Fußball

Sport1-Kommentatorin Christina Rann: "Qualität des Frauenfußballs wird immer besser"

Die Frauen-Bundesliga auf Sport1 läuft immer montags bei Sport1. Im Sports-Illustrated-Interview spricht Sport1-Kommentatorin Christina Rann über die Entwicklung des Frauen-Fußballs, ihren Meistertipp und den Wechsel von Lina Magull nach Italien.

Sport1-Kommentatorin Christina Rann
Credit: Sport1

Sports Illustrated: Wie fällt Ihr Fazit zum Rückrundenstart der Frauen-Bundesliga aus?

Christina Rann: Mit dem 3:1-Sieg in Essen am Montagabend hat der VfL Wolfsburg sich die Herbstmeisterschaft gesichert. Abwehrspezialistin Marina Hegerings Hammer aus 25-Metern zeigt einmal mehr, wie variabel das Wolfsburger Angriffsspiel ist. Der FC Bayern München hatte vorgelegt und startete ebenfalls stark in das neue Jahr. Beide Teams profitieren von einer ausgiebigen Wintervorbereitung. Nach der WM im Jahr 2022 hat man den Kadern mit vielen Nationalspielerinnen schon angemerkt, dass manche Abläufe nicht rund liefen, nun geht’s mit neuer Stärke in die Rückrunde. Zum Duell zwischen den beiden Spitzenteams kommt es übrigens am 17. Spieltag. Im Rennen um die Champions-League-Plätze erwarte ich einen spannenden Zweikampf zwischen Eintracht Frankfurt und der TSG Hoffenheim. In Essen beschäftigt man sich gerade mit dem Klassenerhalt, die Schönebeckerinnen sind aber punktgleich mit Hoffenheim und haben mit ihrer Konterstärke schon so manches Team geärgert. 

Sports Illustrated: Welches Team hat Sie bisher am meisten überrascht?

Rann: Da gibt es einige. Aber eben allen voran die SGS Essen. Für den letzten verbliebenen Frauenverein in der Liga sahen die Vorzeichen nicht unbedingt optimal aus. Die Talentschmiede muss immer wieder Abgänge verkraften, wie zuletzt von Vivien Endemann zum VfL Wolfsburg. Dazu springt Werder Bremen auf Platz sechs, aus den Minimalistinnen von der Weser ist ein gereiftes Team geworden, dass jetzt schon 20 Tore geschossen hat, doppelt so viele wie in der vorletzten Saison. Aber wir sollten auch Eintracht Frankfurt nicht vergessen, die es diese Saison bis in die Playoffs in der Champions League geschafft haben und die mit Stina Johannes einen großartigen Rückhalt haben. Die Frankfurterinnen sind den beiden Titelfavoriten dicht auf den Fersen und ich bin gespannt, was sie uns in der Rückrunde noch zeigen.  

Sports Illustrated: Die Tabellenspitze ist eng zusammen. Wer holt sich den Titel? 

Rann: Natürlich sind die Bayern als Titelverteidigerinnen und der VfL Wolfsburg als Champions-League- und Meisterschafts-Vize sowie als Pokalsiegerinnen einfach immer
schwer zu schlagen. Der FC Bayern hat die größeren Verletzungssorgen, erst ein Ausfall des Sensationstransfers Pernille Harder und nun in der Defensive von Magdalena Eriksson. Sie haben gezeigt, dass sie die Breite im Kader haben, um das zu kompensieren. Die Offensive ist mit Nationalspielerinnen und bekannten Gesichtern wie Lea Schüller einfach top besetzt. Die Defensive des VfL Wolfsburg ist breiter aufgestellt, als man es auf den ersten Blick vermuten mag und kann kurzfristige Ausfälle, wie den zuletzt von Kathy Hendrich kompensieren. Und zur Not muss Alex Popp eben auch hinten aushelfen (schmunzelt). Es ist alles völlig offen, ich erwarte einen sehr spannenden Meisterschaftskampf. 

Sports Illustrated: Wie wird sich der Frauen-Fußball in Deutschland weiterentwickeln?

Rann: Das Interesse zu steigern, ist das erklärte Ziel. Wir haben mit dem Topspiel am Montag eine hervorragende Plattform. Da steckt insgesamt noch großes Potential drin. Die letzten Jahre haben gezeigt, wie schnell sich das Niveau hebt, sobald professionelle Bedingungen gegeben sind. Die Fanzahlen steigen, das Finale der Champions League hätte auch ein größeres Stadion gefüllt und auch die Zuschauerbeteiligung bei der WM war hoch. Selbst nach dem frühen Ausscheiden der Mannschaft, hat das dem Interesse am Frauenfußball keinen Abbruch getan. Jetzt geht es darum, den Frauenfußball weiter zu professionalisieren und das Interesse zu halten und weiter zu steigern. Das läuft zumindest auf Vereinsebene vielfach schon sehr gut, die Frauenmannschaften gewinnen an Zuspruch. 

