"Rocketman" Rocco Reitz: Der steile Aufstieg von Mönchengladbachs Shootingstar
- Rocco Reitz: Gladbachs Shootingstar startet durch
- Reitz seit Geburt Mitglied bei Borussia Mönchengladbach
- Rocco Reitz: "Schwer, in diesem Geschäft Fuß zu fassen"
Es gibt manchmal diese entscheidenden Momente im Sport, in der Athleten in einer einzigen Aktion alles bündeln, was sie ausmacht. Jene Szene im September 2023 ist genau einer dieser Momente: Am vierten Bundesliga-Spieltag liegt Borussia Mönchengladbach in der 56. Minute mit 0:3 beim Aufsteiger Darmstadt zurück. Die dritte Pleite in Folge, eine Schmach droht.
Doch dann fordert Rocco Reitz im Mittelfeld den Ball. Der 21-Jährige macht zu diesem Zeitpunkt gerade mal sein siebtes Bundesliga-Spiel. Entschlossen geht der Mittelfeldspieler ins Dribbling, setzt sich bis in den Strafraum gegen drei Gegenspieler durch und serviert für Mitspieler Jordan. 1:3. Es ist eine einzige Szene, die den Spieler und Menschen Rocco Reitz perfekt veranschaulicht: seinen Willen, den Mut, die Energie, die Abgezocktheit und das Selbstvertrauen, beim Stand von 0:3 als Neuling bei den Profis voranzugehen. Aber auch die fußballerische Klasse. Am Ende spielt Gladbach 3:3 – vor allem dank Reitz.
Rocco Reitz: Borussia Mönchengladbach seit Geburt an
Rocco Reitz ist bereits seit seiner Geburt Mitglied bei der Borussia. Als Siebenjähriger begann er, sämtliche Jugend-Mannschaften der Fohlen zu durchlaufen, war Einlaufkind und Balljunge, stand in der Kurve des Borussia-Parks, wo sein Vater eine Dauerkarte besitzt. "Schon mein ganzes Leben lang ist dieser Verein präsent", sagt Reitz. "Ich wollte immer erleben, dass jemand diesen Sprung zu den Profis schafft."
Dass ausgerechnet er selbst es erreichen würde, lag nicht immer auf der Hand. Trotz seiner filmreifen Feel-Good-Geschichte durchlebte Reitz in seiner noch jungen Karriere zahlreiche Herausforderungen. Angefangen bei seinen ersten Profi-Trainingseinheiten. Der damals 17-Jährige spielte so, wie er den Fußball eben versteht: "Es ist das Mindeste, dass man im Training alles gibt, dass man alles raushaut." Seine Zweikampfhärte war jedoch für die Arrivierten Lars Stindl und Oscar Wendt deutlich zu viel, die beiden Ex-Borussen rügten den jungen Reitz heftig. "Wenn es früher mal zu viel war, lag es wohl noch an meiner fehlenden Erfahrung", sagt Reitz heute.
"Schwer, in diesem Geschäft Fuß zu fassen"
Doch diese Leidenschaft trieb ihn an, brachte ihn auch durch eineinhalb Jahre und zwei Leihen beim belgischen Erstligisten VV St. Truiden, als nicht mehr viele mit dem großen Durchbruch bei Reitz rechneten. "Ich denke, dass ich schon gelernt habe, wie hart und schwer es ist, in diesem Geschäft Fuß zu fassen, und was es braucht, um auf diesem Niveau mitzuhalten", sagt er.
Die lehrreichen Jahre in Belgien ließen Reitz reifen, machten ihn ruhiger, erfahrener. Sein Verständnis von Fußball blieb aber das gleiche: "Es kann auch mal härter zur Sache gehen. Wenn es mal knallt, dann knallt es eben. Danach gibt man sich die Hand, und weiter geht’s." Ebenso wenig verlor Reitz seinen Willen: "Für mich ist es selbstverständlich, jeden Tag Vollgas zu geben, um diesen Traum, diese eine Chance nicht wegzuwerfen."
Reitz hat noch viel vor
Die eine Chance erhielt er im Sommer, nachdem er zur Borussia zurückgekehrt war. Den einen Traum erfüllt er sich seitdem als Stammspieler. Im November wurde Reitz sogar für die U-21-Nationalmannschaft nominiert – und traf bei seinem Debüt gleich doppelt. Von "Durchbruch" will der Box-to-Box-Spieler weiterhin nicht sprechen. "Ich habe auf meiner Liste noch größere Dinge, die ich erreichen will. Dafür muss ich noch sehr hart arbeiten." Ohnehin: "Gerade ist nicht der richtige Zeitpunkt, um runterzufahren."
Doch trotz all der Ziele, der Herausforderungen, der Gier, ist da noch etwas Leichtes, Puristisches an Reitz: "Es macht aktuell einfach Spaß."
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