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Asics-Frontrunnerin Juliane Ilgert: "Ab 100 km machen mir die Strecken erst Spaß"

Als Kind war Juliane Ilgert keine Sportskanone. Die Liebe zur Natur und zum Draußensein trug Ilgert aber immer schon in sich. Jetzt bringt sie Beruf und Hobby unter einen Hut. Warum Ultratrail-Läufe ihre absolute Leidenschaft sind, verrät sie Sports Illustrated.

Asics-Frontrunnerin Juliane Ilgert liebt Ultratrails
Credit: Asics
  • Juliane Ilgert im Sports-Illustrated-Interview
  • Asics-Frontrunnerin Ilgert liebt Ultratrail-Läufe
  • Ilgert: "Ab 100 km machen mir die Strecken Spaß"

Sports Illustrated: Wann haben Sie Ihre Leidenschaft für das Trail- und Ultra-Running entdeckt?

Juliane Ilgert: Ich bin als Kind bereits viel in den Wald gegangen und habe mit dem Hund herumgetobt. Das war auch schon eine Art Trailrunning. Das habe ich dann bis zum Studium nicht mehr gemacht. Aber während des Studiums habe ich meine Leidenschaft fürs Draußensein wiederentdeckt, weil ich die meiste Zeit immer nur gesessen habe und an den Schreibtisch gefesselt war. In Marburg bin ich durch Kommilitonen zum Waldlaufen gekommen. Das hat mir ein besonderes Freiheitsgefühl gegeben. Da bin ich richtig auf den Geschmack gekommen und konnte gar nicht genug davon bekommen.

Sports Illustrated: Sie haben sich selbst mal als "Körperklaus" bezeichnet. Warum?

Ilgert: In meiner Schulzeit habe ich mir meistens beim Sport wehgetan. Ich war so ein bisschen das schwarze Schaf, wenn es um Bewegung ging und dachte, dass Sport überhaupt nicht meine Sache ist. Ich habe meistens gelesen, mich aber nicht viel bewegt. Aber beim Laufen kann jeder mitmachen. Da muss man koordinativ nicht besonders begabt sein. Man muss einfach nur die Ausdauer aufbauen und das liegt mir. Man muss nur dranbleiben, das habe ich ganz gut hinbekommen.

Sports Illustrated: Wie bekommen Sie die Kombination aus Juristin und Ultraläuferin hin?

Ilgert: Ich finde, dass diese Kombination gut zusammenpasst. Ich arbeite Teilzeit und habe Freitag frei, um schneller in die Berge zu kommen. Das Arbeiten und das Laufen sind für mich die perfekte Kombination. Ich würde mir wünschen, dass das mehr Leute für sich entdecken würden. Meine Kollegen, die nicht Sport treiben, haben alle Rückenprobleme. Ich habe diese Probleme nicht. Das Trailrunning ist besonders gut, weil man noch variabler als beim Straßenlauf unterwegs ist.

Sports Illustrated: Welche Rolle spielt das Trailrunning für den Kopf?

Ilgert: Wenn ich aus der Kanzlei komme, ist mein Kopf verstopft. Natürlich auch mit interessanten Themen, aber beim Trailrunning kann ich entspannen. Da wird der Kopf einmal komplett durchgelüftet. Man geht raus und riecht im Herbst die Blätter. Man springt durch Matschpfützen. Die Sinne werden angeregt, die ansonsten tot sind. Ich rieche im Büro vielleicht mal einen Kaffee. Aber ansonsten bin ich nur am Rechner. Trailrunning ist genau das Gegenprogramm. Die mentale Batterie wird wieder aufgeladen. 

Sports Illustrated: Wie sieht Ihr Trainingsalltag aus? Was trainieren Sie?

Ilgert: Mein Schwerpunkt liegt auf Ultratrails. Ab 100 Kilometer machen mir die Strecken erst richtig Spaß. Darauf bereite ich mich konkret vor. Ich laufe auch gerne Marathons auf der Straße, aber das baue ich in meine Vorbereitung für die längeren Läufe ein. Ein Marathon ist selten ein Highlight für mich. Ich mag eher die längeren Strecken. Meistens laufe ich beim Training sechs Tage die Woche. Meistens so zwischen 45 Minuten und fünf Stunden. 

