Klaus Augenthaler: "Der FC Bayern wird auch dieses Jahr Meister"

• Klaus Augenthaler im Sports-Illustrated-Interview
• Ex-Bayern-Spieler über Bundesliga, Bayer Leverkusen und Nationalmannschaft
• Augenthaler: "Harry Kane tut mir manchmal fast schon leid"

Klaus Augenthaler gehört zu den erfolgreichsten deutschen Fußballspielern aller Zeiten. Mit sieben Meisterschaften im Trikot des FC Bayern München und dem Weltmeister-Titel 1990 war der heute 66-Jährige das Siegen gewöhnt. Nach mehreren Trainer-Stationen coacht der frühere Libero heute die internationale Nachwuchsmannschaft der Münchner und gehört zu den FC Bayern Legenden.

Sports Illustrated traf ihn im Rahmen der neuen, exklusiven "Originals by GetYourGuide"-Erlebnistour von GetYourGuide und dem FC Bayern, bei der Fans eine exklusive Stadion-Tour inklusive Zutritt zur Mixed Zone, Beobachten des Aufwärmens der Spieler vom Spielfeldrand und ein Treffen mit einer Bayern-Legende gewinnen können. Gleichzeitig verlost GetYourGuide eine exklusive Trainingseinheit am FC Bayern Campus. Mehr Infos zu der Partnerschaft zwischen GetYourGuide und dem FC Bayern gibt's hier.

Mit Sports Illustrated sprach Augenthaler am FC Bayern Campus unter anderem über seinen Ex-Verein Bayer Leverkusen, Harry Kane und die Führungsspieler-Debatte bei der Nationalmannschaft.

Klaus Augenthaler im Gespräch mit Sports Illustrated

Credit: PR

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Sports Illustrated: Herr Augenthaler, in Ihrer Zeit beim FC Bayern München waren Sie Serienmeister: Siebenmal gewannen Sie allein die deutsche Meisterschaft. Aktuell ist die Bundesliga aber wieder so spannend, wie schon seit einer Dekade nicht mehr. Was denken Sie über diese Entwicklung?

Klaus Augenthaler: Die letzten Jahre in der Bundesliga waren unter anderem für die Zuschauer etwas langweilig. Es wurde ja bekanntlich immer Bayern München Meister. Im Vergleich hierzu war aber bereits die letzte Meisterschaft wieder spannender: Da haben sich die Bayern-Spieler bis zur letzten Sekunde strecken müssen, weil keiner mehr daran geglaubt hat. Diese Entwicklung, dass es um die Meisterschaft wieder enger zugeht, tut der Bundesliga und auch den Zuschauern gut. 

Sports Illustrated: Woran liegt das aber, dass es wieder enger wird? Steckt der FC Bayern in einem Formtief oder haben Leverkusen, Leipzig und Co. einfach aufgeholt?

Augenthaler: Da kommen viele Komponenten zusammen. Leverkusen hat sich entwickelt und spielt einen super Fußball. Genauso wie Leipzig. Es wäre für die Zuschauer sicher schön, wenn beide auch mal eine ganze Saison lang so auftreten könnten und es bis zum Schluss eng bleibt. Es ist schon interessant: Es ist erst der 8. Spieltag, Bayern ist nicht Erster – und schon rumort es in der Öffentlichkeit. Aber gegen den SC Freiburg hat man gesehen, dass es Klick gemacht hat in der Mannschaft. Für mich persönlich ist klar, dass der FC Bayern auch diese Saison wieder deutscher Meister wird.

Sports Illustrated: Leverkusen könnte die Bayern also nicht entthronen? 

Augenthaler: Ich war ja vor einigen Jahren selbst Trainer in Leverkusen. Dort hatte ich auch eine super Mannschaft und vier, fünf Spieltage vor Schluss war es noch möglich, Meister zu werden. Dann sind wir aber eingebrochen. Den Grund dafür weiß ich nicht. Aber das war schon vor meiner Zeit in Leverkusen so und in der Zeit danach auch wieder. Vielleicht sind sie jetzt stabiler. Es wäre auf jeden Fall wünschenswert für die Liga, dass sie bis zum Ende Paroli bieten. 

