Absolute Loyalität: Darum will Freiburg-Kapitän Günter seinen Klub nie verlassen
Inhalt
- Bundesliga-Star Christian Günter exklusiv in Sports Illustrated
- SC-Freiburg-Kapitän Günter: "Sind in Freiburg zu Hause und glücklich"
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Sports Illustrated: Sie kamen 2006 als 13-Jähriger zum SC Freiburg, sind seit 2012 Profi, haben nie den Verein gewechselt. Was hält Sie so lange daheim?
Christian Günter: Vieles. Dieses Privileg, Bundesliga zu spielen – dieses Jahr auch international–, und das in der Heimat, das haben nicht viele. Das ist für mich extrem schön, weil ich einerseits gerne meine Familie um mich habe. Und klar, dann gibt’s die sportliche Seite. Da haben wir uns in den vergangenen Jahren immer wieder verbessert, ich konnte mich verbessern. Das war für mich auch immer ein Faktor: die Frage, ob ich mich individuell weiterentwickeln kann. Wenn das irgendwann nicht mehr der Fall gewesen wäre, hätte man womöglich überlegen müssen, ob man einen anderen Schritt geht. Aber das war bei mir einfach nie der Fall.
Sports Illustrated: Als Leistungsträger, Kapitän und Nationalspieler dürften Sie aber schon das Interesse anderer Klubs geweckt haben. Gab’s denn schon lukrative Angebote?
Günter: Ja, auf jeden Fall. Da habe ich das ein oder andere abgesagt. Für mich war nie etwas dabei, bei dem ich mir dachte: „Das reizt mich jetzt total, bringt mich sportlich extrem weiter.“ Deshalb fiel die Wahl immer wieder auf den SC, und deshalb habe ich auch verlängert. Zwar schließe ich nie etwas aus, aber ich glaube, jeder kann sich vorstellen, dass ich hier auch gerne meine Karriere beenden würde.
Christian Günter über Werte, die man mit Geld nicht kaufen kann
Sports Illustrated: Was macht die Stadt Freiburg und ihren Fußballklub so besonders?
Günter: Die Stadt ist eine schnuckelige Großstadt, mit einer schönen Altstadt. Was mir extrem gefällt, weil ich vom Land komme, ist die vielfältige Gegend rundherum. Man hat den Kaiserstuhl in der Nähe, ist schnell in der Schweiz. Der Bodensee ist nicht weit weg. Und ja, der Verein: Hier wird ehrliche Arbeit geleistet. Von den Putzkräften zu den Vorständen. Wir haben uns Jahr für Jahr entwickelt und keine wilden Dinge getan, sondern immer wieder bedachte Entscheidungen getroffen. Der Verein ist mit der gesündeste in der Bundesliga. Ich kann mich auch gut damit identifizieren, dass immer wieder junge Spieler hochgezogen werden. Ich selbst bin diesen Weg gegangen, da begleitet man das natürlich gerne mit.
Sports Illustrated: Geld gäbe es aber international und auch in Deutschland bei anderen Adressen sicher mehr zu verdienen. Welchen Wert messen Sie dem bei?
Günter: Natürlich muss man seine Familie gut ernähren können, aber ich glaube, als Profifußballer kann man das auf jeden Fall. Deshalb hat das Geld für mich nie eine übergeordnete Rolle gespielt. Klar weiß ich, dass es woanders vielleicht mehr sein könnte. Aber für mich stellt sich dann die Frage: Werde ich dadurch glücklicher? Das ist erst mal schwer zu beantworten, weil ich den Schritt ja nie gegangen bin. Ich kenne aber bei uns in der Mannschaft einige, die den Schritt zu einem anderen Verein gegangen sind und es dort nicht so gut fanden. Dann sind sie wieder zu uns zurückgekommen, weil bei uns einfach viele Dinge gelebt werden, die den Jungs gefallen. Weil wir ein Team sind und der SC Werte verkörpert, mit denen wir uns, und insbesondere ich mich, gut identifizieren können. Das kann man sich mit Geld nicht zwangsläufig erkaufen.
Sports Illustrated: Was bedeutet es Ihnen, mittlerweile auch Kapitän zu sein?
