Fescher Finne: Valtteri Bottas über Formel 1, Fahrradfahren und seinen Vokuhila
Inhalt
- Formel-1-Pilot Valtteri Bottas über Alfa Romeo und das Radfahren
- Finne Bottas über neue Relaxtheit: "Habe jetzt eine entspanntere Beziehung zum Sport"
- Das Interview mit Valtteri Bottas und vieles mehr lesen Sie in der neuen Sports Illustrated
SPORTS ILLUSTRATED: Sie sind seit zehn Jahren in der Formel 1, sind mehrmaliger Vize-Weltmeister, haben alles gesehen – und doch wirkt das Projekt bei Alfa Romeo wie ein komplett neues Kapitel und Abenteuer. An welcher Stelle sehen Sie sich in Ihrer Karriere?
VALTTERI BOTTAS: Ich fahre Rennen, seit ich sechs Jahre alt bin. Jetzt bin ich 33. Ich habe also definitiv Erfahrungen gesammelt. Aber ich bin überzeugt davon, dass ich noch viel für den Sport geben kann. Ich merke außerdem, dass ich mich weiterhin verbessere. Deswegen glaube ich daran, dass mein Leistungshöhepunkt erst noch bevorsteht. Ich habe noch mehrere Jahre in der Formel 1 in mir. Die Zukunft sieht auf jeden Fall aufregend aus.
Sports Illustrated: Bei Alfa Romeo nehmen Sie eine neue Rolle ein: die des Anführers. Wie fühlt sich das an?
Bottas: Es ist etwas Neues, aber es ist auch etwas, das an einem bestimmten Punkt in der Karriere ganz automatisch kommt, wenn man schon erfahren ist – und speziell, wenn man von einem großen Team zu einem etwas kleineren wechselt. Es gefällt mir, mehr Verantwortung zu tragen.
Sports Illustrated: Ist es für Sie das bislang persönlichste Projekt?
Bottas: Vermutlich. Ich hatte noch nie so viel Mitspracherecht, beispielsweise bei der Weiterentwicklung der Autos. Auch mein Vertrag ist zum ersten Mal in meiner Karriere langfristig. Davor war ich angespannter, musste immer um meinen Platz kämpfen, anstatt mich nachhaltig auf den Fortschritt zu konzentrieren. Hier kann ich mich darauf verlassen, dass ich nächstes Jahr einen Job habe, und mich so komplett auf die Arbeit mit dem Team fokussieren. Ich genieße das sehr, langfristig zu denken und die Früchte der Arbeit, die ich heute aufbringe, beispielsweise nächstes Jahr zu ernten.
Sports Illustrated: Bei Mercedes war der Druck immens, wie Sie selbst vor wenigen Jahren sagten. Ist dieser Druck mittlerweile abgefallen? Wie ist heute Ihre Beziehung zum Sport?
Bottas: Ich bin mittlerweile viel entspannter gegenüber dem Sport. Ich nehme es natürlich ernst, und meine Ansprüche an mich selbst und mein Team sind weiterhin extrem hoch. Aber bei Alfa Romeo spürte ich direkt, dass die ganze Atmosphäre weniger druckgeladen war. Das liegt einerseits daran, dass es eben eine etwas kleinere Organisation ist, und an der Spitze geht es noch etwas härter zu. Aber heutzutage kommt der Druck auf mich von mir selbst. Und ich merke, wie die Arbeit bei Alfa Romeo für mich persönlich gesünder und nachhaltiger ist.
Sports Illustrated: Sie haben Ihren Look verändert, tragen Vokuhila und Schnurrbart. Ist das sinnbildlich für die innere Veränderung?
Bottas: Ich habe mehr Freiheit als ein paar Jahre zuvor. Wenn ich nicht Rennen fahre, kann ich komplett ich sein und die Dinge tun, auf die ich Lust habe. Ich glaube nicht, dass ich den Vokuhila getragen hätte, wenn ich noch für Mercedes gefahren wäre, weil mir sonst mein Boss die Haare rasiert hätte. Es ist anders, und ich glaube, das kommt von der Mentalität, die ich jetzt habe: eine entspanntere Beziehung zum Sport in einer entspannten Atmosphäre mit positiven Menschen.
Valtteri Bottas: "Ich habe immer noch denselben Traum, den ich als Kind hatte: eines Tages Weltmeister zu werden.
Sports Illustrated: Unter Fans gelten Sie als humorvoller Mensch. Ist dieser Spaß-Ansatz ein Ausgleich zum Druckgeschäft Formel 1?
