NFT statt Sponsoring! Rennfahrerin Laura-Marie Geissler revolutioniert ihren Sport
Inhalt
- Laura-Marie Geissler exklusiv bei Sports Illustrated
- Geissler betreibt erstes rein NFT- finanzierte Rennteam der Welt
- 24-Jährige zwischen Kommerz und Leidenschaft
Ein Gespräch mit Laura-Marie Geissler ist vieles, nur nicht langweilig. Die Rennfahrerin aus München ist 24 Jahre alt, beherrscht allerdings schon jetzt etwas, das vielen ein Leben lang verwehrt bleibt: den Blick aus der Vogelperspektive. Mit dem analysiert Geissler die Gesellschaft, ihre Generation und ihren Sport, den Motorsport – und zieht ganz eigene Schlüsse, die sie mit Mut und starkem Willen verfolgt.
Wer mit Laura-Marie Geissler – der derzeit einzigen Fahrerin im Porsche Cup – spricht, will sich Zeit nehmen. Denn Geissler, die neuronale Psychologie studiert hat, sagt nicht nur Sätze wie „Männer sind Männer – brutal impulsiv und testosterongesteuert“ (über ihre männliche Konkurrenz auf der Rennstrecke). Oder: „Im Zweifelsfall hast du die Meinung deines Sponsors“ (über den Zwiespalt vieler Sportler und Sportlerinnen zwischen Sponsorenverträgen und der eigenen Haltung), sondern betreibt zusammen mit der Kreativagentur Amsterdam Berlin auch das erste rein NFT- finanzierte Rennteam der Welt.
Laura-Marie Geissler will Sportwelt verändern: NFTs statt Sponsoren
Geissler verzichtet auf Sponsoren, stattdessen können Fans das „LMG GT No. 1“-Projekt für 0,03 ETH (umgerechnet je nach Kurs etwa 50 Dollar) unterstützen und einen von 1.000 NFTs ihres Porsche 718 Cayman GT4 erwerben. Besitzer dieser NFTs erhalten dafür eine Reihe von Incentives, vor allem geht es aber darum, einen Paradigmenwechsel im Sport voranzutreiben, Alternativen zum bestehenden Sportsponsoring zu schaffen. Bei Rennen präsentiert die GT4-Pilotin eben nicht unzählige Sponsoren. Sie trägt einen weißen Overall und fährt einen Rennwagen in „Beauty-OP-Optik“.Die Autofolierung symbolisiert die Objektifizierung von Frauen im Sport. Geissler sagt zur Problematik: „Es geht nicht um die Leistung, sondern nur um die Optik.“
Bei der Gestaltung des Autos hat ein Schönheitschirurg mitgewirkt, auf dem Auto befinden sich typische Beauty-Begriffe wie „Slimmer“, „Wider“ oder „Lower“. Nachempfunden ist das Design jenem Porsche 917/20, der 1971 unter dem Spitznamen „The Pink Pig“ oder einfach nur „die Sau“ die 24 Stunden von Le Mans gewann.
Laura-Marie Geissler zeigt Sponsoring-System das Heck
„Die Sau“ wurde – und wird – der Wagen aufgrund seiner pinken Lackierung genannt und weil in gestrichelten Linien die sogenannte „Butcher’s Map“ aufgezeichnet ist, die die verschiedenen Stücke des Schweins zeigt. Laura-Marie Geisslers Cayman also zeigt gut 50 Jahre später nicht den Schinken, sondern dem Sponsoringsystem in der Sportwelt auf gut Deutsch und in authentischem Dunkelgrün – denn, „wenn du operiert wirst, wirst du mit einem schwarzen Marker angemalt, der oxidiert auf der Haut und wird leicht grün“ – den Ar..., Pardon, das Heck.
Ob Laura-Marie Geissler ihre komplette Rennsaison über die NFT-Verkäufe finanzieren können wird, weiß sie noch nicht. Sie gibt viele Interviews, spricht auf Paneltalks, präsentiert sich auf Twitter, Twitch und so weiter. Falls die erforderliche Summe (trotz Nachwuchsförderung durch Porsche bleiben immer noch Kosten zwischen 150.000 und 250.000 Euro pro Saison offen) dennoch nicht zusammenkommt, bleibt sie persönlich auf den Kosten sitzen – die 24-Jährige hat sich mit ihrer Unterschrift verbürgt. Doch das Risiko nimmt sie in Kauf. Falls sie aus Kostengründen mal ein Rennen aussetzen müsse, sagt Geissler, wäre das „natürlich schade. Aber ich habe bei diesem Projekt gemerkt, dass es so viel Wichtigeres gibt, als dass ich eine möglichst schnelle Runde fahre oder einmal mehr trainieren kann.“
Porsche 911 "ein Gefühl von Kindheit und Freiheit"
Dabei fährt Laura-Marie Geissler regelmäßig auf die Podien. Doch sie, die die Kulissenschaltung eines Ferrari 550 Maranello als Tätowierung auf dem Handgelenk trägt und neben der Rennlizenz auch eine Lizenz für Helikopter und Sportboote und eine Obsession für Otto-Motoren besitzt, sucht im Motorsport nicht den großen Kommerz. Sondern Purismus und die Leidenschaft. Was sie denn fühle, wenn sie die Motorhaube ihres Privatautos, eines Porsche 911, Baujahr 1971, öffne? Laura-Marie Geissler sagt: „Ein Gefühl von Kindheit und Freiheit.“
Lesen Sie den Artikel über Laura-Marie Geissler in der aktuellen Ausgabe von Sports Illustrated!
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