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Klaus Augenthaler: "Harry Kane tut mir manchmal leid"

Sports Illustrated: Unter anderem um weiterhin an der Spitze der Bundesliga zu bleiben, hat der FC Bayern für knapp 100 Millionen Euro Harry Kane verpflichtet. Sprechen wir doch mal über den Top-Stürmer …

Augenthaler: Ich finde beeindruckend, wie er sich oft sehr tief fallen lässt, um sich die Bälle selbst abzuholen. Er ist – was ich gehört habe – ein super Charakter und passt sehr gut in die Mannschaft. Ich würde mir wünschen, dass das Spiel der Bayern in Zukunft noch stärker auf ihn zugeschnitten wird.

Sports Illustrated: Wäre dann mit Kane auch wieder die Champions League für die Bayern drin?

Augenthaler: Der FC Bayern ist jetzt drei Jahre in Folge im Viertelfinale ausgeschieden. Ob dann ein Harry Kane alleine dieses Problem lösen kann … Es darf jedenfalls nicht zu abhängig von ihm sein. Ich glaube aber schon, dass sein Transfer in der Öffentlichkeit vom internationalen Erfolg abhängig gemacht wird. 

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Augenthaler: "Im Weltfußball gibt es kein Halten mehr"

Sports Illustrated: Harry Kane ist der erste Neuzugang in der Geschichte der Bundesliga, der die 100-Millionen-Euro-Marke knackte. In der Premier League sind solche Summen bereits seit Jahren Gang und Gäbe. Macht Ihnen diese Entwicklung auf dem Transfermarkt Angst?

Augenthaler: Ja, ich habe Angst. Auch natürlich um den FC Bayern, wie lange der Verein weiterhin auf gesunde Weise mithalten kann. Real Madrid hat 500 Millionen Euro Schulden, Barcelona hat eine Milliarde Schulden, in England gibt es mehrere Vereine, die von Scheichs finanziert werden. Anders beim FC Bayern: Der Verein hat sich alles selbst erwirtschaftet. Aber ich sehe aktuell im Weltfußball kein Halten mehr. Es ist schwierig, denn wo hört es auf?

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Augenthaler: "Eine Mannschaft braucht immer Führungsspieler"

Sports Illustrated: Kommen wir noch kurz zur Nationalmannschaft zu sprechen. Nach zuletzt enttäuschenden Jahren hat der DFB Ex-Bayern-Coach Julian Nagelsmann für die EM 2024 engagiert. Was trauen Sie der DFB-Elf beim Turnier zu?

Augenthaler: Ich glaube, dass wir eine gute EM spielen werden. Favorit werden wir nicht sein, nach den letzten Ergebnissen. Aber ich denke nach wie vor, dass wir eine gute Mannschaft haben.

Sports Illustrated: Aktuell hält sich aber eine Diskussion um ebendiese Mannschaft: Es soll an Führungsspielern fehlen. Wie sehen Sie das als langjähriger Kapitän des FC Bayern und Weltmeister von 1990?

Augenthaler: Naja, man hat ja beispielsweise einen Mats Hummels wieder nominiert. Das finde ich sehr gut. Man braucht in einer Mannschaft eine Achse: Vom Torhüter über Innenverteidiger, Mittelfeldspieler bis hin zum Stürmer. Diese Achse führt eine Mannschaft an und auch Bayern feierte die letzten Erfolge dank der Riege um etwa Manuel Neuer oder Thomas Müller. Aktuell sehe ich in Joshua Kimmich, Leon Goretzka oder eben Müller und Hummels die Führungsspieler. Jetzt müssen die anderen Spieler nur bereit sein, auf das Kommando dieser Führungsspieler zu hören.

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