Sports Illustrated: Warum laufen Sie so lange Strecken? Was ist der Reiz für Sie?

Ilgert: Früher habe ich in Nordrhein-Westfalen gewohnt. Da hatte ich keine Berge. Als ich damals mit dem Zug in die Berge gefahren bin, wollte ich nicht nur 30 Kilometer laufen. Dafür war mir die Anreise zu weit und die Laufstrecke zu kurz. Deshalb habe ich mich bei meinem ersten langen Lauf vor genau zehn Jahren für den Zugspitz-Ultra entschieden, wo es über 100 Kilometer einmal um die Zugspitze ging. Ich war damals 24 Stunden in der Natur unterwegs. 

Sports Illustrated: Sie haben mehr als 200 Gipfel, 34 Marathons und 19 Ultratrails geschafft. Woher nehmen Sie Ihre Energie?

Ilgert: Für mich ist es eher so, dass ich ganz viel Energie zurückbekomme. Wenn man beim Wettkampf auf Gleichgesinnte trifft, hat man einen Austausch. Dann ist das nett. Das ist Freizeit. Man trifft sich mit Freunden und ist draußen unterwegs. Klar geht man einen Wettkampf auch mal leistungsorientiert an, aber oft sind diese Läufe auch erlebnisorientiert, dass man die Natur genießt. Dann isst man was an den Verpflegungsstellen und spricht miteinander. Dann bin ich wieder voller Energie, wenn ich von so einem Wochenende nach Hause komme.

Ultratrailrunnerin Juliane Ilgert
Ultratrailrunnerin Juliane Ilgert
Credit: Asics
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Sports Illustrated: Wie füllen Sie Ihren Kalorienspeicher auf? Was können Sie anderen Ultrarunnern empfehlen?

Ilgert: Da ist die Herangehensweise ziemlich einfach. Ich esse viel. Ich habe das vorher oft falsch gemacht. Nach dem Sport ist der Magen etwas verkleinert und man hat nicht so einen Appetit, weil man sich bewegt hat. Aber viel hilft viel. Am besten vor dem Training, während des Trainings und danach essen. Man verbrennt so viele Kalorien, wenn man nicht nachfüllt, dauert die Regeneration sehr lange. Gerade bei den langen Läufen. Wenn man ordentlich isst, dann ist man viel leistungsfähiger. Voller Energie hat man mehr Freude beim Sport. Im Alltag esse ich viel Reis und vor allem langkettige Kohlenhydrate. Hinzu kommen Vollkornbrot und sehr viel Gemüse, weil ich grundsätzlich auch vegan lebe. Beim Rennen kann man alles essen, was reingeht. Also Riegel und bei Ultramarathons Obst. Gerne auch mal einen Kuchen, also einfach Zucker. Das verpufft alles. Das ist alles so schnell verbraucht.

Sports Illustrated: Ist das Laufen für Sie schon eine Art Religion geworden?

Ilgert: Religion finde ich einen schwierigen Begriff, weil der Sport bei mir nicht über allem steht. Für mich ist das Trailrunning eher ein lieber Begleiter. Ich bin traurig, wenn ich mal keine Zeit zum Laufen habe. Dann vermisse ich das. Das Laufen ist für mich wie ein kleines Kind oder ein Partner, den will man auch nicht vergraulen, sondern viel Zeit mit ihm verbringen, indem man genug isst, genug schläft und seinen Körper genug pflegt. Wenn man verletzt ist, kann man nicht laufen. Das ist schon eine Verminderung der Lebensqualität. 

Sports Illustrated: Sie sind Asics Frontrunner. Wie unterstützt Sie Asics beim Laufen?