Bottas: Es ist mir wichtig, die Dinge im Leben nicht immer zu ernst zu nehmen, auch wenn ich in einem sehr fordernden Sport bin. Das Leben macht so viel mehr Spaß, wenn man im Moment lebt.
Sports Illustrated: Vor einigen Jahren sagten Sie: „Man erreicht nur etwas, wenn man einen Titel gewinnt.“ Stimmen Sie dem weiterhin zu?
Bottas: Wenn es nur auf den Sport bezogen ist: ja. Allgemein im Leben: nein. Ich habe immer noch denselben Traum, den ich als Kind hatte: eines Tages Weltmeister zu werden. Der einzige Weg, das zu erreichen, ist, daran zu glauben. Sollte es aber nicht mehr passieren, dann hat es eben nicht sollen sein. Das Schöne im Sport: Du weißt nie, was passiert. Aber im Leben habe ich akzeptiert, dass es noch so viele coole Dinge gibt, abgesehen davon, Weltmeister zu werden. Man kann seine Ziele verfolgen – aber gleichzeitig auch Spaß im Leben haben.
Sports Illustrated: Apropos Spaß: Auf Social Media sieht man Sie oft auf einem Rad, unterwegs auf der ganzen Welt. Woher kommt die Liebe zum Radfahren?
Bottas: Seit ich Kind bin, fahre ich Fahrrad. So bin ich früher zur Schule gekommen, egal ob bei Schnee oder Regen. Danach hat man sich immer mit Freunden auf dem Rad getroffen. Heute ist es für mich wie eine Sucht. Einerseits als langjähriger Teil meines Trainings, andererseits aber auch, um den Kopf freizubekommen. Ich bin sehr privilegiert, dass ich an viele tolle Orte reisen darf – und sie dann mit dem Rad erkunden kann.
Sports Illustrated: Ihre Partnerin, Tiffany Cromwell, ist Radprofi und fährt für Canyon/SRAM. Welche Rolle spielt sie bei Ihrer Leidenschaft?
Bottas: Ich konnte von ihr sehr viel lernen. Wir trainieren in der Offseason viel zusammen. Ob ich dann mithalten kann, hängt vom Terrain ab. Wenn ich in Höchstform bin und sie nicht und es flach ist, habe ich vielleicht eine Chance.
Sports Illustrated: Sie trainieren also auf dem Rad auch für die Formel 1?
Bottas: Ja, für die Ausdauer. Im Winter ist es die beste Zeit für mich, längere Strecken mit dem Rad zu fahren, um die Basis-Fitness für die Saison aufzubauen. Während der Saison geht es eher um Erholung. Dann darf man nicht zu viel machen, und ich fokussiere mich mehr auf kurze Strecken zur Regeneration.
Sports Illustrated: Wie wichtig ist Ihnen das Radfahren privat? Stichwort: Kopf freibekommen.
Bottas: Das war die vergangenen Jahre sehr hilfreich. Ich finde, dass es wichtig ist, das Leben abwechslungsreich zu gestalten. Wenn man in der Formel 1 ist, geht es sehr schnell, dass man sich davon komplett vereinnahmen lässt. Das ist jedoch nicht gesund, es brennt dich aus. Deswegen mag ich das Radfahren, weil ich dann nur daran denke. Ich liebe auch den Wettkampfgedanken dahinter.
Alfa-Romeo-Pilot Bottas:" In der Formel 1 ist dein Teampartner manchmal dein größter Feind."
Sports Illustrated: Sie fahren also Rennen?
Bottas: Richtig. Ich verausgabe mich, kann mich dabei selbst herausfordern. Im Juni veranstalte ich außerdem mit der Fahrrad-Firma Canyon in meiner Heimat Finnland das „FNLD GRVL“, ein Rennen, bei dem mehrere Profi-Rennfahrer dabei sein werden, sich aber auch Hobbysportler anmelden können. Gleichzeitig frage ich im Moment dafür auch Formel-1-Fahrer an.
Sports Illustrated: Gibt es etwas, das Sie vom Radsport für die Formel 1 lernen können?
Bottas: Teamwork. In der Formel 1 ist dein Teampartner manchmal dein größter Feind. Beim Radfahren ist das anders, dort geht es mehr um Vertrauen und Respekt, und davon könnte die Formel 1 meiner Meinung nach lernen. Ich hatte das Glück, mich immer gut mit meinen Teamkollegen verstanden zu haben. Aber das ist nicht in allen Rennställen so.
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