problem ist, dass wir keine Generation an Führungsspielern haben. Spielern, die wirklich vorangehen und Verantwortung übernehmen."

Nach Bobic' Meinung muss wieder ein Ruck durch die Nachwuchsarbeit und Weiterentwicklung von jungen Spielern gehen. Vielleicht geht es den Top-Nachwuchstalenten zu gut und man muss die Fußballtalente aus ihrer Komfortzone herausholen. 

"Die Generationen verändern sich, das ist auch gut so. Aber ich erinnere mich an Hertha BSC, als Felix Magath als Trainer kam. Da haben sich die jungen Spieler in die Hose gemacht. Diese Spieler sind anders als früher. In den Akademien wird ihnen zu viel abgenommen. Sie werden viel zu sehr gepampert. Sie müssen selbstständiger werden und sollten auch Fehler machen dürfen, ohne sofort gemaßregelt zu werden."

 

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