Kommentar

Mutiger Jakub Jankto: In einer besseren Welt müssten sich Fußballer nicht outen

Eines der großen Sport-Themen der vergangenen Tage ist das "Outing" des Fußballprofis Jakub Jankto. Mehr Mut zum "Outing" unter Profifußballern wäre wünschenswert, doch noch besser wäre eine (Sport-)Welt, in der sich niemand mehr "outen" müsste.

Jakub Jankto
Credit: Getty Images
  • Jakub Jankto: Ein Kommentar zum "Outing" im Fußballprofi
  • These: "In einer besseren Welt gäbe es nichts zu "outen"
  • Jankto steht beim FC Getafe in Primera División unter Vertrag

Ich gehe davon aus, dass es jetzt die meisten mitbekommen haben: Der tschechische Fußballprofi Jakub Jankto hat sich als schwul geoutet. Und ist damit der bislang einzige aktive Fußballprofi in einer der europäischen Topligen (Jankto steht beim FC Getafe in der Primera Divisíon unter Vertrag, ist derzeit an Sparta Prag ausgeliehen), der das getan hat. 

Es geht mir in diesem Kommentar nicht nur darum aufzuzeigen, wie groß mein Respekt vor Jakub Jankto ist. Mein Respekt, für diesen Schritt, den er gegangen ist, und der in der Welt des Fußballs, in der er sich vornehmlich bewegt, aber auch in der Gesellschaft, in der wir uns alle bewegen, immer noch so großen Mut erfordert. 

Zum "Outing" von Fußballprofi Jakub Jankto: Warum muss man sich noch immer "outen"?

Aber dieses Brennen zwischen Zwerchfell und Kehle, das sich bei mir immer einstellt, wenn ich über dieses Thema nachdenke, ist nicht nur Freude über Janktos Mut, sondern auch die große Wut darüber, dass man sich, auch in 2023 noch, "outen" muss. Niemand sollte seine sexuelle Identität erklären müssen. Man hat keine "Leiche im Keller", man liebt ganz einfach Männer.

Jakub Jankto schrieb auf Instagram:

„I also want to live my life in freedom.
Without fears.
Without prejudice.
Without violence.
BUT with love.

I am homosexual and I no longer want to hide myself."

 

Jankto erklärt auf Instagram also, sich – nun endlich voll und ganz als er selbst – jene Freiheiten zu nehmen, die für die Mehrheit in unserer Gesellschaft selbstverständlich sind.

Er schreibt und sagt es auch all jenen ins Gesicht, die in den Stadien von den Tribünen schreien, was sie eben so schreien – den ganzen menschenverachtenden Mist. Und sie schreien aus der Sicherheit der Masse heraus, nie um jene Grundbedürfnisse – die Freiheit der Person und der Liebe, sowie Angst-, Gewalt- und Vorurteilsfreiheit – fürchten müssend, die sich Jakub Jankto hier nun endlich und mit Sicherheit unter Zusammennahme seines ganzen Mutes nimmt.

Outings im Profifußball der Herren: Hitzlsperger, Cavallo, Daniels, jetzt Jankto

Den ersten großen, öffentlichen Schritt ging 2014 Thomas Hitzlsperger, der sich nach seiner aktiven Fußballkarriere als schwul outete, 2021 folgte Josh Cavallo, Mittelfeldspieler aus der australischen A-League als erster aktiver Fußballprofi, und 2022 schließlich Jake Daniels, der sich, erst 17-jährig damals, als erster Profi aus einer europäischen Liga (Daniels spielt derzeit in der EFL Championship beim FC Blackpool) zu seiner sexuellen Orientierung bekannte.

Sagen Sie: Wem hat das Ende des letzten Satzes noch nicht gefallen? Daniels "bekannte" sich zu seiner sexuellen Orientierung. In diesem Zusammenhang, finde ich, ist "bekennen" – so würde ich "outen" ins Deutsche übersetzen – ein hässliches Wort. Denn zu seiner Sexualität sollte man sich nicht bekennen müssen, sondern sie einfach leben dürfen. Sie ist Teil der eigenen Identität. Da gibt es nichts zu erklären. Und wäre es eine bessere Welt, dann gäbe es auch nichts zu "outen".

In Gedenken an Justin Fashanu

Der erste Fußballprofi, der sich als homosexuell outete, war der Engländer Justin Fashanu im Jahr 1990. Ein äußerst physischer und zugleich feinfüßiger Spieler, der bei Norwich City seinen Durchbruch feierte und sich in den 1980er und 90er-Jahren quer durch den britischen Klubfußball spielte. Nirgends wurde er so richtig glücklich. Am 2. Mai 1998 fand man ihn in einer Garage im Londoner East End, erhängt an einem Elektrokabel. In seinem Abschiedsbrief schrieb Fashanu: "Schwul und eine Person des öffentlichen Lebens zu sein ist hart." Fragt sich: Wie hart ist es immer noch? Und vor allem: Warum ist das noch so?

Wir sollten Jakub Jankto feiern; sollten überhaupt all jene feiern, die den Mut haben, in einer Gesellschaft, die es ihnen oft leider immer noch schwer macht, ganz sie selbst zu sein.

Und im Gedenken an Justin Fashanu – und so viele andere – sollten wir uns gegen Diskriminierung und Unmenschlichkeit im Sport und der Gesellschaft einsetzen, wo immer wir können.

 

 


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