Skispringen

Berühmte Sport-Trophäen: Der "Goldene Adler" bei der Vierschanzentournee

Aus deutscher Sicht verlief die 70. Vierschanzentournee eher ernüchternd. Das Objekt der Begierde: Der goldene Adler-Pokal, den sich der Japaner Ryoyu Kobayashi 2023/24 gesichert hat. Unsere Autorin nimmt die Trophäe unter die Kunstkritik-Lupe.

Adler-Pokal für den Sieger der Vierschanzentournee
Credit: Imago

Wer ein gewisses Talent für eine Sportart an den Tag legt, wird früher oder später auf Tiervergleiche treffen. Da schwimmt man wie ein Fisch, sprintet wie ein Gepard oder turnt wie ein Äffchen. Es gibt jedoch kaum eine engere sprachliche Beziehung als die zwischen Skispringern und dem Adler. Kein TV-Kommentator kommt ohne die geflügelten Vorbilder aus, die auch den deutschen "DSV-Adlern" ihren Namen verleihen. 

Begehrtester Skisprung-Pokal

Auch die wohl begehrteste Trophäe der Skisprungwelt kommt in Form des größten mitteleuropäischen Greifvogels daher. Das für den Sieger der jährlichen Vierschanzentournee in Oberstdorf, Garmisch-Partenkirchen, Innsbruck und Bischofshofen geschaffene, metallisch glänzende Tier sitzt auf einem Würfel aus geschliffenem Glas und breitet seine imposanten Schwingen aus. Gefertigt wird der Pokal in der Manufaktur Joska in Bodenmais im Bayerischen Wald – demselben Ort, an dem auch die "Kristallkugeln" für den Ski-Alpin-Weltcup entstehen.   

Symbolik des Adlers

Der Adler ist nach dem Löwen das zweithäufigste Wappentier, prominent vertreten auch im Emblem der Bundesrepublik Deutschland. In der Antike galt der Vogel als Bote der Götter und als tierischer Stellvertreter für Zeus, Jupiter und Odin. Außerdem steht er für Mut und Stärke – zwei Eigenschaften, die nicht schaden, wenn man sich mit zwei Brettern unter den Füßen von riesigen Schanzen stürzt. 

"Gold-Adler" der Vierschanzentournee
"Gold-Adler" der Vierschanzentournee
Credit: Imago
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Der Adlerpokal der Vierschanzentournee ist weder besonders groß noch besonders wertvoll, aber er gehört mit seiner filigranen Fertigung (man kann sogar die Struktur der Federn erkennen) zu den gestalterisch ambitioniertesten Trophäen der Sportwelt. Die Kamerateams bei den Übertragungen der Springen scheinen ihn sogar so gern zu haben, dass sie ihn in jeder erdenklichen Form ins Bild rücken. Besonders oft steht er in der Nähe des Schanzentischs, sodass die Springer im TV über ihn hinwegzuschießen scheinen und mit ihrem breiten V die Form der Vogelflügel wiederholen.  

Trophäen-Eklat

Während der Adler bei den skispringenden Männern ästhetisch unumstritten ist, verursachte das Silvesterturnier der Frauen im vergangenen Jahr einen Trophäen-Eklat. Nicht nur, dass die "richtige" Vierschanzentournee der Frauen von der FIS immer wieder verschoben wurde (diesen Winter findet mit Springen in Garmisch-Partenkirchen und Oberstdorf eine "halbe" Vierschanzentournee statt), als Preis für das Ersatzturnier gab es auch noch... eine goldene Eule. Auch diese Vögel haben eine weite Flügelspanne und können ziemlich gekonnt durch die Luft segeln. Sportlich-metaphorisch erleidet der Pokal jedoch eine ziemliche Bruchlandung. 



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