EM 2024

Thomas Müller über pinkes DFB-Trikot: "Ich habe natürlich erstmal Augen gemacht"

Thomas Müller spricht im Sports-Illustrated-Interview über das Adidas-Trikot, das DFB-Team und seine Rolle in der Mannschaft. "Grundsätzlich fühle ich mich im Offensivbereich zuhause. Ich bin für alle Schandtaten zu haben. Aber natürlich will ich mich zeigen."

Thomas Müller im neuen DFB-Auswärtstrikot
Credit: Adidas

Sports Illustrated: Das neue pinke Auswärtstrikot der deutschen Nationalmannschaft sorgt aktuell für Aufsehen. Was war Ihre erste Reaktion?

Thomas Müller: Ich kann mich erinnern, dass wir beim allerersten Foto-Shooting zehn weiße Trikots hatten – und das pinke war bei mir. Ich dachte kurz, dass das Torwart-Trikot vielleicht am falschen Platz hängt. Ich habe natürlich erstmal Augen gemacht, aber ich finde es von der Optik ganz gut. Ich kann mit diesen Farbtönen schon etwas anfangen. Das Entscheidende wird aber sein, dass wir das erste Spiel in dem Ding gewinnen. 

Sports Illustrated: Wie haben Sie dann die Kritik am neuen Trikot wahrgenommen? 

Müller: Ich weiß, dass es – egal bei welchem Trikot – immer Stimmen geben wird, die sagen, dass es zu langweilig ist. Und wenn es mal ein bisschen optisch herausfordernder ist, dann wird gerne ein bisschen gehatet im Netz. Aber das tut der Sache keinen Abbruch. Es gibt auch ganz viele, die es super finden. Gerade was Geschmack betrifft, lässt sich eben streiten.
 
Sports Illustrated: Kommen wir zum Sportlichen. Am Samstag gegen Frankreich und am Dienstag gegen die Niederlande steigen die beiden letzten Testspiele vor der finalen Kaderbekanntgabe. Welche Bedeutung haben diese Spiele? Jetzt zählt‘s, oder? 

Müller: Für die individuellen Spieler: ja. Da ist jedes Spiel, jedes Training eine Möglichkeit, sich zu zeigen und den Trainer zu überzeugen. Für uns als Team und als Fußball-Nation geht es aber erst mit dem Turnier richtig los. Natürlich bewerten wir die beiden kommenden Freundschaftsspiele gegen zwei Nationen, die zum Favoritenkreis gehören. In der Gruppenphase haben wir es aber vermutlich mit Teams zu tun, die andere Qualitäten und andere Spielweisen haben. Deswegen halte ich von Generalproben-Interpretation nicht viel. Wir stehen trotzdem auf dem Platz, um zu gewinnen. Ich erinnere mich an das Freundschaftsspiel im vergangenen Jahr gegen Frankreich. Auch, wenn der Gegner da vielleicht nicht in Bestbesetzung gespielt hat: Das hat etwas gemacht mit uns, weil man wusste: Hey, es geht doch. Man kann auch Frankreich schlagen.

Sports Illustrated: Beim Aufeinandertreffen mit Frankreich in diesem Jahr sind dafür zahlreiche neue Spieler beim DFB-Team dabei, wie beispielsweise Deniz Undav, Waldemar Anton oder Maximilian Beier. Nach der ersten Trainingseinheit: Was war Ihr erster Eindruck? Was können die Debütanten für eine Atmosphäre entfachen?

Müller: Mir persönlich hat’s gutgetan, ich habe das Trainingsspiel gleich gewonnen, drei Tore erzielt (lacht). Aber es ging erstmal ums Reinkommen. Ich kann da noch nicht zu viel sagen. Die Jungs, die dazugekommen sind, kommen aus ihren Vereinen mit Selbstvertrauen. Zum Beispiel der kleine Stuttgart-Block, der mit einem positiven Lauf im Rücken kommt. Die haben sich diese Situation aber auch erarbeitet. 

Thomas Müller im DFB-Trikot
Thomas Müller im DFB-Trikot
Credit: Adidas
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Sports Illustrated: Die Nominierungen nahm Julian Nagelsmann mit seinem Trainer-Team vor. Sie kennen ihn noch aus Ihrer gemeinsamen Zeit beim FC Bayern München. Für viele wirkt der Bundestrainer reifer als damals in München. Wie nehmen Sie ihn wahr? Merken Sie Veränderungen in seiner Herangehensweise?

Müller: Ich finde es schwierig, Klub- und Nationalmannschaftstrainer zu vergleichen. Die Gegebenheiten sind andere. Diesen viel zitierten aktuellen Schnitt im Kader kann man im Verein in dem Umfang gar nicht umsetzen. Er hat schwierige, harte Entscheidungen getroffen, von denen er überzeugt ist. Aber grundsätzlich reift ja jeder von uns. Gerade als Trainer wirst du vermutlich von Tag zu Tag besser, weil du mehr erlebt hast. Als Spieler ist das theoretisch auch so – nur der Körper baut ab.

Sports Illustrated: Nun zu Ihnen: Julian Nagelsmann nannte Sie "das Gesicht des deutschen Fußballs", sagte aber auch, Sie seien bereit, eine "Back-Up-Rolle" anzunehmen. Sie selbst meinten, Sie würden zur Not auch als Linksverteidiger auflaufen. Wie sieht Ihre Rolle beim DFB-Team konkret aus?

Müller: Grundsätzlich fühle ich mich im Offensivbereich zuhause (lacht). Ich bin für alle Schandtaten zu haben und in der Offensive haben wir zum Beispiel mit Flo Wirtz und Jamal Musiala Spieler, die das Zeug haben, uns tragen zu können. Aber natürlich will ich mich zeigen. Ich trete nicht mit der Einstellung an: Okay, ich bin auf jeden Fall der Back-Up. Wenn ich spiele, werde ich voll brennen. Und wenn ich nicht von Anfang an spiele, dann werde ich auch brennen. Der Trainer entscheidet, wie viele Minuten ich bekomme, und in diesen Minuten versuche ich, alles auf dem Platz zu lassen, was ich habe. Das habe ich schon immer gemacht und so werde ich das weiterhin tun. 

Sports Illustrated: Mittlerweile machen Sie das seit knapp 14 Jahren auch im Nationaldress. Sie wirkten schon immer wie ein Spieler, der einfach Spaß hat, frei und unbekümmert aufspielt. Mittlerweile gehören Sie aber auch zu den erfahreneren Spielern im DFB-Team. Wie schaffen Sie es, diese Eigenschaften zu balancieren?

Müller: Das ist leicht. Der Spaß am Spiel ist einer der Hauptgründe, weshalb mir das Ganze immer noch so viel Freude bereitet: Auf dem Platz bist du frei. Da ist man halt noch Kind, da geht es ums Spielen, um etwas Kreatives. Im Alltag dagegen, wenn du etwa in einem Business-Meeting sitzt, bei dem es darum geht, ob du eine Lebensversicherung abschließt oder nicht, ist es mit dem Spielerischen dagegen schwierig. Aber durch den Fußball kann ich diese Dinge immer noch erleben – auch wenn es logischerweise Schattenseiten geben kann, wenn es mal nicht so läuft. Die Heim-EM ist für uns alle eine neue Chance. Für die alten Hasen und genauso für die unbekümmerten neuen Gesichter.



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