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Wegen gefälschter Impfausweise – Antonio Brown und zwei weitere NFL-Stars erhalten NUR drei Spiele Sperre

Star-Wide Receiver und Skandal-Profi Antonio Brown sowie zwei weitere NFL-Akteure führten gefälschte Impfausweise. Die Strafe der NFL – drei Spiele Sperre. Nicht nur unser Autor hält das für einen Eklat.

Antonio Brown mit gefälschtem Impfausweis erwischt
Credit: Getty Images
Drei Spiele Sperre, so entschied die NFL am Donnerstag, seien eine angemessene Strafe für Spieler, die gefälschte Impfausweise führten, um dem gestrengen Protokoll zu umgehen, das die Liga für umgeimpfte Spieler vorsieht. So zumindest lautet das Urteil im Fall der Akteure Brown, Edwards und Franklin. Dies als einen Klaps auf die Finger zu bezeichnen, wäre eine Beleidigung für den Fingerklaps, der im Vergleich dazu wie eine Foltermaßnahme wirkt.
Fakt ist: Brown, Wide Receiver der Tampa Bay Buccaneers, sein aktueller Teamkollege Mike Edwards und deren ehemaliger Teamkollege John Franklin III bewegten sich frei in der Team-Facility, aßen, hoben Gewichte und gingen in die Sauna – wie alle anderen auch –, und zwar unmaskiert. Cheftrainer Bruce Arians ist dreimal an Krebs erkrankt, seine Immunabwehr ist daher besonders geschwächt.
 
Und nur, falls Sie sich das jetzt fragen: Auch in den USA ist das Fälschen eines Impfausweises kein Kavaliersdelikt. In bestimmten Bundesstaaten wird Dokumentenfälschung auch als Straftat geahndet – besonders wenn das gefälschte Dokument, wie in diesem Fall, ein gefälschtes Regierungssiegel beinhalten müsste (In einer Stellungnahme, die an verschiedene Medienvertreter geschickt wurde, sagte Browns Anwalt, dass Brown derzeit geimpft sei; eine Quelle bestätigte Albert Breer von Sports Illustrated US, dass die NFL während ihrer Untersuchung festgestellt habe, dass Brown, Edwards und Franklin jetzt geimpft seien.)
 

Destruktiv, egoistisch, kaltschnäuzig

Auf persönlicher Ebene ist diese Art von Kaltschnäuzigkeit der Inbegriff jenes destruktiven, egoistischen Verhaltens, das man zurzeit so ähnlich auch vom Quarterback der Green Bay Packers, Aaron Rodgers, kennt. Der hat zwar kreativ versucht, eine öffentliche Enthüllung seines Impfstatuses zu umgehen, um, wie er es ausdrücken würde, einen Krieg mit der “cancel culture” zu vermeiden, hielt sich aber Berichten zufolge hinter den Kulissen an die meisten Protokolle, einschließlich des Tragens einer Maske in der Einrichtung.

Aaron Rodgers von den Green Bay Packers
Aaron Rodgers von den Green Bay Packers
Credit: getty
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Brown und seine Mannschaftskameraden hingegen, beschafften sich gefälschte Dokumente, um sich als geimpft ausgeben zu können, wodurch ihnen das erspart blieb, was ihnen wie ein unerträgliches Zeichen der Unterdrückung vorgekommen sein muss: ein Stück Stoff über Nase und Mund zu tragen, um dazu beizutragen, die Ausbreitung eines Virus einzudämmen, das weltweit Millionen von Menschen getötet hat.

