Boxen

Wegen knallhartem TV-Poker! So bangte Regina Halmich um ihre Box-Karriere

Regina Halmich hat das Frauen-Boxen in den 1990er Jahren in Deutschland bekanntgemacht. Vor den TV-Geräten saßen Millionen Fans, die sich ihre Kämpfe anschauen wollten. Aber knallharte Verhandlung beendeten fast ihre einzigartige Box-Karriere. 

Ex-Boxerin Regina Halmich
Credit: Sports Illustrated
  • Regina Halmich beendete wegen knallhartem TV-Poker fast ihre Box-Karriere
  • Ex-Boxerin Halmich bringt Kampf gegen Stefan Raab Geld und Bekanntheit
  • Halmich war stets kämpferisch: "Habe nie ans Aufhören gedacht"

Regina Halmich steht wie keine andere Boxerin für ihren Sport. Anfang der 1990er Jahre noch nicht richtig ernstgenommen, hat sie das Frauen-Boxen in Deutschland salonfähig gemacht. Die Krönung war der WM-Titel 1995. Für ihre Lebensleistung wurde Halmich im Oktober 2023 in Las Vegas geehrt.

"Es war eine wunderbare, intimvolle, stille Veranstaltung. Es war wirklich sehr bewegend für mich. Dass ich hier geehrt werde, macht mich sehr stolz. Klar: Lebenswerk, das klingt sehr komisch, wenn man 47 Jahre alt ist. Ein bisschen hat man da schon das Gefühl, jetzt kann ich mich gleich in die Kiste legen", sagt Halmich.

Regina Halmich möchte keinen Vergleich mit Max Schmeling

"Aber es ist für mich natürlich eine große Genugtuung, an dem Ort, an dem ich meine einzige Niederlage erlitten habe, diese große Auszeichnung zu erhalten. Ich habe erst im Laufe der vergangenen Jahre realisiert, dass die Menschen meine Karriere und das, was ich erreicht habe – und das sage ich ohne jede Arroganz –, als Zeitgeschichte betrachten. Damals war mir das nicht im Ansatz bewusst. Ich war immer nur die Regina, die ihrer Passion nachgegangen ist. Mit dieser Auszeichnung in Las Vegas schließt sich für mich ein Kreis."

Ex-Boxerin Regina Halmich
Ex-Boxerin Regina Halmich
Credit: Imago
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Mit dem "Lifetime Achievement Award 2023" im Gepäck blickt Halmich zufrieden auf ihre Karriere zurück, obwohl Frauen-Boxen lange Zeit belächelt wurde. Aber Halmich machte sich immer für ihren Sport stark und überzeugte im Boxring mit fantastischen Leistungen. Heute wird sie in einem Atemzug mit deutschen Boxgrößen wie Henry Maske oder Axel Schulz genannt. 

Mit Max Schmeling möchte die 47 Jahre alte Karlsruherin aber nicht verglichen werden. "Ich mag es nicht wirklich, wenn man mich den weiblichen Schmeling nennt. Schmeling ist unerreicht", erklärt Halmich. "Aber was uns verbindet, ist, dass wir beide eine einzigartige, beispiellose Geschichte geschrieben haben – jeder auf seine Art."

Boxerin Halmich bricht Stefan Raab die Nase

Nach der Niederlage im Fliegengewicht am 20. April 1995 in Las Vegas gegen die US-Amerikanerin Yvonne Trevino holte sich Halmich nur zwei Monate später den WM-Gürtel im Kampf gegen die Südkoreanerin Kim Messer. Diesen Titel sollte Halmich bis 2007 nicht wieder hergeben. 

Weitere Höhepunkte abseits ihrer Profi-Karriere waren die Show-Kämpfe 2001 und 2007 gegen Stefan Raab bei "TV total". Im "Kampf der Geschlechter" brach Halmich dem Pro7-Moderator die Nase. "Das war der lukrativste Nasenbeinbruch meiner Karriere. Ich habe damit viel Geld verdient und wurde richtig bekannt", sagt Halmich.

Boxerin Halmich bricht Stefan Raab die Nase
Boxerin Halmich bricht Stefan Raab die Nase
Credit: Sports Illustrated
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"Es war eine Entscheidung, die ich nicht voller Überzeugung getroffen habe, Das war eine Richtung, in die ich eigentlich gar nicht gehen wollte. Auch mein Vater hielt nicht viel davon, riet mir ab. Aber wenn man von den Massen wahrgenommen werden will – und nur dann kann man gutes Geld verdienen –, muss man in den Boulevard", so Halmich.

Knallharte TV-Verhandlung! Halmich-Karriere hätte vorbei sein können

Zittern musste sie Mitte der 2000er Jahre, als ihr Anwalt Christoph Schickhardt einen TV-Vertrag knallhart aushandelte. "Er hat knallhart verhandelt. Wir haben gefordert, dass ich nach der Einschaltquote, nicht nach Geschlecht bezahlt werde. Wir haben ihnen die Pistole auf die Brust gesetzt", sagt Halmich.

Die Forderungen lagen auf dem Tisch und die Gegenseite bat sich Bedenkzeit aus. Es folgte eine Nacht zwischen Hoffen und Bangen. "Diese Nacht habe ich kaum geschlafen. Ich habe mich ehrlich gefragt, habe ich zu hoch gepokert? Ich war mir bewusst, dass es das auch für meine Karriere gewesen sein könnte. Doch am nächsten Tag kam der erlösende Anruf. Sie akzeptierten", erklärt Halmich.

Halmich: "Habe nie ans Aufgeben gedacht"

Die schlimmste Zeit für Halmich war, als sie zeitweise von Stalkern verfolgt wurde. "Ich hatte einen, der war vollkommen verliebt, hat Torten gebracht", erklärt Hallmich. "Aber es gab auch diesen anderen Kerl. Der hat meine Familie mit reingezogen, stand bei meinem Vater nachts vor der Tür, hat meine Schwester angerufen. Der hat mit Sprengsätzen gedroht. Das war schon sehr krass. Da haben wir dann doch die Kripo eingeschaltet. Aber ich bin unkaputtbar, das Boxen hat mir da auch viel Kraft gegeben, mich stark gemacht."

Trotz mancher Rückschläge dachte Halmich aber nie ans Aufgeben. Das hätte ihrem eigenen, kämpferischen Wesen widersprochen. "Für mich war Aufgeben nie eine Option. Nicht mal in den dunklen Stunden, in denen ich schon mal bitterlich geweint habe. Wenn ich im Ring stand, trainierte, war ich nur die Kämpferin Regina", sagt Halmich. 



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