Die 10 legendärsten Formel-1-Fahrer - einer klaute seinem Rivalen das Klopapier
Inhalt
- Formel 1: Die 10 legendärsten Fahrer aller Zeiten
- Michael Schumacher: Tragisches Schicksal treibt Fans Tränen in die Augen
- Niki Lauda: Ferrari-Pilot mit einer Seele aus Carbon
- Die 10 besten Formel-1-Fahrer: Darum ist Michael Schumacher die Nummer 1
Michael Schumacher - Die Liebe zum Detail
Der Mann, der die Formel 1 in Deutschland zum Volkssport gemacht hat, fährt manchmal so kantig, wie sein Kinn geformt ist. Aber meistens eben auch so markant. Außerhalb des Cockpits zeigt er sich so herzlich wie wenige andere aus der Branche. Schulkinder in der ganzen Republik tragen Schumi-Kappen aus Gründen der Verkehrssicherheit, bei Ferrari und in ganz Italien verehren sie den Rekord-Weltmeister immer noch als "Michaelangelo".
Der rheinische Perfektionist ist auch der Ziehvater der aktuellen Rennfahrergeneration: In den 1990ern hat er den Beruf des Grand-Prix-Piloten neu definiert, erst richtig professionalisiert. Davon profitiert Sohn Mick, der das rasende Erbe antritt. Vielleicht sollte er sich auch an der Comeback-Phase seines Vaters bei Mercedes orientieren. Dort hat Michael Schumacher, inzwischen 53, die Leichtigkeit neu entdeckt. Und lebte sie bis zum Skiunfall im Jahr 2013 voll aus.
James Hunt - Hip und Hippie
"Sex ist das Frühstück der Champions" – mehr als diesen Leitsatz braucht es fast nicht, um den Weltmeister von 1976 zu beschreiben. Dazu das Bild, wie er sich noch auf dem Siegerpodest eine Zigarette anzündet. Als ob James Dean auf der Rennstrecke wiedergeboren worden wäre. Politisch unkorrekt, überaus gelassen im Umgang mit seinem reichhaltigen Talent, immer bestens gelaunt. Selten ist er einer Affäre oder einem Crash aus dem Weg gegangen, weshalb der Brite auch den unehrenhaften Titel "Hunt the Shunt" ("shunt" ist englisch für Verkehrsunfall) bekommen hat.
Aber einem rasenden Playboy gereicht sogar das zum Kompliment. Rasen und genießen, das muss sich nicht ausschließen. Allerdings ist das Lotterleben dann schneller vorbei als erhofft. Mit nur 45 stirbt James Hunt an Herzversagen. Ausgerechnet, als der Hippie mit den Drogen aufgehört und seiner Freundin Helen am Tag zuvor einen Heiratsantrag gemacht hat.
Nelson Piquet - Der Unausstehliche
Wie sehr sich Temperament und Tempo befruchten können, dafür gibt es in den Achtzigern ein Paradebeispiel: Nelson Fredo Piquet Sotto Maior ist selbst für brasilianische Verhältnisse ein besonders heißblütiger Rennfahrer. Seine drei Weltmeistertitel und seine Erfolge als Unternehmer kommen nicht von ungefähr. Piquet kann charmant und witzig sein – solange man ihn nicht als Gegner hat. Dann ist er unausstehlich.
Nigel Mansell ist an seinem Teamkollegen manchmal verzweifelt. Zum Teil ist es Psychoterror, den der Südamerikaner bei Williams betrieben hat. Mal versteckt er das Toilettenpapier, als der Kollege Darmprobleme hat, mal beleidigt er den Briten ganz offen: "Deine Frau ist hässlich." Als er in Hockenheim 1982 in Führung liegend von Eliseo Salazar aus dem Rennen gedrängt wird, prügelt sich Piquet mit dem Chilenen.