Günter: Ich bin schon als kleiner Kerl mit meinen Eltern oder mit dem Fußballverein immer ins Stadion, bin von früh auf mit dem SC groß geworden. Wenn man als junger Fußballer einen Verein in sein Herz geschlossen hat, gibt’s nichts Größeres, als die Mannschaft als Kapitän aufs Feld zu führen. Das macht mich schon extrem stolz, zumal der Kapitän bei uns von der Mannschaft gewählt und nicht von oben bestimmt wird.
Sports Illustrated: Welche Rolle spielen Beständigkeit und Kontinuität für sportlichen Erfolg?
Günter: Wir sind ein gutes Beispiel dafür, dass das richtig sein kann. Es gibt andere Vereine, bei denen mehr Leute mitreden, die sich mal in den Vordergrund stellen wollen. Das haben wir hier nicht. Das fängt bei den Vorständen an: Jochen Saier, Oliver Leki, Klemens Hartenbach – das sind Menschen, die Werte wie Beständigkeit verkörpern. Wenn man den Weg der Kontinuität einschlägt, gibt es natürlich mal Phasen, in denen es nicht so läuft. Umso wichtiger ist es, dass man dann zusammenhält und offen miteinander redet. Hier findet regelmäßig konstruktiver Austausch statt – nicht über die Medien, sondern intern. Das ist ein hohes Gut.
Günter: Mit einem Verein wie dem FC Liverpool könnte ich mich identifizieren
Sports Illustrated: Leute wie Saier, Hartenbach oder Trainer Christian Streich sind lange im Verein, haben Tiefphasen durchlebt und können jetzt dieses Hoch genießen. Wird im Profifußball zu schnell verkauft und rausgeworfen?
Günter: Das so pauschal zu sagen, ist schwierig. Das liegt oft am Umfeld. Ich merke hier in Freiburg, auch was die Fans betrifft, eine extreme Ruhe. Gerade, wenn es mal nicht so läuft. In anderen Vereinen ist das ein Stück weit anders. Ich will mir nicht anmaßen zu sagen, dass es bei den anderen nur falsch läuft. Ich habe da keinen Einblick hinter die Kulissen, ich bekomme auch nur mit, was man eben so liest. Aber ich glaube, dass es dem einen oder anderen Verein guttun würde, gewisse Dinge noch etwas differenzierter zu sehen, gerade was das Thema Kontinuität angeht. Diese ganz schnellen Trainer-Rauswürfe machen alles etwas unglaubwürdig. Auch wenn das natürlich mal ein Mittel sein kann, einer Mannschaft neuen Push zu geben. Ab und zu trifft man diese Entscheidungen aber zu früh, glaube ich.
Sports Illustrated: Würden Sie in einem Umfeld außerhalb von Freiburg genauso gut funktionieren?
Günter: Wenn ich diese Frage beantworten könnte... Sie ging mir natürlich auch schon mal durch den Kopf, wenn ein Angebot kam. Ich habe – sei es bei der Nationalmannschaft oder der U21 – schon andere Umfelder erlebt. Aber ob ich mich mit dem ganzen Drumherum in einem anderen Verein anfreunden könnte, ist eine andere Frage. Also: Ich glaube schon, dass ich in einem anderen Umfeld funktionieren könnte. Aber da müsste ich schon zu 100 Prozent hinter dem Ganzen stehen.
Sports Illustrated: Gibt es aber ein Land oder einen Klub, der Sie reizen würde?
Günter: Natürlich gibt es Klubs, die außergewöhnlich sind. Für mich ist so ein Beispiel der FC Liverpool, der auch für Kontinuität steht. Ich würde lügen, wenn man sagen würde, ich schließe es von vornherein aus, falls ich die Chance bekäme, dort zu spielen. Mit so einem Verein könnte ich mich identifizieren. Ich bin aber sehr dankbar für meine Rolle beim SC. Wir sind in Freiburg zu Hause und glücklich.
Sports Illustrated: Haben Sie nie die Befürchtung, ohne Vereinswechsel in Ihrer Karriere irgendetwas verpassen zu können?
Günter: Ich bin gar nicht der Typ dafür, weil ich so nicht denke. Ich blicke nach vorne, bin ein extrem positiver Mensch. Wenn ich verspüren würde, dass ich jetzt unbedingt was anderes sehen müsste, dann würde ich auf den Verein zukommen und das auch sagen. Man würde dann sicher eine Lösung finden. Aber darüber denke ich überhaupt nicht nach, daran verschwende ich keinen Gedanken.
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