Rick Goldmann: "Deutschlands Prunkstück sind die Eishockey-Torhüter"
- Eishockey-WM: Rick Goldmann im Sports-Illustrated-Interview
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Sports Illustrated: Wie groß ist die Vorfreude auf die Eishockey-WM in Tschechien? Wie viele Spiele werden Sie zusammen mit Basti Schwele bei ProSieben Maxx kommentieren?
Rick Goldmann: Die Vorfreude ist riesig, weil Deutschland als Silbermedaillen-Gewinner der vergangenen WM 2023 jetzt ins Turnier geht. Das war vorher noch nie der Fall. Als TV-Kommentator wird es eine neue Herausforderung bei ProSieben und ProSieben Maxx. Wir werden insgesamt knapp 30 Spiele übertragen. Alle deutschen Begegnungen sowie ab dem Viertelfinale bis zum Finale auch alle Eishockey-Spiele bei ProSieben.
Sports Illustrated: Auf welchem Level befindet sich das DEB-Team im Vergleich zum vergangenen Jahr?
Goldmann: Ich glaube, dass die Mannschaft auf der Torhüter-Position und der Sturm-Position in der Offensive noch stärker worden ist. Das Problem ist allerdings, dass die anderen Nationen, insbesondere in unserer Gruppe die USA, Schweden und die Slowakei – aber auch Lettland - deutlich zugelegt haben.
Sports Illustrated: Was können wir vom deutschen Eishockey-Team bei der WM 2024 erwarten?
Goldmann: Wir haben wieder ein sehr schnelles Team und werden ein schnelles Eishockey sehen. Ich denke, dass wir unsere Grundtugenden, die uns auch im vergangenen Jahr geholfen haben, dass wir einen guten Kampf haben, dass wir gut in die Zweikämpfe gehen, gepaart mit der spielerischen Qualität, wieder zeigen können. Wir haben eine sehr gute Mischung aus offensiv starken Akteuren und Spielern, die kämpfen und Geschwindigkeit reinbringen, die sogenannte Rollenspieler.
Sports Illustrated: Auf welche deutschen Spieler kommt es besonders an und wo hat das DEB-Team noch Schwächen?
Goldmann: Das Prunkstück der deutschen Mannschaft sind definitiv die Torhüter. Mit Philipp Grubauer und Mathias Niederberger haben wir wahrscheinlich das beste Torhüter-Duo bei der WM mit den Schweizern und mit Kanada, Mit Grubauer, der bereits den Stanley Cup gewonnen hat, kommt ein absoluter Qualitätstorhüter dazu. Niederberger war im vergangenen Jahr ein Garant dafür, dass man ins Finale gekommen ist. Das ist schon absolute internationale Top-Qualität. Im Sturm hat Deutschland dieses Jahr noch mehr offensive Möglichkeiten. John-Jason Peterka, der 2023 bester Stürmer des WM-Turniers war, hat ein super Jahr in Buffalo gespielt und in seinem zweiten NHL-Jahr 28 Tore erzielt. Er ist definitiv einer, der der Offensive helfen wird. Genauso wie Leonhard Pföderl, der im vergangenen Jahr nicht dabei war und jetzt Deutscher Meister mit den Eisbären Berlin geworden ist und als MVP ausgezeichnet wurde.
Sports Illustrated: NHL-Keeper Philipp Grubauer dabei. Gehört er zu besten Keepern weltweit?
Goldmann: Ich hoffe, bei dieser WM auf jeden Fall. Auch die Weltmeisterschaften zuvor hat er als Torhüter unter Beweis gestellt, dass seine aggressive und körperliche, auch sehr robuste Art und Weise zu spielen, etwas sehr Besonderes ist. Allein der Name Grubauer im deutschen Tor macht etwas bei anderen Nationen. Das ist definitiv ein Faktor für die eigene Mannschaft.
Sports Illustrated: Nicht dabei ist NHL-Topverteidiger Moritz Seider aus Detroit. Wie schwer wiegt es, dass er nicht für Deutschland spielen kann?
