Hrubesch fordert stärkeren Rückgriff auf Vereins-Kompetenzen

Horst Hrubesch wünscht sich in der Diskussion um die Nachwuchsreform des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) einen stärkeren Rückgriff auf das Know-how der Vereine. "Wir haben eine Basis von vielen Tausend Vereinen, darunter welche mit jahrzehntelanger Nachwuchsfußball-Kompetenz. Das ist ein Vorteil gegenüber anderen Nationen, auf den wir zu wenig zurückgreifen", sagte der 72-Jährige der Süddeutschen Zeitung. 

Horst Hrubesch ist aktuell Nachwuchsdirektor des HSV
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Der Europameister von 1980, Trainer der U21 beim EM-Triumph 2009 und aktueller Nachwuchsdirektor des Hamburger SV, hält die Vorgaben des Reformpakets manchmal für "zielführend, manchmal nicht so sehr. Generell gilt aber: Beim DFB arbeiten viele schlaue Leute, die etwas von der Thematik verstehen - nur haben sie es mal wieder nicht geschafft, die Klubs so mitzunehmen, dass es breite Unterstützung dafür gibt", sagte Hrubesch.

Der einstige Stürmer hält es weiter für wichtig, dass Klubs ihre eigene Philosophie verfolgen. Unterschiedliche Spielkulturen würden unterschiedliche Spielertypen hervorbringen, die dann auch die Nationalmannschaft stärken könnten. 

"Dem deutschen Fußball fehlt es schon länger an Spezialisten, zum Beispiel auf der Position des Mittelstürmers oder bei den Außenverteidigern", sagte Hrubesch: "Vereine mit einer klaren Identität in der Ausbildung könnten hier ihren Beitrag leisten - und dazu ein Merkmal stärken, das schon länger verloren gegangen ist: Eigenverantwortung."

Hrubesch pochte zudem darauf, dass sich die Verantwortlichen im Nachwuchsbereich für die Menschen und die Sache interessieren und nicht so sehr auf Funktionen und Titel fokussieren. "Auf dem Türschild meines Büros im HSV-Campus etwa steht nicht 'Direktor Nachwuchs', sondern einfach nur 'Horst' - und jeder Nachwuchsspieler, der etwas braucht, kann eintreten, ohne anzuklopfen", sagte er.