Olympische Spiele

Olympiasieger Liebscher-Lucz: "Ich möchte in Paris mein drittes Gold holen"

Tom Liebscher-Lucz ist einer der erfolgreichsten Kanu-Rennsportler in Deutschland. Bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro sowie in Tokio holte er bereits zwei Mal Gold. Im Sports-Illustrated-Interview spricht er über seine weiteren Ziele.

Kanu-Olympiasieger Tom Liebscher-Lucz
Credit: Imago

Sports Illustrated: Wie sind Sie zum Kanu-Rennsport gekommen?

Tom Liebscher-Lucz: Ich bin im Alter von zehn Jahren zum Kanu-Rennsport gekommen. Meine Mama ist früher selbst gepaddelt und hat an Meisterschaften teilgenommen. Danach hat es meine Schwester mit dem Kanu-Sport probiert und als kleiner Bruder will man das machen, was die große Schwester macht. Ich bin dabei geblieben und erfolgreich geworden. Nun bin ich schon seit 20 Jahren Kanu-Profi und hätte nie gedacht, dass ich zwei olympische Goldmedaillen gewinnen kann. 

Sports Illustrated: Was ist die besondere Faszination am Kanu-Sport?

Liebscher-Lucz: Es ist eine Ausdauersportart, die sehr viel Gleichgewichtssinn erfordert. Mir macht es Spaß, draußen auf dem Wasser zu sein. Gleichzeitig ist es bei einer Outdoor-Sportart immer eine Herausforderung, sich den Bedingungen anzupassen. Weiterhin konnte ich durch die Wettkämpfe und Trainingslager sehr viele Orte sehen - vor allem aus einer anderen Perspektive vom Wasser aus. 

Tom Liebscher
Tom Liebscher
Credit: Amelie Jehmlich
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Sports Illustrated: Hatten Sie als Kind ein sportliches Vorbild?

Liebscher-Lucz: Meine sportlichen Vorbilder waren immer Kanuten. Mein großes Vorbild war damals die achtmalige Olympiasiegerin Brigit Fischer, die immer noch die erfolgreichste Olympionikin Deutschlands ist. Ronald Rauhe war ebenfalls ein Vorbild für mich. Wir haben gemeinsam viele Erfolge gefeiert, unter anderem haben wir 2021 in Tokio die Goldmedaille im Kajak-Vierer gewonnen. 

Sports Illustrated: Sie sind Sternzeichen Löwe. Sind Sie ein klassischer Kämpfer-Typ?

Liebscher-Lucz: Das kann man mir auf jeden Fall nicht absprechen. Einige Rennen habe ich auf den letzten Metern gewonnen. Schon als kleines Kind wollte ich mich durchsetzen. Sportlich gesehen gibt es Momente, wenn es mal nicht so läuft. Aber dann muss man sich wieder herankämpfen. Einen wichtigen Beitrag hat zum Beispiel die Elbe geleistet, auf der wir trainieren. Auf ihr lässt es sich nicht so leicht paddeln, wodurch ich früh gelernt habe, mit widrigen Bedingungen zurechtzukommen und auf die Zähne zu beißen. 

Sports Illustrated: Was sind Ihre Stärken und Schwächen? Welche Dinge können Sie verbessern?

Liebscher-Lucz: Verbessern kann man immer viele Dinge. Die Herausforderung ist, wenn man eine Sache verbessert, dass man andere Dinge nicht vernachlässigt, um in allen Bereichen möglichst nah an die 100 Prozent zu kommen. Das ist wie mit einer Bettdecke - wenn man an einer Ecke zieht, fehlt es auf der anderen Seite. Ich trainiere sehr viel, bin fleißig und tue das, was auf dem Plan steht. Manchmal erwischt man sich bei dem Gedanken, dass an einem Tag vielleicht nur die Hälfte gereicht hätte. Als Sportler ist ein starkes Mindset gefragt, das man immer verbessern kann. 

Sports Illustrated: Welche Rolle spielt das Material?

Liebscher-Lucz: Das Material spielt eine große Rolle. Wir arbeiten mit dem FES (Anm. d. Red., Institut für Forschung und Entwicklung von Sportgeräten) in Berlin zusammen, die unsere Boote weiterentwickeln und anpassen. Diese Boote sind auf dem neuesten wissenschaftlichen Stand. Das gibt einem im internationalen Vergleich ein gutes Gefühl. Es ist gut zu wissen, dass die Boote perfekt auf mich und meine Teammitglieder angepasst sind. Das gibt vielleicht einen psychologischen Vorteil.

