Baums Taktik-Check

Baums Taktik-Check: So kann RB Leipzig den BVB im Bundesliga-Spitzenspiel knacken

Fußball-Trainer und -Experte Manuel Baum blickt im Taktik-Check bei Sports Illustrated auf den Bundesliga-Kracher zwischen Borussia Dortmund und RB Leipzig. Beim BVB macht er eine besondere Schwäche aus. So kann RB Leipzig den BVB knacken.

Credit: Manuel Baum
  • Manuel Baum: Taktik-Check BVB gegen RB Leipzig
  • Borussia Dortmund mit Fehlern im Spielaufbau
  • Bundesliga: RB Leipzig macht Mitte dicht

BVB gegen RB Leipzig: Borussia Dortmund im Taktik-Check

Borussia Dortmund forciert immer mehr das 4-3-3 System. Die Anordnung im Zentrum hängt immer an der Interpretation der Einzelspieler. Im Zentrum hat sich Can als Fixpunkt vor der Viererabwehrkette etabliert und versucht für die Stabilität zu sorgen. Diese Stabilität wird von Spiel zu Spiel immer besser, was sich auch an den Ergebnissen im neuen Jahr zeigt. Ihre individuelle Fehleranzahl geht auch deutlich zurück. Nichtsdestotrotz bleiben sie in der Abwehrkette, besonders im Spielaufbau, immer wieder für leichte Fehler anfällig. Probleme bekommen sie meistens nach schnellen Umschaltmomenten durch den Gegner.

Baums Taktik-Check
Baums Taktik-Check
Credit: Manuel Baum
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Im Ballbesitz versucht der BVB den Gegner am Strafraum fest zu spielen. Mit vielen kurzen Pässen, einer hohen technischen und kognitiven Qualität und viel Spielfreude entwickeln sie ihre Offensivpower. Hierbei glänzen vor allem Brandt und Bellingham. Um den Gegner gut bespielen zu können und viel Ballbesitz zu haben, überladen sie das Zentrum mit vielen Spielern. Immer wieder kommen die offensiven Außenspieler ins Zentrum und machen am Flügel Platz für Guerreiro, Ryerson oder Wolf. Nach einem Ballverlust steht die Dortmunder Abwehrkette sehr hoch und sie versuchen sofort den Ball zurückzugewinnen. Diese hohe Abwehrkette verursacht immer wieder Kontermöglichkeiten für den Gegner. Gegen den Ball verteidigt Dortmund häufig im Angriffspressing. Vor allem bei gegnerischem Abstoß pressen sie früh und attackieren aggressiv. Sie versuchen den Gegner auf den Flügel zu lenken und dort eine Gleichzahl oder Überzahl zu schaffen. Gegen eine 4-Kette verteidigen sie im 4-1-3-2 System. Spielt der Gegner mit einer 3-Kette laufen die ÄMF die IV in Gleichzahl an.

Spielaufbau:

  • Spielstarke Mannschaft, die das Spiel mit hohen Ballbesitz kontrollieren möchte
  • Schnelles, direktes und technisch gutes Spiel auf engen Raum
  • Ballbesitz Borussia Dortmund 61,4 Prozent / Passquote 88,5 Prozent
  • Platz 2 beim Wert Ballbesitz hinter dem FC Bayern und hohe Passquote
  • Offensivspieler haben eine hohe Variabilität: Can ist der Kontrollspieler vor der Kette, welcher situativ in die dynamische 3-Kette gehen
  • Brandt, Bellingham und Reus variabel im Zentrum und immer mit vielen Offensivaktionen
  • Kontrollspieler Can / Özcan vor der 4-Kette
  • Tiefe Laufwege von den Zwischenräumen: z. B. Brandt, Reus
  • Guerreiro, Ryerson, Wolf und mit hohen Offensivdrang

BVB gegen RB Leipzig: RBL im Taktik-Check

Red Bull spielt in der Grundordnung 4-2-2-2 mit und gegen den Ball. Im Spielaufbau lässt sich häufig einer der 6er (meist Schlager) zwischen die Innenverteidiger fallen und bildet dann eine dynamische 3-er-Kette im Aufbau, bei der die Außenverteidiger in die Mittelfeldebene hochschieben.

RB baut meist flach über das Zentrum auf und versucht einen der vier Offensivspieler ins Spiel zu bringen, die an der letzten Linie des Gegners positioniert sind. Grundsätzlich versucht RB das Zentrum zu überladen, wo sie bis zu acht Spieler in den Halbspuren positionieren und nur die Außenverteidiger die Breite halten. Mit der hohen 1vs1 Qualität von Forsberg und Szoboszlai kombiniert sich RB dadurch häufig durchs Zentrum und erzeugt mit einer guten Boxbesetzung von 5-6 Spielern extreme Torgefahr.

Emil Forsberg (RB Leipzig)
Emil Forsberg (RB Leipzig)
Credit: Getty Images
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Bei Ballverlust sucht RB sofort das Gegenpressing und steht mit der letzten Kette dabei sehr hoch und ist aber anfällig für lange Bälle in die Tiefe. Im gegnerischen Spielaufbau stellt RB gerne im Angriffspressing die Abstöße hoch zu und versucht das Spiel nach außen zu lenken. Als zweite Variante spielt RB Mittelfeldpressing, dass mit gewissen Auslösern immer wieder in ein situatives Angriffspressing wechselt. Aus der 4er-Kette attackiert RB besonders mit Gvardiol mutig nach vorne, um bei Ballgewinnen sofort vertikal tiefe Anspiele zu suchen und z.B. über Werner in schnelle Konter zu kommen. Besonders die Rückkehr von Stürmer Christopher Nkunku stellt eine enorme qualitative Steigerung im Angriff dar und macht RB wieder variabler.