Goldmann: Das tut extrem weh. Moritz Seider war bei der letzten Weltmeisterschaft einer der Leuchttürme in der Verteidigung. Wegen ihm ist die Verteidigung ein bisschen umgebaut worden und an der einen oder anderen Stelle ein bisschen größer geworden, körperlich robuster über mehrere Positionen verteilt. Ein einzelner Spieler kann Seider nicht ersetzen, dafür ist er zu gut. Das ist auch der Grund, warum er letztendlich fehlt, weil er da einen Multimillionen-Dollar-Vertrag unterschreiben wird, der über 60 Millionen hinausgeht.
Sports Illustrated: Wie wichtig ist Bundestrainer Harold Kreis für das Team? Was zeichnet ihn aus?
Goldmann: Harold Kreis weiß genau, was er macht, und gleichzeitig hat er eine klare Ansprache im Team. Das hat man im vergangenen Jahr gesehen. Er besitzt eine klare Handschrift, wie er sein Team zusammenbaut. Obwohl er dem Team viele Vorgaben gibt, besitzen seine Spieler aber auch sehr viel Freiraum. Außerdem kommuniziert er viel. Diese Art und Weise stößt bei jungen Spielern wie auch bei Führungsspielern auf unheimlich auf Resonanz. Und er ist ein Trainer, der sagen kann, dass er mit der deutschen Eishockey-Nationalmannschaft bereits WM-Silber gewonnen hat. Jetzt kommt natürlich viel Druck dazu und einige erwarten jetzt vielleicht Gold. Aber da muss man aufpassen, was Realität und Wunschdenken ist.
Sports Illustrated: Die Erwartungshaltung in Deutschland ist riesig. Kann sich dieser Druck auch negativ auswirken?
Goldmann: Da wird definitiv mehr Druck da sein. Die Silbermedaille bedeutet, dass alle anderen Nationen erst einmal Deutschland jagen. Das DEB-Team wird von keiner Nation mehr unterschätzt. Das andere ist der Druck, den sich die Spieler selbst machen. Im vergangenen Jahr ist es so weit gegangen, jetzt muss es wieder so weit gehen. Diese Erwartungshaltung muss man ein bisschen bremsen, weil die anderen Mannschaften bei dieser WM deutlich bessere Spieler dabeihaben, als das 2023 der Fall war.
Sports Illustrated: Deutschland trifft in der WM-Vorrunde auf die Mitfavoriten Slowakei, USA und Schweden. Vor welchem Team muss das DEB-Team am meisten zittern?
Goldmann: Wenn wir uns die ersten vier Spiele anschauen, dann sind das schon die Kracher schlechthin in dieser Gruppe. Das erste Spiel gegen die Slowakei ist für mich ein Schlüsselspiel zum Start in dieses Turnier. Wenn du da punktest, geht alles leichter. Der Druck, den man von außen spürt, verwandelt sich dann hoffentlich und man kommt ins Rollen, weil man vielleicht den ersten Sieg geholt hat. Gegen die USA und Schweden ist Deutschland nicht der Favorit. Die USA sind es für mich der absolute Favorit auf WM-Gold. Schweden hat ebenfalls einen unfassbar starken Kader mit absoluten Topspielern. Sie gehören ebenfalls zum Favoritenkreis bei dieser WM. Dann hast du noch Lettland, die 2023 Bronze gewonnen haben. Das ist eine absolute Todesgruppe.
Sports Illustrated: Welche Rolle wird Weltmeister Kanada spielen? Kann die Mannschaft ihren WM-Titel verteidigen?
Goldmann: Wie gesagt, ich sehe dieses Jahr die USA und Schweden ganz vorne. Allerdings wird uns Kanada ebenfalls viel Spaß bereiten. Das ist ein sehr junges Team, das technisch unheimlich versiert ist und wahnsinnig viele Hochgeschwindigkeits-Eishockey-Spieler hat. Angeführt wird das Ganze von Connor Bedard, der erst 18 Jahre alt ist, aber Nummer-1-Pick in diesem Jahr war. In seinem ersten NHL-Jahr hat er für Chicago in 66 Spielen bereits 61 Punkte gemacht. Allein er ist es wert, das TV-Gerät einzuschalten, wenn Kanada am Puck ist.
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