Sports Illustrated: Was kostet so ein Boot und wie viele Boote haben Sie?

Liebscher-Lucz: Ein Trainingsboot kostet zwischen 3.000 und 4.000 Euro. Das ist quasi ein Boot von der Stange, welches ich als "Einer" fahre. Bei den Mannschaftsbooten, die vom FES kommen, hängt es immer davon ab, wie man die Rechnung aufstellt. Da kommt es auf die Entwicklungskosten an. Aber da kenne ich keine Summen.

Tom Liebscher
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Credit: Amelie Jehmlich
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Sports Illustrated: Sie sind zweifacher Olympiasieger im Vierer-Kajak. Können Sie von Ihrem Sport leben?

Liebscher-Lucz: Ich habe das Glück, dass ich bei der Bundeswehr eine Sportförderstelle bekommen habe, nachdem ich 2013 mein Abitur gemacht habe. Seitdem bin ich Sportsoldat. Außerdem habe ich viele guten Partner und Förderer an meiner Seite. Über die Jahre haben sich weitere Sponsoren hinzugesellt. Erfolge wie Olympia-Teilnahmen sind da immer gute Argumente. Von diesem Geld lebe ich momentan und ernähre meine Familie. Aber nach meinem Sport muss ich auf jeden Fall noch arbeiten.

Sports Illustrated: Ärgert es Sie, was Fußballer in der Zweiten und Dritten Liga im Vergleich zu Top-Athleten in den Randsportarten verdienen?

Liebscher-Lucz: Ich denke, dass wir nicht so schlecht aufgestellt sind. Mit der Sportförderstelle der Bundeswehr haben wir eine sehr gute Grundabsicherung. Aber man sieht auch in unserem Sport, dass die meisten nur diese Stelle haben. Also die Sportförderstelle und sonst nichts. Ohne dieses Geld wäre es auch nicht möglich, so eine Sportart zu betreiben. Bei mir kommt noch ein Sportstipendium dazu, da ich an der TU Dresden studiere, sowie die Unterstützung als Olympiakader von der Sporthilfe. 

Sports Illustrated: Von der Sporthilfe gibt es 600 bis 800 Euro im Monat. Das klingt nicht nach viel, was die Athleten von der Sporthilfe bekommen. 

Liebscher-Lucz: Man muss sehen, dass die Sporthilfe mittlerweile über 4000 Athleten in Deutschland fördert. Die Stiftung setzt sich für jeden einzelnen Sportler ein, auch über das Finanzielle hinaus. Ich bin sehr dankbar dafür. 

Sports Illustrated: Wie sehen Ihre Ziele für Olympia 2024 in Paris aus?

Liebscher-Lucz: Bei den Olympischen Spielen in Paris möchte ich wieder im Kajak-Vierer an den Start gehen. Mein Ziel ist es, nach den Olympiasiegen 2016 in Rio und 2021 in Tokio, wieder ganz vorne dabei zu sein. Wir wollen nicht nur teilnehmen, sondern um Medaillen paddeln. 

Sports Illustrated: Wie lange planen Sie Ihre Karriere fortsetzen?

Liebscher-Lucz: Als Kanute kann man mittlerweile bis Ende 30 fahren. Ich schaue mal. Jetzt stehen erstmal wichtige Highlights mit den Olympischen Spielen 2024 und den Finals 2025 in meiner Heimatstadt Dresden an. Das sind zwei große Meilensteine, die mir sehr wichtig sind. Wenn ich danach gut genug bin und Lust habe, werde ich sicherlich weitermachen.

Sports Illustrated: Was kommt nach der Karriere? Wie sehen Ihre weiteren Ziele aus?

Liebscher-Lucz: Mein Plan B war immer mein Studium - auch als Absicherung. Aber wenn man so viel für den sportlichen Erfolg investiert, wie in den vergangenen Jahren, kommt das Studium schon ein bisschen kurz. Später würde ich gerne in der Wirtschaft arbeiten. 

Tom Liebscher
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Credit: Amelie Jehmlich
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