Das Formel-1-Reife(n)zeugnis des SID: Las Vegas

LAS VEGAS: Der Gastgeber ausnahmsweise zuerst, denn er war in dieser Geschichte Held und Bösewicht in einem. Die Formel 1 überhöhte ihr neues Rennen wochen- und monatelang und trug damit vielleicht auch dazu bei: Die einen freuten sich auf große Szenen auf dem hell beleuchteten Strip, die anderen fürchteten eine monströse Show und den Sport in der Rolle des Nebendarstellers. Unter ihnen Max Verstappen, der sich bei der Eröffnung dann auch "wie ein Clown" vorkam. Und es folgte noch so mancher Moment, etwa bei der Fahrervorstellung, der durchaus in die Kategorie "unangenehm" einsortiert werden darf. Allerdings war Las Vegas ein Beleg, dass der Sport nicht unter viel Show leiden muss. Das Rennen war das spannendste der Saison, dafür sorgte die Strecke mit ihren sehr wirksamen DRS-Zonen und dem rutschigen Asphalt. Die Probleme, es gab große an diesem Premieren-Wochenende, lagen woanders.

Die Fans bekamen im Rennen ein Spektakel geboten
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FIRO, SID, ANTONIN VINCENT

FORMEL 1: Die fliegende Kanalabdeckung war eines, natürlich. Vorfälle wie dieser sind bei einem neuen Stadtkurs auf sechs Kilometern Länge allerdings nie auszuschließen und müssen nicht zwingend mit Pfusch beim Streckenbau erklärt werden. Problematischer war der Umgang der Formel 1 mit diesem Fall, in vieler Hinsicht. Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff schimpfte wild, als Journalisten laute Kritik vorbrachten. Mangelnde Kommunikation und schlechtes Krisenmanagement führten dann dazu, dass Fans stundenlang bis in die Nacht ausharrten, um doch noch Autos zu sehen - und kurz vor der Session nach Hause geschickt wurden. Viel Geld hatten sie für ihre Tickets bezahlt, die Formel 1 möchte sie gerne mit Merchandising-Gutscheinen entschädigen. Und darum droht nun ein Rechtsstreit, eine Kanzlei in Las Vegas hat Sammelklage gegen die Organisatoren eingereicht.

MAX VERSTAPPEN: Ach ja, der Sport. Den hatte am Ende doch wieder der Weltmeister im Griff, aber was war das für ein Weg dorthin. Verstappen hatte durchaus schon Rückstände wettgemacht in diesem Jahr, meist souverän, aber Las Vegas war anders. Verstappen schoss vor, fiel zurück, hatte Glück mit einer Safety-Car-Phase, die sein eigener Crash mit George Russell auslöste. Und war im wirklich andauernden Durcheinander dieses Rennens doch schnell, clever und genau genug, um ganz am Ende wieder vorne zu stehen. Verstappen hatte ja ausdauernd erklärt, warum ihm zu viel Show rund um ein Rennen missfällt: Der Sport, die Emotionen und das Adrenalin beim Rennfahren sollen im Mittelpunkt stehen. Davon gab es reichlich in Las Vegas, und darum hat es ihm dann doch noch ganz gut gefallen. "Viva Las Vegas", sang er nach der Zieldurchfahrt.

CHARLES LECLERC: Der Monegasse hatte großen Anteil daran, dass dieses Rennen so gut anzuschauen war. Der Ferrari-Pilot ließ einem herausragenden Qualifying ein starkes Rennen folgen, die Fans wählten ihn dann auch zum Fahrer des Tages - obwohl er von der Pole Position nur den zweiten Platz erreichte. Das hatte aber auch mit der Safety-Car-Phase in einem für ihn ungünstigen Moment zu tun. Seine Reifen waren noch recht frisch, er blieb draußen. Rückblickend hätte ein Wechsel wohl eher geholfen. Die Duelle, die Leclerc sich aber immer wieder lieferte, waren sehenswert. Das letzte davon in der letzten Runde des Rennens, ganz am Ende des Las Vegas Boulevard gegen Sergio Perez. Es brachte immerhin noch Rang zwei.

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