Niki Lauda - Eine Seele aus Karbon
Die verbrannte Haut, das fehlende Ohr trägt Niki Lauda wie einen Panzer. Geht immer offensiv mit den Folgen des Feuerunfalls 1976 auf dem Nürburgring um, klagt nie. Sechs Wochen, nachdem er der Flammenhölle entkommen war und schon die letzte Ölung bekommen hat, sitzt er wieder im Auto. Im Finale dieser Saison steigt er im Titelkampf gegen Hunt aus, weil es ihm im Regen zu gefährlich ist. Der Hollywoodfilm "Rush" passt zur Lebensgeschichte des Zynikers aus Wien.
Interviews mit dem dreifachen Champion und späteren "Außenminister" des Mercedes-Teams laufen oft ab wie eine Checkliste im Flugzeugcockpit, da ist der Bankierssohn ganz Berufspilot: "Ja" oder "Nein", aber nie ein "Vielleicht". Ein Charakter wie aus Karbon. Dass der Mann, der 2019 den Spätfolgen seines Unfalls erliegt, im Fahrerlager "The Rat" genannt wird, ist keine Beschimpfung – sondern den vorstehenden Schneidezähnen geschuldet.
Jochen Rindt - Zu cool für seine Zeit
Der erste Popstar der Formel 1 ist, da in Mainz geboren, eigentlich auch der erste deutsche Weltmeister. Jochen Rindt wächst als Waise allerdings bei den Großeltern in Graz auf und fährt mit österreichischer Lizenz. Ein Schluchtenflitzer, ein Lebemann, ein Volksheld – ausgerüstet mit Schmäh und Mut. Ein frühes cool kid, Idol weit über die Steiermark hinaus.
Doch seinen größten Triumph erlebt er nicht mehr. Beim Abschlusstraining 1970 in Monza wird er durch eine zerbrochene Bremswelle an seinem Lotus förmlich hingerichtet. Posthum wird der nur 28 Jahre alt gewordene Rennfahrer zum Champion erklärt, ein Novum in der Formel- 1-Geschichte. Den Pokal nimmt seine Witwe Nina in Empfang, die beiden waren das Glamourpaar des Motorsports. Aber das Schicksal meint es eben nicht immer gut mit seinen Helden.
Ayrton Senna - Der Besessene
Keiner spricht so gefühlvoll übers Rennfahren, keiner kann zugleich so gefühllos auf der Rennstrecke sein. Der größte Egoist und trotzdem wohl der bis heute am meisten bewunderte Formel-1-Fahrer. "Immer wenn ich glaubte, das Limit erreicht zu haben, fand ich heraus, dass es möglich ist, es noch weiter hinauszuschieben", hat dieser Ayrton Senna da Silva seine Philosophie beschrieben – und damit sein Leben. Auf der perfektesten Runde, die je in Monte Carlo gedreht wird, vergisst er für eine ganze Minute sogar das Atmen, so konzentriert ist er.
Alles eine Frage des Könnens, des Glaubens, des Glücks. Bis zu jenem ersten Mai 1994, als der dreifache Weltmeister in Imola in seinem Williams getötet wird, nachdem die Lenkung bricht. Senna hat bisweilen sogar noch in der Startaufstellung seinen Walkman auf, entrückt in eine andere Welt. Tatsächlich ist der Brasilianer zutiefst gläubig, was ihn nicht daran hindert, im Rennen den Rüpel zu geben. Traum und Trauma, niemand verkörpert die Pole des Rennfahrerdaseins so wie er.
Alain Prost - Die Ruhe in Person
Wer Senna sagt, muss auch Prost sagen – der Franzose gilt als der Fahrer mit der besten Fahrzeugbehandlung der Formel-1-Geschichte. Die tiefen Furchen im Gesicht passen zum Spitznamen des vierfachen Champions: "Der Professor". Am ewigen Gegenspieler ist er nicht nur verzweifelt, sondern auch gewachsen.
