Baums Taktik-Check

Baums Taktik-Check: So kann Tuchel sein Team zu alter Dominanz zurückführen

Fußball-Trainer und -Experte Manuel Baum blickt im Taktik-Check bei Sports Illustrated auf das Bundesliga-Spiel zwischen dem FC Bayern und der TSG 1899 Hoffenheim. So kann Bayern-Trainer Thomas Tuchel sein Team zu alter Dominanz zurückführen.

Baums Taktik-Check: FC Bayern gegen Hoffenheim
Credit: Imago

FC Bayern München

Der FC Bayern spielt mit Ball im 4-2-3-1 oder im 4-3-3, wobei Joshua Kimmich zentraler Spieler im Aufbau der Bayern ist und den Spielvortrag verantwortet. Anfangs nach der Winterpause rückte er im Aufbau zeitweise zwischen die Innen- und Außenverteidiger, so hat er in den letzten Spielen klar das Zentrum besetzt und Leon Goretzka schiebt auf die 8er-Position hoch. Die Bayern versuchen mit klarem Passspiel, die Lücke beim meist tief verteidigenden Gegner über spielerische Lösungen zu finden.

Gegen den Ball versucht auch Bayern den gegnerischen Abstoß mit vier Spielern zuzustellen und so zu hohen Ballgewinnen zu kommen oder den langen Ball zu erzwingen. Sollte aber die erste Pressinglinie überspielt werden, ergeben sich Räume für den Gegner und Bayern muss versuchen, schnell wieder in die defensive Kompaktheit zu gelangen. Hier kommt es auf die Organisation der Restverteidigung durch Goretzka oder Kimmich an, die das Zentrum schließen müssen. Dadurch, dass die Gegner in der Regel tiefer stehen und nur zum Ende ins Risiko gehen, ergeben sich Konter eher nach Standardsituationen.

Leon Goretzka und Joshua Kimmich (FC Bayern)
Leon Goretzka und Joshua Kimmich (FC Bayern)
Credit: Getty Images
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Die Mannschaft konnte nach dem Trainerwechsel im Spitzenspiel gegen Dortmund überzeugen, aber durch das Aus im Pokal sind die Tripple-Ambitionen für diese Saison erledigt. Die Mannschaft muss sich unter dem neuen Trainer nun in der Liga und in der Champions- League beweisen und Trainer Tuchel wird daran gemessen werden, ob er Bayern in die gewohnte Dominanz zurückführen kann und dem Verein damit wieder Stabilität zurückgeben kann.

TSG 1899 Hoffenheim

Die TSG Hoffenheim hat im letzten Spiel ein 3-5-2 mit zwei Stürmern gespielt, aber in einer defensiveren Orientierung teilweise jedoch ohne Stürmer Andrej Kramaric. Defensiv spielen sie tiefstehend in einer 5-3-2 Grundordnung und der Spielaufbau erfolgt meist über flaches Kombinationsspiel, bei dem Hoffenheim sich sehr sicher durch die Linien spielt. Die vielen leichten Fehler im Spielaufbau haben Hoffenheim im letzten Spiel als harmlos erscheinen lassen, grundsätzlich hat die Mannschaft aber mehr Potential als sie zurzeit abruft.

Die Defensive hat sich unter Trainer Pellegrino Matarazzo stark verbessert. Hoffenheim arbeitet an einer höheren Stabilität, aber das große Manko sind die Gegentore nach Standardsituationen, die bisher noch nicht abgestellt wurden. Obwohl Hoffenheim normalerweise gut verteidigt und bisher wenig Tore nach Flanken zugelassen hat, merkt man der Mannschaft die Verunsicherung durch die Tabellensituation an. Normalerweise eher ein Kandidat für das obere Tabellendrittel, haben die Spieler noch nicht die Einstellung für den Abstiegskampf gefunden.

TSG 1899 Hoffenheim
TSG 1899 Hoffenheim
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Hoffenheims Trainer versucht, Lösungen in seinem Kader zu finden, um mehr Sicherheit zu schaffen und das Pressing wieder zu verbessern. Seine Spielweise funktioniert zwar defensiv und offensiv, aber es mangelt an der nötigen Effektivität. Viele Fehler prägen zurzeit das Hoffenheimer Spiel und es herrscht ein hoher Druck für die Beteiligten im Abstiegskampf zu bestehen.

Mögliches Spielszenario

Das Spiel 1 nach der Pleite bei ManCity. Das bedeutet: mindestens 50 Prozent Kopfsache – wie stabil sind die Bayern, das Ganze zu verarbeiten und die vielen Nebengeräusche auszublenden? Dass die Meisterschaft die einzig realistische Titelchance ist, die aber nicht gesichert erscheint, hatten die Bayern so seit zwölf Jahren nicht mehr. Hoffenheim hingegen hat nach dem Sturz auf Rang 18 dreimal in Folge gewonnen und kommt als Hoffnung schöpfender Vierzehnter.

Bekommen die Gastgeber das Mentale in den Griff, werden sie sehr oft den Ball haben, sie brauchen dann aber mehr Lösungen. So müssen die Außen – speziell gegen die Fünferkette der TSG – die Flügel halten, sonst wird’s eng im Zentrum. Die Achter müssen den einzigen Stoßstürmer unterstützen, sonst wird er es gegen drei tiefstehende Innenverteidiger schwerhaben. Das Münchner Gegenpressing muss funktionieren, die 2. Halbzeit des Pokalspiels gegen Freiburg ist dafür die Benchmark.

Die Gäste werden auf Konter lauern. Gut möglich, dass einer der Spitzen gegen den Ball auf die Zehn rutscht, die Achter dann außen stehen. Denn entweder müssen sonst die Schienenspieler extrem hochschieben oder die Achter stehen außen und öffnen das Zentrum. Beides bietet Räume für Bayerns schnelles Kombinationsspiel.
Zu erwarten sind einige Freistöße, denn Hoffenheim begeht ligaweit die meisten Fouls. Bei Standards, Ecken wie Freistöße, braucht Bayern mehr Inspiration und Varianten. In den vergangenen 53 Heimspielen erzielten die Münchner mindestens einen Treffer, und Oliver Baumann ist der Schlussmann mit 62 Gegentoren in seiner Karriere gegen die Münchner. 69 gegen einen Klub bedeuten Rekord: Norbert Nigbur hält ihn in Duellen mit dem 1. FC Köln.

Fazit:

Deutlicher Sieg für den FC Bayern, wenn sie die Kontermöglichkeiten des Gegners frühzeitig unterbinden.

Zur Person: Manuel Baum ist Fußball-Trainer und -Experte. Seine Karriere begann er als Torwart beim TSV 1860 München, wo er in der Jugend spielte. 2012 wurde Baum Trainer bei der SpVgg Unterhaching. 2016 übernahm er den FC Augsburg und 2020 den FC Schalke 04. 

Manuel Baums @Tiefenlauf ist hier als Deep Briefing zum Download erhältlich. 

Fußball-Experte Manuel Baum
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