Kevin-Prince Boateng beklagt "Hass und Neid" in Europa

Der ehemalige Bundesliga-Profi Kevin-Prince Boateng hat nach dem Rassismus-Eklat um Torhüter Mike Maignan vom italienischen Fußball-Spitzenklub AC Mailand fortschreitende Fremdenfeindlichkeit in ganz Europa beklagt. Das Geisterspiel für Udinese Calcio als Strafe für die Beleidigungen gegen Maignan durch die Fans bezeichnete der 36-Jährige als "Witz". Stattdessen forderte der frühere Milan-Spieler einmal mehr Punktabzüge für Klubs nach rassistischen Ausfällen ihrer Anhänger.

Lief zuletzt für Hertha BSC auf: Kevin-Prince Boateng
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AFP, SID, RONNY HARTMANN

"Europa ist aggressiv geworden. Hass und Neid nehmen zu. In der Politik versuchen die Rassisten zu regieren, wie es in Deutschland mit der AfD geschieht", sagte Boateng im Interview mit der römischen Tageszeitung La Repubblica.

In der Gazzetta dello Sport kritisierte der Halbbruder von Ex-Weltmeister Jerome Boateng die Sanktion des italienischen Ligaverbandes gegen Udine. "Niemand schert sich darum, dass ein Stadion mal leer ist. Die Fans schauen sich das Spiel im Fernsehen an und kommen beim nächsten Mal wieder ins Stadion, als ob nichts passiert wäre", sagte der gebürtige Berliner. 

Wie seit langem sprach sich Boateng für drastischere Strafen gegen Vereine aus: "Wenn solche Spiele als Niederlagen gewertet würden, würden die Fans da getroffen, wo es ihnen weh tut. Wenn die Strafen nicht hart genug sind, wird sich nichts ändern."

Rund ein halbes Jahr nach Beendigung seiner Laufbahn nach dem Bundesliga-Abstieg von Hertha BSC hält der ehemalige Profi Rassismus für ein unverändert großes Problem im italienischen Fußball. Seit seinem weltweit aufsehenerregenden Abgang vom Feld vor elf Jahren während seines Milan-Engagements nach rassistischen Beleidigungen und der nachfolgenden Diskussion über Fremdenfeindlichkeit im Profi-Fußball habe sich in Italien allerdings nichts geändert, meinte Boateng weiter: "Nur schwarze Spieler beziehen Position gegen Rassismus. Dabei sollten dies alle tun."