Moritz und Franz Wagner: Das macht das Brüderpaar in der NBA so besonders
- Moritz und Franz Wagner: Brüderpaar in der NBA
- Wagner-Brüder: Selbstreflexion und Besonnenheit
- Spiel der Orlando Magic zur deutschen Prime-Time
Ihre Geschichte ist fast märchenhaft: Zwei Brüder, aufgewachsen auf den Basketball-Streetcourts von Berlin, schaffen beide (!) den schier utopischen Schritt in die NBA - und landen im selben Team. Moritz und Franz Wagner von den Orlando Magic are living the dream. Und trotzdem ist da etwas anders am Brüderpaar.
Nachdem Moritz bereits 2018 von den Los Angeles Lakers gedraftet wurde und über Washington und Boston im April 2021 schließlich bei den Magic landete, pickte das Franchise aus Florida Franz im Sommer desselben Jahres gleich im Draft, an 8. Stelle. Seitdem spielt, trainiert und wohnt das Brüderpaar zusammen. Gegenüber Sports Illustrated sagte der 25-Jährige Moritz bei einer Medienrunde am Dienstag: "Ich weiß, wie es ohne Geschwisterteil sein kann und wie kostbar es ist, wie speziell das ist. Aber ich glaube, da spreche ich Franz jetzt nichts ab, der weiß das genauso zu schätzen."
Moritz Wagner: "Da sind wir gut drin ... "
Moritz erlebte bei seinen früheren Stationen bereits, wie schnelllebig das Business NBA sein kann. Überraschende Trades oder Entlassungen werden oftmals innerhalb von wenigen Stunden abgewickelt, Spieler spielen vor dem Schlafengehen noch für ein Team an der Westküste, im Morgengrauen geht dann bereits der Flieger zum neuen Team am Atlantik. "Das Gute ist, dass wir zwei Menschen sind, die sich auch daran erinnern können", sagt Moritz.
"Das ist ja ein natürlicher Instinkt, dass man das für selbstverständlich nimmt. Da sind wir gut darin, das auch mal auszusprechen und uns gegenseitig zu erinnern, wie speziell und einzigartig das ist", so der ältere Bruder, der verdeutlicht: "Es macht einfach einen großen Unterschied, wenn man zusammen nach Hause fährt und mit jemanden darüber reden, sich vielleicht auch mal abreagieren kann, die Frustration rauslässt und dann war’s das aber auch und man sieht nach vorne. Und dann hilft’s auch in der Performance total, wenn man jemanden hat, der einen sehr gut kennt. Vor allem in der Kommunikation, da ist das einfach ein ganz anderes Level."
Franz Wagner: Diese Sprache sprechen die Brüder auf dem Court
Wie innig ebendiese "Kommunikation" ist, erklärt der 21-jährige Franz auf die Frage, in welcher Sprache die Brüder denn auf dem Court kommunizieren: "Es kommt darauf an, ob andere das hören sollen oder nicht. Und meistens sollen sie’s nicht hören", so der Forward, "dann reden wir deutsch."
Nicht nur in der Sprache hebt sich das Geschwisterpaar von der "Soap-Opera NBA" (Wortlaut Moritz), ab. Stats, Performance, Awards - all das sind nur Nebensachen im Leben der Wagner-Brüder. In ihren Antworten ist dieser "Blick über den Tellerrand", eine Besonnenheit, die Selbstreflexion immer spürbar.
Wagner-Brüder verzichten auf "Soap-Opera NBA"
Die beruflichen Leistungen seien "natürlich total signifikant für die Karriere, die Familie", erklärt Center Moritz. "Aber ich glaube, das viel wichtigere und präsentere als Profi-Sportler ist das Day-to-day-life. Und die Erfahrung an sich. Wir beide verwenden sehr viel Energie darauf, dieses so simpel wie möglich zu gestalten und individuell auf uns zuzuschneiden. Das Drama ein bisschen Drama sein zu lassen und unsere eigene Welt durchzuziehen."
Umso mehr helfe es da, mit der Familie zusammen zu sein. "Dann kann man auch mal über andere Dinge reden als die Stats, oder welcher Dunk gestern passiert ist, oder wer gestern nicht zum Training gekommen ist."
Dass das nicht immer einfach ist, weiß auch Franz: "Gerade in diesem Zeitalter, wo man immer irgendwie am Handy rumspielt, auf Social Media ist, immer wieder verglichen wird ... Und man sich dann irgendwann selbst vergleicht und so diesen Druck aufbaut. Ich glaube, das Schwerste ist, sich immer auf sich zu fokussieren, weil man das andere sowieso nicht kontrollieren kann". Außerdem sei immer auch wichtig: "Dass man das trotzdem auch einfach genießt", so der vier Jahre jüngere Bruder.
Denn Franz weiß: "Dass es auch nicht das Wichtigste ist, wie viele Punkte man gestern gemacht hat, oder sogar wie das Spiel ausgegangen ist. Sondern, ob man mit dem richtigen Mindset reingegangen ist, ob man ein guter Teammate war. Dass man sich an solchen Sachen festhält und nicht an dem, was für Medien oder Ähnliches wichtiger erscheint."
Zur deutschen Primetime: Orlando Magic vs. Boston Celtics
Eine Chance für das Brüderpaar sich mit den Orlando Magic zur TV-Bestzeit in der deutschen Heimat zu präsentieren, bietet sich am Sonntag, den 18. Dezember. Dann treten die Orlando Magic gegen die Boston Celtics, das aktuell beste Team der Liga, an - und das zur deutschen Primetime um 21 Uhr. "Ich habe mich als Kind immer darauf gefreut, wenn es Spiele gab um diese Uhrzeit, wo ich noch aufbleiben konnte", erinnert sich Franz. "Jetzt in der Situation zu sein, wo Leute einschalten um einen spielen zu sehen, ist etwas richtig Cooles". Es sei, so Franz, "definitiv etwas Besonderes, dass Leute von zuhause zugucken können."
"Zugucken" können deutsche Fans einerseits über die Streaming-Plattform DAZN, die das Spiel live übertragt. Gleichzeitig kann man das Match-Up auch wie gewohnt live mit dem NBA League Pass genießen.
Schon vorab können sich die Zuschauer darauf einstellen, dass es keine gegenseitige Bewertung des Brüderpaares nach dem Spiel geben wird: "Wir geben uns Mühe, dass wir unsere berufliche Beziehung von unserer persönlichen Beziehung trennen", sagt Moritz. "Ich werde es mir also nicht rausnehmen, ihn auf einer Basketball-Ebene zu bewerten, sondern als großer Bruder für ihn da sein und es genießen, mit ihm auf dieser Reise zu sein."
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