Formel 1

Versinkt Mercedes-Team im Mittelmaß? Hamiltons Stern verblasst immer mehr

Lewis Hamilton fährt der Konkurrenz in dieser Saison weit hinterher. Der siebenmalige Formel-1-Weltmeister kommt mit seinem neuen Mercedes nicht klar. Die einstige Vormachtstellung ist plötzlich weg. Sports Illustrated nennt die Gründe für den Abschwung.

Lewis Hamilton (Mercedes)
Credit: Getty Images
  • Lewis Hamilton beim Formel-1-Saisonstart nicht konkurrenzfähig
  • Mercedes-Teamchef Toto Wolff: "Wir haben überall Defizite"
  • Hamilton droht das Ende einer Ära in der Formel 1

Lewis Hamilton fährt seit 15 Jahren in der Formel 1. Bisher ging es für den siebenfachen Champion (2008, 2014, 2015, 2017, 2018, 2019, 2020) immer geradeaus - immer steil nach oben. Seit 2008 fuhr Hamilton fast jedes Jahr von einem Titel zum anderen. Kaum einer konnte ihn stoppen.

Im Jahr 2021 wendete sich das Blatt. Max Verstappen (Red Bull) schnappte Hamilton in der Formel 1 den historischen achten WM-Titel vor der Nase weg. Wer gedacht hatte, dass sich Hamilton 2022 für diese knappe Niederlage revanchiert, muss bislang enttäuscht werden.

Hamilton hat den Kontakt zur Spitze verloren. Beim Saisonauftakt in Bahrain profitierte er vom Ausfall Verstappens, der kurz vor Rennende an die Box musste, sowie dem Dreher von Sergio Perez. Zwar landete Hamilton auf Platz drei, aber das Podium täuschte über seine wahren Probleme hinweg. 

Aufgrund der Regeländerungen wird mehr und mehr deutlich, dass Hamilton wohl einer der großen Verlierer ist. Hamilton kommt mit seinem neuen Mercedes nicht zurecht. Es fehlt die Power, die Abstimmung des Autos ist miserabel. Hamiltons einstige Waffe ist zur lahmen Kiste geworden. 

Mercedes-Teamchef Toto Wolff: "Wir haben überall Defizite"

"Gerade denke ich nicht, dass wir im Rennen um Siege sind", erklärte Hamilton bereits vor dem Saisonstart bei den Testfahrten in Bahrain. Zu diesem Zeitpunkt ahnte er offenbar schon, dass die Formel-1-Saison 2022 für ihn zu einer Qual werden könnte. 

Auf Platz drei für Hamilton in Bahrain folgte Rang zehn - mit lediglich einem WM-Zähler - beim zweiten Formel-1-Rennen in Saudi-Arabien. "Ich konnte am Ende nicht mit dem Haas mithalten", schämte sich Hamilton fast - so schlecht läuft sein Silberpfeil in dieser Saison.

"Wer hätte das gedacht, dass Haas mit dem schlechtesten Team der vergangenen Saison so weit vorne fährt und Mercedes so weit hinten", meinte Sky-Experte Ralf Schumacher. "Dass gerade Lewis solche Probleme hat, das ist auch ungewohnt", so der Ex-Rennfahrer. 

Besonders verärgert über das miese Abschneiden ist Mercedes-Teamchef Toto Wolff, der in den vergangenen Jahren nur Erfolge kannte. "Wir haben das Auto nicht da, wo wir es haben wollen", bemängelte Wolff nach dem Rennen und fügte hinzu: "Wir haben überall Defizite."

Lewis Hamilton im Qualifying zehn km/h langsamer als Polesitter Perez

"Bei Lewis haben wir ein Experiment versucht, das ins Auge gegangen ist. Das hätten wir uns sparen können", so Wolff weiter. Das Auto, mit dem Hamilton zum ersten Mal seit 2017 bereits in Q1 ausschied, ist nach Aussage von Wolff "unfahrbar" gewesen.

Vor vier Jahren in Brasilien war ein Unfall schuld, dass Hamilton im Qualifying frühzeitig ausschied. Diese Saison zwingt das "Porpoising" ("Hoppeln" des Autos) Mercedes, mit mehr Bodenhöhe zu fahren. Dadurch wird der aerodynamische Grip des Autos negativ beeinflusst.

Der Topspeed von Hamilton ist deshalb nicht konkurrenzfähig. Beim Qualifying am Samstag war Hamilton 10,7 km/h langsamer als Polesetter Sergio Perez im Red Bull. Selbst die Verkleinerung des Heckflügels im Rahmen der neuen Regeln brachte keinen Effekt. 

"Wir hatten ja schon einen Low-Drag-Heckflügel", sagte Wolff. "Wir haben auch den Gurney weggenommen. Es war trotzdem nicht genug, um den Luftwiderstand ausreichend zu verringern." Der Frust sitzt tief bei Mercedes sowie bei Hamilton, der wie ausgewechselt wirkt. 

Hamilton und Mercedes droht das Ende einer Ära

Vor der Saison war lange unklar, ob Hamilton überhaupt noch weiter macht. Im Raum stand, dass er seine Karriere vielleicht beendet. Erst kurz vor dem Saisonstart erklärte der 37-Jährige, dass er weiterfährt. Fehlt Hamilton der nötige Biss - ist er überhaupt noch motiviert?

Diese Frage kann auf jeden Fall mit "Ja" beantwortet werden, aber Hamilton fehlt im Moment das nötige Arbeitsmaterial. Hinzu kommt, dass er mit George Russell einen jungen, starken Teamkollegen bei Mercedes bekommen hat, der ihm in dieser Saison das Leben schwer macht. 

"Wir hatten acht Jahre lang einen wirklich guten Lauf, in dem wir das Feld meistens angeführt haben. Das jetzt erinnert mich an 2013, als wir nicht so schnell wie die Red Bulls und Ferraris waren. Wir müssen kämpfen. Wo wir aktuell stehen, ist total inakzeptabel", stellte Wolff klar. 

Was die fahrerischen Qualitäten anbetrifft, kann bei Hamilton von Mittelmaß keine Rede sein. Was seinen Mercedes betrifft, dann ist Hamilton weit weg von der Musik. Die Silberpfeile müssen schnellstens zusehen, ihren einst strahlenden Stern wieder aufzupolieren. Ansonsten droht das Ende einer Ära.

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