Björn Werner: "Footballer sind normale Menschen mit Ängsten und Schwächen"
Am Wochenende starten die NFL-Wildcard-Games. Welche Teams kommen weiter, wer fliegt raus?
Björn Werner: Das werden spannende Duelle von den Wildcard Games bis zum Super Bowl. Ich denke, dass die Kansas City Chiefs eine entscheidende Rolle spielen. Sie hauen die Pittsburg Steelers raus und treffen dann auf die Buffalo Bills. In den Conference Finals bekommen es Chiefs-Quarterback Patrick Mahomes mit den Titans zu zu. Im Super Bowl sehe ich die Kansas City Chiefs gegen die Green Bay Packers.
Haben die New England Patriots eine Chance gegen die starken Buffalo Bills?
Werner: Die Patriots sind genauso stark wie die Bills. Es ist die gesamte Season ein heißes Rennen in der AFC East. Die Bills haben sich die Krone der Division gesichert und mit dem Heimrecht durchaus Vorteile. Die Patriots haben in Buffalo zwar in dieser Season gewonnen, aber das war ein Spiel im Schnee, bei dem sie nur drei Passversuche hatten und ganz einfach das stärkere Laufspiel. Das wird so nicht noch einmal passieren.
Die Packers und die Titans haben als Nr. 1 der NFC und der AFC am Wochenende spielfrei. Welches Team ist besser?
Werner: Das sind für mich ganz klar die Packers. Die sind in meinen Augen das heißeste Team in der NFL in der Offense sowie der Defense. Ich habe sie als Super-Bowl-Champion getippt. Die Packers sind klar das bessere Team.
Titelverteidiger Tampa Bay Buccaneers muss gegen die Philadelphia Eagles ran. Kann Tom Brady sein Team erneut in den Super Bowl führen?
Werner: Dieses Spiel werden sie sich die Bucs "locker" holen. Sie spielen zu Hause und haben das komplettere Team. Ob Tampa Bay den Super Bowl verteidigen kann, ist schwer zu sagen. Man hat in der Vergangenheit gelernt, dass man nie gegen Tom Brady wetten sollte. Im NFC-Championship-Spiel treffen sie vermutlich auf die Packers und werden scheitern. Die Packers haben Heimrecht und im Lambeau Field zu gewinnen ist auch ohne die Kälte schwer genug. Ich denke nicht, dass sich die Geschichte aus dem Vorjahr wiederholen wird.
Bucs-Trainer Bruce Arians macht sich für Tom Brady als MVP stark. Sollte Brady diese Auszeichnung bekommen oder gibt es einen Besseren?
Werner: Natürlich steht ein Head Coach immer hinter seinen Spielern und macht sich dafür. Ich bin hin- und hergerissen, ob Brady wirklich MVP wird. Für mich ist es entweder Brady oder Aaron Rodgers. Wenn man rein auf das Spielerische schaut und die Kontroversen abseits des Spielfelds ignoriert – wie beispielsweise Rodgers Statements zum Impfstatus – sollte Rodgers MVP werden. Am Ende entscheiden die 50 Voter. Da spielt vermutlich das Image mit rein. Ich tendiere aber zu Rodgers.
American Football ist ein knallharter Sport. Darf man sich in der NFL als Profi überhaupt Schwächen erlauben oder ist das ein „No-Go“?
Werner: Ein Thema, das auch im Football sehr präsent ist, sind Depressionen. Viele Spieler, die sich offen dazu bekannt haben, wurden in der Vergangenheit in der Öffentlichkeit dafür kritisiert. Genau deswegen finde ich es wichtig, offen über Probleme und Schwächen zu sprechen. Nach meinem Karriereende befand ich mich auch in einem Tief. Jeder hat eine andere Wahrnehmung, was Depressionen betrifft. Aber darüber zu sprechen und offen damit umzugehen, zeigt meiner Meinung nach Stärke und keine Schwäche.
Wie haben Sie Ihre Zeit als Footballer erlebt? Wer hat Ihnen in schweren Momenten geholfen?
Werner: Meine Frau. Seit ich 16 Jahre alt bin, ist sie an meiner Seite. Sie hat die komplette Reise miterlebt, hat mich immer unterstützt und ist mit mir durch alle Höhen und Tiefen gegangen. Sie war und ist mir immer der größte Halt.
Sie haben einmal gesagt, dass Sie es als Stärke ansehen, offen über Probleme zu reden. Sehen das andere Footballer auch so?
Werner: Football ist für viele immer noch ein typisch Männer-Sport, der von männlichen Rollenbildern geprägt ist: der starke Mann, der keine Schwäche zeigt und nie verletzlich ist. Aber natürlich sind Footballer ganz normale Menschen, die ihre eigenen Ängste, Sorgen und Schwächen haben. Auch Männer und Profisportler können Stärke zeigen, indem sie über ihre Probleme sprechen. Heutzutage wird Verletzlichkeit bei Männern leider immer noch viel zu oft in einem negativen Licht wahrgenommen. Ich persönlich finde es sehr wichtig, offen mit solchen Themen umzugehen. Ich kann hier aber nicht für andere Footballer sprechen. Ich denke aber, dass sich American Football als Sport in letzter Zeit enorm weiterentwickelt hat und insgesamt offener geworden ist.
Wer gewinnt den Titel 2022?
Werner: Die Green Bay Packers.
Vielen Dank für das Gespräch.
Zur Person: Björn Werner (31) kommt aus Berlin und spielte von 2013 bis 2015 bei den Indianapolis Colts in der NFL. Er ist Markenbotschafter der 8X4-Kampagne "Grenzenlos frisch". "Diese Kampagne passt gut zu mir. Hier geht es darum, offen zu sein, mutig neue Wege zu gehen und Rollenklischees abzulegen", so Werner.
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