Spielaufbau:

  • Werner ist wie auch im vorherigen Spiel auf der linken 8er- Position zu finden (nicht als 2. ST; großer Raum hinter der Frankfurter-Kette spielt ihm in die Karten!) -> Forsberg als zweiter ST neben Poulsen
  • Werner weicht immer wieder in die AS aus -> Tiefenlauf im Rücken des rechten Schienenspielers -> siehe Steckpass Szoboszlai zum 2:0 in der Schnittstelle RIV-RAV
  • Flacher Spielaufbau auch gegen das Angriffspressing der Eintracht (Individualtechnisch-taktische Qualität in der ersten Aufbaulinie! -> Lösungen -> Torgefahr) -> Rückpass zum Torhüter (Blaswich empfängt hinter Gvardiol die zweitmeisten Zuspiele)
  • „Notfalls“ langer Ball auf den Zielspieler (Poulsen), der die Bälle „fest macht“ oder ablegt -> 2.Bälle an der vordersten Linie gewinnen
  • Kampl kippt in der Schnittstelle zwischen LIV & LV ab -> Aufbau aus einer tieferen Position (HS) -> offene Stellung vs. geschlossene Stellung (im Zentrum) -> Laimer hält das Zentrum vor der Kette -> UZ im Zentrum, linker Flügel überladen
  • Kampl kann auch in die Schnittstelle IV-IV abkippen -> Aufbau aus einer zentraleren Position -> andere Fortsetzungsmöglichkeiten
  • Sofern die beiden AV ́s an die letzte Kette hochschieben, sind die beiden 8er in die HS eingerückt
  • Vordecken (1v.s1 mit Gegner im Rücken) -> da sich der Passempfänger im Spiel von RB häufig in einer geschlossenen Stellung befindet -> Steil-Klatsch (in den Raum über einen Dritten)
  • Forsberg leitet die Situation im Zentrum ein und läuft sofort in die Box (abschließender Spieler) zum 2:0

BVB gegen RB Leipzig: Mögliches Spielszenario

Im Freitagsspiel treffen im Borussiapark zwei absolute Top-Mannschaften aufeinander. Dortmund hat zurzeit einen Lauf und die letzten sieben Bundesligaspiele gewonnen. Mit einem aktuell überragend aufspielenden Julian Brandt wird Dortmund zuhause über Ballbesitz versuchen das Spiel zu kontrollieren und Leipzig in die ungeliebte Defensive zwingen.

Wenn Leipzig tiefer verteidigt, ergeben sich Räume hinter den nach vorne verteidigenden Außenverteidigern von RB. Hier kann Dortmund Tempo aufnehmen und in die Box kommen, weil RB das Zentrum meist gut schließt. Aufpassen müssen die Dortmunder im Aufbauspiel, wo es in der Vergangenheit immer wieder Schwächen gab. Hier wird RB Leipzig auf Fehler lauern und den Spielaufbau attackieren, um besonders Werner in die freien Räume schicken zu können.

Baums Taktik-Check
Baums Taktik-Check
Credit: Manuel Baum
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RB Leipzig konnte in der letzten Woche ein respektables Unentschieden gegen Man City erreichen und danach das schwere Spiel gegen Eintracht Frankfurt gewinnen. Insofern zeigt RB Leipzig konstante Leistungen auf hohem Niveau und unter Druck. In Dortmund hat Coach Rose mehrere Optionen in der Offensive und muss entscheiden, ob Nkunku aufläuft oder von der Bank kommt, um dann mit seiner individuellen Klasse einer ermüdeten Dortmunder Defensive weh zu tun.

Durch das Dortmunder Angriffspressing wird RB die Herausforderung haben, sich aus dem Druck zu kombinieren oder auch lange Bälle auf Silva oder Poulsen zu nutzen. Abgelegte zweite Bälle auf die nachrückenden Werner oder Nkunku bringen die schwerfällige Dortmunder Defensive in große Probleme bei langen Laufduellen. Die Mannschaft, die ihre Pressingstrategie durchbringt, wird wahrscheinlich erfolgreich sein. Es ist aber ein offener Schlagabtausch zu erwarten und hoffentlich ein Spiel mit vielen Toren.

BVB gegen RB Leipzig: Fazit

Ein intensives und torreiches Spiel auf Augenhöhe mit Heimvorteil für den BVB

Zur Person: Manuel Baum ist Fußball-Trainer und -Experte. Seine Karriere begann er als Torwart beim TSV 1860 München, wo er in der Jugend spielte. 2012 wurde Baum Trainer bei der SpVgg Unterhaching. 2016 übernahm er den FC Augsburg und 2020 den FC Schalke 04. 

Manuel Baums @Tiefenlauf ist hier als Deep Briefing zum Download erhältlich. 

Manuel Baum
Manuel Baum
Credit: Imago
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