Es ist seltsam, dass sich die Liga dafür entschieden hat, ausgerechnet Brown an die Hand zu nehmen. Denn hier handelt es sich um einen Spieler, der von der Liga wegen einer Reihe von untragbaren Verhaltensweisen bereits für acht Spiele gesperrt worden war. Ein Vorwurf der sexuellen Nötigung wurde außergerichtlich beigelegt. Sports Illustrated US berichtete auch über einen zweiten Fall von unerwünschtem sexuellem Verhalten, auf den Brown mit einer Bedrohung der Frau per Textnachricht reagierte. Was sportliche Belange anbetrifft, hat sich Brown aus zwei Vereinen herausgerüpelt und wurde aus einem dritten rausgeschmissen. Er fotografierte und veröffentlichte interne Teamdokumente, nahm Gespräche in der Umkleidekabine und Telefonate mit Trainern auf.

Diese sogenannte "Strafe" ist ein Skandal!

Brown sollte auf Lebenszeit aus der NFL verbannt werden, anstatt ihm drei Spiele Ruhezeit zu gewähren, um seinen Körper rechtzeitig für einen weiteren Super Bowl-Lauf in Topform zu bringen. Das wäre ein stolzer Moment für die NFL. Die Fernsehsender hatten bereits Mühe, in der Football-Berichterstattung um die Anschuldigungen gegen Brown wegen sexueller Übergriffe herumzukommen. Jetzt kommt noch die Fälschung von Regierungsdokumenten hinzu. Und wieder gibt es keine substantielle Strafe.

Um in der Football-Terminologie zu sprechen, fühlen sich diese drei Spiele Sperre an, wie die nervöse weiße Fahne einer Liga, die vielleicht gar nicht weiß, wie viele der Impfausweise ihrer Spieler echt sind. Wenn Brown einen Impfausweis durch die Dienste seines persönlichen Kochs hatte beschaffen können (so behauptete es der Koch selbst in einem Bericht der Tampa Bay Times), woher wissen wir dann, dass andere Spieler in der Liga nicht dasselbe getan haben? Woher wissen wir, dass die individuelle Last, die die Teams zu tragen hatten, indem sie selbst für die Kontrolle der Impfdokumente ihrer Spieler verantwortlich zeichneten, nicht zu viel für Franchise-Administrationen war, die sich schon mit einer Menge anderer Pandemie-Protokolle herumschlagen mussten? Es fragt sich ohnehin, wie groß das Interesse der NFL überhaupt ist, die Impfdokumente all ihrer Akteure durchzugehen und zu überprüfen?

Im Fall Brown hat die NFL eine Chance verpasst

Mit Brown hatte die NFL die Chance, den Spielern und Trainern deutlich zu machen, dass sie sich um ihre Gesundheit und Sicherheit sorgt. Er, Edwards und Franklin verletzten die Regeln und das Vertrauen ihres Teams, indem sie sich unter dem Vorwand, sie seien geschützt, an Teamkollegen und Trainer heranwagten, obwohl sie in Wirklichkeit einen Virus in sich hätten tragen können, der immerhin stark genug war (und ist), um die Welt, wie wir sie kannten, aus ihren Angeln zu heben. Vielleicht kümmert sich ein Trainer, Betreuer oder Qualitätskontrollassistent im Team auch um ein immungeschwächtes Familienmitglied, hat vielleicht eine schwangere Frau oder einen Ehemann mit Atemwegserkrankung zuhause. Vielleicht hat sich einer ihrer Mannschaftskameraden mit COVID-19 angesteckt und fühlte sich genauso hilflos wie viele von uns, die sich mit dem Virus infizierten und - obwohl jung und gesund - ein paar Tage lang zu Tode erschreckt im Bett lagen.

Stattdessen entschied sich die Liga für Schadensbegrenzung und stellte sich damit in eine Reihe mit der NHL, die ebenso kleinlaut auf den Flügelspieler Evander Kane reagierte, als dieser mit gefälschtem Impfausweis erwischt wurde. Letztlich offenbart sich darin, was das Verhältnis der NFL-Entscheider zur Wahrheit zu sein scheint: Es ist ihnen wichtig, den Anschein zu erwecken, es sei ihnen wichtig. Und falls doch mal Maßnahmen ergriffen werden müssen, werden Klapse auf die Finger verteilt.