Geduldig hat er den Rivalen studiert und dessen Schwachstelle erkannt: "Ayrton will mich nicht schlagen, er will mich demütigen, und das ist seine Schwäche. Für ihn ist es viel wichtiger, den Titel zu gewinnen, als für mich. Es ist das Einzige, was er im Leben hat." Prost ist einer der saubersten Fahrer und einer der fairsten. Mit sich in der Balance, mit seinen Autos auch. Daher rührt auch der akademische Titel, nachdem er einmal mit harten Reifen auf der linken Seite des Rennwagens und mit weichen für die rechte Seite gestartet ist.
Kimi Räikkönen - Schneller Schweiger
Seine Reaktion auf die Bestmarke von 350 Formel-1-Rennen erzählt fast schon alles über Kimi Räikkönen: "Ich habe noch nie darauf geguckt, wie viele Rennen ich gefahren bin oder gar auf wie viele andere kommen." Fahren wollte der Finne, einfach fahren. Das hat er immerhin getan, bis er 42 war. Äußerst nüchtern, wenn es um die Rennwagen ging, sonst nicht immer. Manchmal sogar jeden Tag betrunken zwischen zwei Rennen. Vielleicht wäre andernfalls mehr drin gewesen als der eine WM-Titel 2007.
Andererseits wäre den Fans ein Liebling verloren gegangen, der sich den Spitznamen "Iceman" auf den Arm hat tätowieren lassen. Die liebten den schnellen Schweiger für seine Eskapaden, besonders im disziplinierten Asien. Dort gibt es immer noch die T-Shirts mit dem Aufdruck seines Spruchs zu kaufen, den er nach einem Funkspruch seines Renningenieurs gemacht hatte: "Lass mich in Ruhe. Ich weiß, was ich tue."
Gilles Villeneuve - Es lebe die Revolution
Draufgänger zu sein, das ist eher ein Kompliment als eine Schande in der Formel 1. Nur fünf Jahre ist es dem Frankokanadier Joseph Gilles Henri Villeneuve vergönnt, sich auf den Top-Rennstrecken so richtig auszuleben, von Ende 1977 bis 1982. Doch diese kurze Spanne reicht, um die Szene zu prägen. Die Leidenschaft führt ihn zu Ferrari, wo sie auf größte Gegenliebe trifft. Ansonsten ist er alles andere als ein Anpasser.
Zum ersehnten WM-Titel fehlen 1979 nur vier Pünktchen gegenüber seinem Teamkameraden Jody Scheckter. Villeneuve lässt sich nicht beirren, bleibt bei seinem radikalen Fahrstil – bis er nach einem tragischen Missverständnis mit Jochen Mass beim Training in Zolder sein Leben lassen muss. Bis heute verehrt ihn die Motorsportgemeinde als Märtyrer. Den Titel holt schließlich Sohn Jacques in die Familie, 1997 nach dem dramatischen Finale gegen Michael Schumacher. Auch er ein kleiner Revolutionär.
Jackie Stewart - Das große Karo
Von wegen kleinkariert. Das ist nur das Muster der Tartanhose, mit dem der Schotte heute noch – mit 82 – durchs Fahrerlager stolziert. Nicht aus Vergnügen, sondern weil er von Sponsoren dafür bezahlt wird. Er hat zwar eine Lese- und Schreibschwäche, aber einen untrüglichen Instinkt. Fürs Fahren, davon zeugen drei Weltmeistertitel in 99 Rennen, aber auch fürs Selbstvermarkten.
Er schließt in den Siebzigern persönliche Werbeverträge mit Ford und Rolex ab – und wird so der erste Werbemillionär unter den Fahrern. Er sucht die Nähe zu Weltstars und Königshäusern und wird zum Botschafter des Rennsports: "Die Formel 1 ist nichts weiter als ein Goldfischglas im Wasser eines riesigen Ozeans. Allerdings: In dem Glas schwimmen ein paar kapitale Fische." Er trägt zwei Mobiltelefone mit sich herum, eins für ankommende, eins für abgehende Anrufe. Die Denke bringt wohl der Sport mit sich: Zeit ist Geld.
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