Fußball-WM Frauen

Expertin Katja Kraus: Darum wird Frauen-Fußball wirtschaftlich immer größer

Der Frauen-Fußball boomt, die Beliebtheitswerte steigen. Vor und nach der WM 2023 geht es darum, den Frauen-Fußball wirtschaftlich nachhaltig weiter zum Erfolg zu führen. Fußball-Insiderin Katja Kraus erklärt bei Sports Illustrated, wie das geht.

Deutsche Fußball-Nationalmannschaft der Frauen
Credit: Sports Illustrated

Wieder steht sie mit leeren Händen da. Wie im vergangenen Sommer beim EM-Finale gegen England kann Alexandra Popp nach dem verlorenen Champions-League-Endspiel gegen den FC Barcelona die Tränen nicht so ganz zurückhalten. Auch in diesen Momenten fühlen wir mit ihr mit. 

Dennoch ist die Finalniederlage in Eindhoven ein Riesen-Erfolg für den Frauenfußball: Zum ersten Mal war ein Champions-League-Finale der Frauen ausverkauft. Auch was die Einschaltquote angeht, hat das Finale die Millionenmarke deutlich geknackt. Und auch wenn am Ende Barcelona spielerisch überlegen war, so macht der Frauenfußball doch immer mehr Werbung für sich. 

Das zeigt auch der Einstieg des globalen Tech-Giganten Google: Google Pixel wird Partner der deutschen Nationalmannschaft – der Frauen. Und zwar explizit nur der Frauen, wie schon vorher das Traditionsunternehmen Vorwerk, das bewusst nicht in den Partnerpool des DFB eingestiegen ist und dabei auch die Nationalspielerinnen unterstützt, sondern gezielt ausschließlich.

Frauen-Fußball: Bindung neuer und eigener Partner ist wichtig

Ein Paradigmenwechsel und zugleich Anerkennung des Produktes Frauennationalmannschaft, die nicht nur durch ihre sportliche Leistung bei der EM die Menschen für sich gewonnen hat, sondern auch durch ihr Auftreten – durch Souveränität, Leidenschaft und Nahbarkeit. 

Ebenso wie die EM 2022 hat auch die Frauen-Bundesliga, deren Namenssponsor ebenfalls Google Pixel wird, Rekordzahlen verzeichnet. Bei Bundesligaspielen wie etwa zwischen dem 1. FC Köln und Eintracht Frankfurt wurden neue Zuschauerrekorde aufgestellt. Und mit Hertha BSC hat sich der letzte (damalige) Männerbundesligist zur Gründung einer Frauenfußballabteilung durchgerungen.

Frauen-Team des DFB bei der WM 2023
Frauen-Team des DFB bei der WM 2023
Credit: Imago
x/x

Die Bindung neuer, eigener Partner ist ein zwangsläufiger und notwendiger Schritt für den Frauenfußball. Umso mehr, wenn er ein Investment in die Entwicklung und Professionalität ist. Denn Professionalität ist die höchste Form der Wertschätzung und bietet die Chance, eine eigene Fußballwelt zu kreieren, die kein Abbild der Männerliga ist. 

Katja Kraus: "Frauenfußball erfolgreich vermarkten"

Eine Fußballwelt, in der die wirtschaftliche Kraft der Klubs über den Erfolg der Frauen entscheidet. In der eigenständige Investorinnen-Projekte wie Viktoria Berlin perspektivisch neben Wolfsburg und Frankfurt bestehen können. In der VIP-Bereiche Family-Bereiche sind und Nahbarkeit auch dann noch ein Wert bleibt, wenn Aufmerksamkeit und damit Korruptionsfaktoren von außen zunehmen. 

Die Expertinnen und Experten auf Sponsorenseite werden sicher ihren Beitrag dazu leisten. Doch auch die Klubs dürfen die Wichtigkeit des Themas nicht nur als zusätzlichen Punkt auf der Agenda mitführen ("Ach, eine Sache noch ..."), sondern müssen diese auch zeigen, indem sie ihren Frauen die gleichen Strategieprozesse widmen, wie sie es für ihre männlichen Marken tun.

Dafür braucht es etwas, das im Männerfußball nur noch Illusion ist, nämlich das Zusammenspiel aller beteiligten Kräfte im Sinne der Sache: Spielerinnen, die eine Idee entwickeln, wie ihr Fußball sein soll. 

Verbände, die sich auseinandersetzen, wo die größte Kompetenz – und Lust – liegt, den Frauenfußball erfolgreich zu vermarkten. Medien, die erkennen, dass sie eine Verantwortung oder mindestens einen Hebel haben, das Thema Equality zu unterstützen. Sponsoren, die über das Momentum hinaus einen Wert darin er- kennen, dass der Frauensport Werte repräsentiert, die wir zukünftig noch viel stärker benötigen.

Gemeinsam Geschichten erzählen

Am wichtigsten aber ist es, gemeinsam Geschichten zu erzählen, die Spielerinnen in der Dramatik auf dem Feld und darüber hinaus sichtbar zu machen und Identifikation zu ermöglichen – wie im vergangenen Jahr um Alexandra Popp, die nicht nur Sportlerin des Jahres, sondern zum Vorbild für viele Mädchen und Jungs wurde, weil wir ihre sportliche Wucht ebenso bewundern konnten, wie ihr Verletzungspech betrauerten. Dann hat der Sport seine größte Kraft! 

Die WM ist eine solche Chance, gemeinsam eine Lösung im Sinne dieser Überzeugung zu finden und solche Geschichten zu erzählen. Auch dieses Mal werden wir wieder mit Alexandra Popp und ihren Kolleginnen mitfiebern und vor allem mitfühlen – also das, was der Fußball der Männer in den vergangenen Jahren so oft hat vermissen lassen.

Katja Kraus ist Geschäftsführerin der Sportmarketingagentur Jung von Matt SPORTS und Gründerin von "Fußball kann mehr". Die Ex-HSV-Vorständin war Torhüterin des FSV Frankfurt und gewann drei Meistertitel. Mit der Nationalmannschaft wurde sie Vizeweltmeisterin und Europameisterin.

Katja Kraus
Katja Kraus
Credit: Sports Illustrated
x/x
 

Mehr Sports-News:

Nach seiner schweren Verletzung ist Alexander Zverev zurück auf der internationalen Bühne. Bei Sports Illustrated spricht er über seine Leidenszeit, Sehnsüchte, das Tennis-Business – und die Frage, was Deutschlands Tennis-Star antreibt.

Lionel Messi ist einer der besten Fußballer aller Zeiten. Der Argentinier spielte beim FC Barcelona und bei PSG. 2022 wird er Weltmeister mit Argentinien. 2023 wechselt er zu Inter Miami in die MLS. Alle Infos zu Gehalt, Vermögen, Titel und Karriere. 

Mark Mateschitz ist der Sohn von Dietrich Mateschitz und tritt in die Fußstapfen des verstorbenen Red-Bull-Gründers. So tickt der 30 Jahre alte Österreicher, der mit Victoria Swarovski zusammen ist und so groß ist sein Milliarden-Vermögen im Red-Bull-Imperium.