Sport1-Kommentatorin Christina Rann
Sport1-Kommentatorin Christina Rann
Credit: Sport1
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Sports Illustrated: Wie beurteilen Sie das spielerische Niveau in der Frauen-Bundesliga?

Rann: Entgegen vielen Vorurteilen, die uns noch immer begegnen, ist das spielerische und technische Niveau in der Liga anspruchsvoll. Das hat sich bereits bei der EM 2022 und jetzt vor allem bei der WM 2023 gezeigt. Dass nicht jedes Spiel mit technischen Höchstleitungen aufwartet, ist klar und das erwartet auch niemand, aber wir sehen, dass das Niveau und die Qualität des Frauenfußballs in Deutschland in den letzten Jahren immer wieder neue Höhen erreicht hat und alte Rekorde brechen konnte. Ich bin optimistisch, dass wir da in den nächsten Jahren noch einiges zu sehen bekommen. 

Sports Illustrated: Welche Winter-Neuzugänge muss man auf dem Schirm haben?

Rann: Neben den Neuzugängen sind vor allem die Abgänge präsent. Lina Magull wird uns menschlich als Typ in der Liga fehlen, trotzdem ist es ein nachvollziehbarer Schritt jetzt zu Inter Mailand zu wechseln. Auch mit Felicitas Rauch und Maximiliane Rall gehen zwei wichtige sportliche Persönlichkeiten in die USA. Damit verlassen drei Nationalspielerinnen die Liga, die uns natürlich fehlen werden. Die Bayern haben auf die Verletzung von Eriksson reagiert und die schwedische Nationalspielerin Lina Sembrant verpflichtet. Köln hat sich Carlotta Wamser ausgeliehen, die für Frankfurt bereits mehrfach in der Champions League auf dem Platz stand. Dann war der MSV Duisburg diesen Winter eifriger als alle anderen Klubs auf dem Transfermarkt und hat gleich fünf neue Spielerinnen verpflichtet. Wir dürfen also gespannt sein, was die Rückrunde bringt. Und Essen? Findet mit der Liechtensteiner Nationalspielerinnen Lena Göppel der 16-Jährigen Kassandra Potsi vielleicht wieder neue Juwele.  

Sports Illustrated: Wie zufrieden ist Sport1 mit den TV-Quoten der Frauen-Bundesliga?

Rann: Wir bekommen als Team sehr viel positives Feedback. Im Sender freut man sich sehr über den Zuspruch und das große Interesse an der Frauen-Bundesliga am neuen Sendeplatz am Montagabend. Aktuell hat Sport1 im Schnitt 200.000 Zuschauer bei den Live-Partien. Bisheriges Topspiel bei Sport1 war die Partie des FC Bayern gegen den 1. FC Köln mit 320.000 Zuschauern im Schnitt, in der Spitze haben sogar 430.000 Zuschauer eingeschaltet. Für die Partien im neuen Jahr hoffen wir, dass die Saison insgesamt – und dabei besonders das Titelrennen – weiter so unberechenbar bleibt und man das auch an der Quote ablesen kann. 

Sports Illustrated: Wie viel Spaß macht Ihnen der Job als Kommentatorin?

Rann: Wichtig ist auf dem Platz (schmunzelt). Die alte Phrase hole ich gerne immer nochmal raus. Mich reizt vor allem, dass man wirklich nie weiß, wie ein Spiel ausgehen wird. Ich mag die Live-Berichterstattung sehr gerne. Ein Spiel zu verfolgen, sich davon tragen zu lassen und mitzugehen, es einzuordnen und einfach dabei sein zu dürfen, macht mir am meisten Spaß. 

Die TV-Sendezeiten der Google Pixel Frauen-Bundesliga auf Sport1:

Montag, 5. Februar 2024

Frauen-Bundesliga, 12. Spieltag

FC Bayern München – SC Freiburg 19.30 Uhr / Sport1
 
Montag, 12. Februar 2024

Frauen-Bundesliga, 13. Spieltag

1.FC Nürnberg – Bayer 04 Leverkusen 19.30 Uhr / Sport1 

Sonntag, 18. Februar 2024

Frauen-Bundesliga, 14. Spieltag

FC Bayern München – SGS Essen 16:00 Uhr / Sport1



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