1. Bundesliga

Baums Taktik-Check: Tuchel muss FC Bayern zur alten Dominanz zurückführen

Fußball-Trainer und -Experte Manuel Baum blickt im Taktik-Check bei Sports Illustrated auf das Bundesliga-Spiel zwischen dem FC Bayern und Hertha BSC. So kann Bayern-Trainer Thomas Tuchel sein Team zu alter Dominanz zurückführen.

Thomas Tuchel trifft auf das Team von Pal Dardai
Credit: Imago

FC Bayern München

Bayern spielt mit Ball im 4-2-3-1 oder im 4-3-3, wobei Kimmich zentraler Spieler im Aufbau der Bayern ist und den Spielvortrag verantwortet. Anfangs nach der Winterpause rückte er im Aufbau zeitweise zwischen die Innen- und Außenverteidiger, so hat er in den letzten Spielen klar das Zentrum besetzt und Goretzka schiebt auf die 8er-Position hoch. Die Bayern versuchen mit klarem Passspiel, die Lücke beim meist tief verteidigenden Gegner über spielerische Lösungen zu finden.

Gegen den Ball versucht auch Bayern den gegnerischen Abstoß mit 4 Spielern zuzustellen und so zu hohen Ballgewinnen zu kommen oder den langen Ball zu erzwingen. Sollte aber die erste Pressinglinie überspielt werden, ergeben sich Räume für den Gegner und Bayern muss versuchen, schnell wieder in die defensive Kompaktheit zu gelangen. Hier kommt es auf die Organisation der Restverteidigung durch Goretzka oder Kimmich an, die das Zentrum schließen müssen. Dadurch, dass die Gegner in der Regel tiefer stehen und nur zum Ende ins Risiko gehen, ergeben sich Konter eher nach Standardsituationen.

Leon Goretzka und Joshua Kimmich (FC Bayern)
Leon Goretzka und Joshua Kimmich (FC Bayern)
Credit: Getty Images
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Die Mannschaft konnte nach dem Trainerwechsel im Spitzenspiel gegen Dortmund überzeugen, aber durch das Aus im Pokal sind die Tripple-Ambitionen für diese Saison erledigt. Die Mannschaft kann sich unter dem neuen Trainer nur noch in der Liga beweisen und Trainer Tuchel wird daran gemessen werden, ob er Bayern in die gewohnte Dominanz zurückführen kann und dem Verein damit wieder Stabilität gibt.

Hertha BSC

Hertha steht nach einem Trainerwechsel und einer Heimniederlage gegen Bremen in einer schwierigen Lage. Die neue 4-2-3-1 Aufstellung gibt uns Einblick in Dardais defensiven und offensiven Plan, jedoch haben viele defensive Fehler zum negativen Ergebnis beigetragen.

Gegen den Ball will Hertha kompakt bleiben und meistens im Mittelfeldpressing den Ball erobern, indem sie die Räume in Richtung des eigenen Tores mit zwei defensiven Mittelfeldspielern blockieren. Dies funktionierte gegen Bremen nicht immer in bestimmten Umschaltmomenten. Ansonsten hatte Bremen große Probleme, Flanken abzuwehren. Damit Herthas defensiver Plan funktionieren kann, müssen die Spieler mehr Zweikämpfe gewinnen und verhindern, dass Gegentore durch Flanken fallen, wenn sie in Überzahl im eigenen Strafraum stehen.

Offensiv versucht Hertha durch einfaches direktes vertikales Spiel schnell den Gegnerischen Strafraum zu erreichen. Hertha hat die Geschwindigkeit und die Qualität das einzusetzen, aber es fehlt die Abschlusseffizienz.

Coach Dardai hat viele Probleme zu lösen: Eine schlechte Mentalität, Probleme im Kader aufgrund von Sperren und Verletzungen sowie die Herausforderung, seinen Spielplan umzusetzen. Er braucht Zeit, die er aber nicht hat.

Mögliches Spielszenario

Der FC Bayern wird wohl wieder zum 4-2-3-1 zurückkehren. Nicht, weil die Grundordnung mit Dreierreihe in Mainz ausschlaggebend für die Niederlage war, sondern weil Upamecano eine Pause benötigt und Davies verletzt ist. Die Münchner dürften rund 70 Prozent Ballbesitz haben und brauchen hier mehr Kreativität, Frische und Kaltschnäuzigkeit als zuletzt. Auf dem Platz bedeutet das, mutige Aktionen, um entweder über schnelle Außen oder überraschende Läufe in die Tiefe (Musiala, Müller, Tel) Lücken zu reißen.

Bei Ballverlust braucht der Meister eine gut organisierte Restverteidigung, um die Zuspiele auf den schnellen Lukebakio zu erlaufen. Noch effizienter: ein gutes Gegenpressing, um diese Pässe zu blocken, sofort Druck auf den ballführenden Spieler zu erzeugen.

Dodi Lukébakio von Hertha BSC
Dodi Lukébakio von Hertha BSC
Credit: Imago
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Von den Herthanern ist zu erwarten, dass sie tief stehen, den Bayern wenig Raum geben hinter der letzten Kette und kompakt verteidigen wollen, die Flügel werden weite Wege nach hinten gehen. Punktuell ist aber gerade zu Beginn auch ein Angriffspressing möglich, um die auch nicht gerade selbstbewussten Bayern zu Fehlern zu zwingen. Mainz gelang dies, hier muss auch Sommer mehr Präzision und Nachhaltigkeit in seine Pässe bringen.

Aus dem Aufbau werden die Herthaner lange Bälle anbringen, um Ngankam zu suchen, der ablegt. Bayern presste zuletzt schlecht, weil nicht mehr gemeinschaftlich und geordnet.

Interessant bei Standards: Das harmloseste Team nach Ecken trifft auf das Team, das Ecken am besten verteidigt: Bayern kassierte nur zwei Gegentore nach Ecken, Hertha erzielte noch kein Tor auf diese Weise.

Fazit:

Trifft Bayern früh, könnte es einen Kantersieg geben. Geht die Hertha in Führung, schlägt die Verunsicherung der Münchner durch.

Zur Person: Manuel Baum ist Fußball-Trainer und -Experte. Seine Karriere begann er als Torwart beim TSV 1860 München, wo er in der Jugend spielte. 2012 wurde Baum Trainer bei der SpVgg Unterhaching. 2016 übernahm er den FC Augsburg und 2020 den FC Schalke 04. 

Manuel Baums @Tiefenlauf ist hier als Deep Briefing zum Download erhältlich. 

 

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