Ilgert: Ich bin seit sieben Jahren im Team der Asics Frontrunner. Ich hatte damals eine kleine Laufkrise und wollte meine Schuhe an den Nagel hängen. Ich hatte einfach keine Lust. Dann kam Asics mit diesem Team um die Ecke und hat mich gefragt, ob ich mitmachen möchte. Sich mit Gleichgesinnten zu treffen, hat mir neue Impulse gegeben. Da waren nicht nur Ultraläufer dabei, sondern auch Straßen- und Bahnläufer. Ab diesem Zeitpunkt habe ich das Laufen ganz anders gesehen. So kam es auch, dass ich überhaupt weitergemacht habe, sonst würde ich jetzt vielleicht mehr Bergsport machen. 

Sports Illustrated: Welche Art von Schuhen nutzen Sie für die verschiedenen Trails und Läufe?

Ilgert: Ich habe zwei Lieblingsschuhe. Bei den langen Läufen trage ich die Asics Trabuco. Das ist ein stabiler Schuh, der ziemlich guten Halt gibt. Bei Ultrarennen tun irgendwann die Fußsohlen weh. Da brauche ich gute Unterstützung. Für schnelle Trainingsläufe nehme ich den Asics Fuji Speed. Diesen Schuh mag ich total gerne, weil er viel leichter ist. 

Sports Illustrated: Gibt’s bei den langen Läufen blaue Zehennägel?

Ilgert: Blaue Nägel gibt’s immer wieder mal. Aber am schlimmsten ist, wenn die Nägel abfallen. Das kann auch kein Schuh vermeiden. Wenn man bei einem Ultramarathon über Stunden Downhill läuft, leiden die Füße darunter. Klar, man will seine Füße bestmöglich schützen, aber leiden tun sie immer. 

Sports Illustrated: In großen Höhen wird die Luft immer dünner. Beeinflusst Sie das beim Laufen?

Ilgert: Ich merke das schon. Ich mache auch gerne Höhenbergsteigen. Ich war auf dem Elbrus auf über 5000 Meter. Da ist es richtig krass, aber da läuft man natürlich nicht. Aber seither weiß ich, dass es noch schlimmer geht, als wenn man bei Wettkämpfen auf 2000 oder 2500 Metern Höhe ist. Das ist ein großer Unterschied. Da hat man weniger Sauerstoff zur Verfügung. Wenn man dann keinen guten Tag hat, wird es schwer. Dann muss man ein bisschen vorsichtiger mit seinem Körper umgehen. 

Sports Illustrated: Sie sind vor knapp zwei Monaten mit 170 km und 10.000 Höhenmetern einmal um den Mont Blanc gelaufen. Wie haben Sie das trotz Schwangerschaft gepackt?

Ilgert: Ich hätte auch nicht gedacht, dass ich das packe. Aber das war ärztlich alles abgeklärt. Ich hätte selbst gedacht, dass die Ärzte sagen, mach das mal lieber nicht. Aber Ärzte sagen, wenn man fit in eine Schwangerschaft reingeht, kann man auch im fünften oder sechsten Monat der Schwangerschaft noch echt viel laufen. Das ist überhaupt kein Problem. 

Sports Illustrated: Hören Sie Musik bei den Wettkämpfen oder genießen Sie die Stille der Natur? 

Ilgert: Beides ist schön, aber Musik ist für mich die schönste Bereicherung neben dem Laufen. Ich höre sehr gerne Heavy Metal. Ich genieße das total. Es gibt komplexe Metal-Werke, die schon mal über zwölf Minuten gehen. In Verbindung mit epischer Natur sind das zwei Extreme, die aber total gut zusammenpassen. Das gehört für mich ganz eng zusammen. 

Sports Illustrated: Wie lange wollen Sie laufen? Haben Sie sich eine bestimmte Altersgrenze gesetzt?

Ilgert: Die Frage ist, wie lange der Körper mitmacht. Manchmal frage ich mich auch aufgrund der hohen Umfänge, wann machen die Knie schlapp? Aber ich betreibe diesen Sport seit über zehn Jahren auch in der Intensität. Viele Experten meinen, dass man seinen Körper auch stärkt. Vielleicht wird man so stark, dass man diesen Sport auch im hohen Alter ausüben kann. Dann will ich natürlich so lange laufen wie ich kann. 

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