GFL

"GFL-Insider": Braunschweig New Yorker Lions lange kein Titelkandidat mehr

Die Braunschweig New Yorker Lions haben ihre besten Zeiten hinter sich - und Besserung ist nicht in Sicht. "GFL-Insider" Philipp Forstner nennt in seiner wöchentlichen Kolumne die Gründe für den Niedergang des einstigen Football-Serienmeisters.

Braunschweig New Yorker Lions
Credit: Imago
 

Nachdem die Braunschweig New Yorker Lions am Ende der Saison 2019 zum fünften Mal in sieben Jahren die Deutsche Meisterschaft gewannen und obendrein noch vier Euro-Bowl-Titel in dieser Zeit eingeheimst haben, fabulierten einige Journalisten über die “New England Patriots der German Football League”. Im vollen Bewusstsein, dass dieser Vergleich damals wie heute leistungsbezogen gewaltig hinkt, lassen sich aktuell wieder Parallelen zum "Patriot-Way" finden, die man in Braunschweig nicht länger ignorieren kann. 

Seit ihrem letzten Erfolg im Jahr 2019 erreichten die Lions nur einmal das Halbfinale in den Playoffs. Die Krone im Norden, die seit der Ankunft von Head Coach Troy Tomlin ab 2013 fest in den Krallen der Löwen steckte, wurde kein einziges Mal seit der Pandemie geholt. Der einst so erfolgreiche "Lions-Way" muss spätestens mit der Auftaktniederlage am vergangenen Samstag gegen die Kiel Baltic Hurricanes dringend überdacht werden. 

Braunschweig Lions bis 2029 GFL-Aushängeschild

Fast ein Jahrzehnt dominierten die New Yorker Lions in der GFL beinahe jeden Gegner mit physischem Football, einer knallharten Defense und ihrem exzellenten Quarterback Casey Therriault. Als dieser das Team nach vier Meistertiteln 2017 verließ, bekam die Fassade erste Risse, konnte aber durch eine starke Offensive Line und einem erstklassigen Laufspiel aufrechterhalten werden. 

Aber die Uhr hat sich seitdem in der GFL und generell im europäischen Football weitergedreht. Mit dem Aufkommen der European League of Football benötigen die 22 deutschen Teams in den beiden höchsten Klassen Europas im American Football mittlerweile über 100 Offensive Linemen mit Starter-Potential. Der Aufbau einer dominanten Front aus nationalen Talenten ist im Prinzip für kein einziges Team mehr möglich, weil die Leistungsdichte bei dieser Vielzahl an gesuchten Spielern einfach nicht so hoch sein kann. 

Ein Quarterback wie Therriault ist nicht einfach zu finden. Doch der Versuch, mit Lamar Jordan in die aktuelle Saison zu gehen, schien von Beginn an zum Scheitern verurteilt. Während bereits die Hamburg Sea Devils das Projekt Jordan nach ihrer erfolglosen Titel-Kampagne in der ELF aufgaben und Jordan zum Wide Receiver degradierten, wollten es die Lions anscheinend besser wissen. 

Lamar Jordan ist nicht die Lösung

Die Wahrheit ist, dass die Braunschweiger sich mit einem der schwächeren Quarterbacks in der GFL zufriedengeben müssen, der sich nicht auf einen ähnlichen Rückhalt seiner Offensive Line verlassen kann, wie einstmals Quarterbacks bei den Löwen. Obendrein haben sich die letzten jungen Receiver nicht mehr so entwickelt, wie in früheren Zeiten und das Projekt mit Jacob Smillie einen Rugby-Spieler auf Runningback zu etablieren, ist spätestens in dem Moment gescheitert, als der Engländer nicht einmal mehr zum Kader im Auftaktspiel gezählt wurde. 

Wenn in dieser Phase vor dem Spielbeginn zusätzlich die beiden wichtigen Defender O.J. Thompson und Felix King ausfallen, sind die Lions plötzlich nicht einmal mehr in der Lage, das letztjährige schwächste Team der GFL Nord zu besiegen. Obwohl die Hurricanes ein zugegeben großartiges Spiel zeigten und wir in diesem Jahr wieder mit den Nordlichtern rechnen müssen, kann dies nicht der Maßstab für das Team um Troy Tomlin sein. 

Coaching und Scouting gehören überdacht

Um in der GFL vorne mitzuspielen, braucht es einen starken Quarterback, eine bessere Entwicklung der Offensivkräfte, vor allem der Wide Receiver und ein effektiveres Scouting. Die Anzahl der ambitionierten Teams der Titelanwärter ist größer geworden und gute Spieler klopfen nicht von sich aus an die Tür der Braunschweiger Geschäftsstelle. 

Damit der Verein wieder vorne angreifen und seinen hohen Ansprüchen gerecht werden kann, benötigt das Team einen Umbruch, der, wie man hört, nach der Saison ohnehin anstehen soll. Vielleicht müssen sich Tomlin und sein Trainerstab aber bereits zur Sommerpause Gedanken um ihre Jobs machen, wenn der Abwärtstrend nach der 14-28-GFL-Auftaktniederlage bei den Kiel Baltic Hurricanes nicht aufgehalten wird. Allein die früheren Erfolge werden ihn nicht länger schützen. 

Die wöchentlich erscheinende Kolumne befasst sich mit dem Tagesgeschehen in der German Football League (GFL). Mit gespitzter Feder handelt Philipp Forstner aka "Draft Nerd" die GFL-Themen ab, die sich nicht in den Pressemitteilungen der Vereine finden lassen. Im “GFL-Insider” geht es ehrlich, aber auch direkt zu. 



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