1. Bundesliga

Fitness-Guru Holger Broich: So hält er die Fußball-Stars beim FC Bayern München fit

Sportwissenschaftler Prof. Dr. Holger Broich ist Wissenschaftlicher Leiter & Leiter Fitness beim FC Bayern. Im Sports-Illustrated-Interview spricht er über die Ausdauer von Fußballern, technischen Fortschritt und seine Vorliebe fürs Radfahren.

Holger Broich (FC Bayern)
Credit: Imago

Sports Illustrated: Wie fit sind eigentlich Fußballer – verglichen etwa mit reinen Ausdauer-Athleten beim Marathon?

Prof. Dr. Holger Broich: Fußballer auf Topniveau sind sehr fit und brauchen ein sehr hohes Maß an Ausdauer. Dennoch kann man sie nicht mit reinen Ausdauerathleten vergleichen. Ein wesentlicher Unterschied ist, dass zum Beispiel beim Marathon relativ geringe Beschleunigungen erforderlich sind. Aufgrund der Dauerbelastungen und der damit verbundenen energetischen Anforderungen ist die Muskelmasse von Läufern sehr viel geringer als die von Fußballern. Dort ist die Situation deutlich anders: Die Beschleunigung spielt eine sehr große Rolle. Während eines Spiels müssen die Profis ständig sprinten und wieder abbremsen. Man braucht für diese Form von Belastungen und auch die Zweikämpfe ein ganz ausgeprägtes, möglichst reaktives Muskelkostüm.

Sports Illustrated: Wie hat sich die Fußballer-Fitness über die vergangenen Jahre entwickelt – und ist hier ein Maximum erreicht?

Prof. Dr. Broich: Die Fitness hat sich extrem verbessert, und wir forschen weiter intensiv. Im Nachwuchs geht es darum, die ersten 70, 80 Prozent des Potenzials zu entwickeln. Im Spitzenbereich ist es im Fußball nicht anders als in anderen Sportarten, hier zählen die letzten fünf bis zehn Prozent. Dafür setzen wir ein sehr großes Maß an technologischen Möglichkeiten ein. Dazu gehören regelmäßige Leistungsdiagnostiken und Messungen aus dem Kapillarblut, die uns Hinweise auf die Belastung geben. Schließlich werden in jedem Training und Spiel Aufzeichnungen der Aktivitäten gemacht: also Laufdistanzen, -beschleunigungen und so weiter. Ausgewertet wird diese Datenmenge mit modernen Analyseverfahren wie künstlicher Intelligenz. 

Sports Illustrated: Könnten Spielertypen wie Mario Basler oder Diego Maradona – die nicht unbedingt der disziplinierten Lebensführung verdächtig waren – heute noch in den Topligen mithalten?

Prof. Dr. Broich: Aufgrund ihrer unglaublichen individuellen Fähigkeiten könnten sie jederzeit spielentscheidende Aktionen setzen. Sieht man sich jedoch den heutigen Spielkalender an, ist eine Top-Fitness mit einer absoluten Professionalität auf und außerhalb des Platzes eine Grundvoraussetzung. Wie sagt man so schön: Fitness ist nicht alles, aber ohne Fitness ist alles nichts. 

Prof. Dr. Holger Broich
Prof. Dr. Holger Broich
Credit: Sports Illustrated
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Sports Illustrated: Gibt es Positionen auf dem Feld, bei denen Fitness eine größere oder kleinere Rolle spielt?

Prof. Dr. Broich: Das hängt davon ab, wie man Fitness definiert. Ein Innenverteidiger hat andere Aufgaben als ein Außenverteidiger oder ein Außenstürmer. Damit sind auch die Belastungen unterschiedlich. Man kann aber nicht sagen geringer oder höher – eben anders.

Sports Illustrated: Wie wichtig ist individuelles Training?

Prof. Dr. Broich: Natürlich ist Fußball eine Mannschaftssportart, aber gleichzeitig eine Individualsportart. Wir absolvieren große Teile des Trainings in der gesamten Mannschaft oder in Kleingruppen. Das Training und die Prävention vor und nach dem Teamtraining versuchen wir so gut es geht zu individualisieren. Aufgrund der Tests -wissen wir genau, wo Defizite einzelner Spieler sind, auf die wir dann eingehen. -
Je mehr Informationen uns vorliegen, - desto gezielter können wir auch auf die Bedürfnisse des Einzelnen eingehen – der sogenannte gläserne Profi.

Sports Illustrated: Man sieht die Bayern-Spieler immer wieder auf Fahrrädern – warum? 

Prof. Dr. Broich: Die Belastung auf dem Rad ist eine völlig andere als im Fußball, mit kontinuierlicher Bewegung ohne exzentrische Anteile. Deshalb ist Radfahren als Kontrast- und Ergänzungstraining geeignet, auch zur aktiven Regeneration. Nicht umsonst haben wir mit dem Hersteller Scott schon länger einen Partner, der uns ausstattet.

Sports Illustrated: Wie halten Sie sich fit?

Prof. Dr. Broich: Das Radfahren ist auch privat eine große Leidenschaft von mir. Vor Kurzem habe ich noch ein neues Gravelbike bekommen. Jetzt bin dabei, auch diese Disziplin für mich zu entdecken. Auf Schotterstraßen im Wald kann ich perfekt den Kopf frei bekommen und richtig Tempo machen.  



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