Fanforscher Lange: "Gegenwärtig kocht es extrem hoch"

Für Fanforscher Harald Lange sind die Proteste gegen den geplanten Einstieg von Investoren im deutschen Profifußball eine erwartbare Reaktion gewesen. Die unterschiedlichen Auffassungen "darüber, welche Form des Kommerz zulässig" sei, waren "historisch immer das Salz in der Suppe der Bundesliga", sagte Lange gegenüber der Schwäbischen Zeitung: "Gegenwärtig kocht es extrem hoch."

In allen Bundesliga-Stadien kam es zu Protesten
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Man wisse "um das Protestpotenzial unserer aktuellen Fankultur", so Lange weiter. Ihn irritiere daher "das Vorgehen der Klubbosse, denn sie zeigen deutlich, dass es kein gemeinschaftliches Verständnis von kultureller Verantwortung zur Zukunft des Fußballs gibt".

Lange beruft sich dabei auf die Entscheidung der Deutschen Fußball Liga (DFL), die Abstimmung zum Einstieg potenzieller Investoren zu wiederholen, nachdem sich in einem ersten Voting die Klubs dagegen entschieden hatten. Die Klubs würden so "auf Pump die Gegenwart finanzieren" wollen, was ein "unglückliches Zeichen an die Fans" sei: "Von der DFL, aber auch DFB. Das erscheint alles unglaubwürdig. Daher sind die Proteste durchaus nachvollziehbar."

Die erste Ablehnung und die knappe Mehrheit bei der zweiten Abstimmung seien ein "Signal an die Großen gewesen", die ihr Ziel durch einen "Taschenspielertrick durchgesetzt" hätten. Dennoch sei diese Entscheidung "kein echter Sieg" und würde dazu führen, dass die "Kluft zwischen Groß und Klein auch dadurch vorerst noch größer wird".

Auf Seiten der DFL sollte man allerdings nicht zu negativ auf die Proteste blicken. "Eine lebendige Fankultur wertet am Ende das 'Produkt' Bundesliga gigantisch auf, weil Fans erst Bedeutung hinein pumpen", so Lange. Das würde der Bundesliga auf dem internationalen Unterhaltungsmarkt ein "Alleinstellungsmerkmal" geben, das die "Zukunft der Bundesliga retten könnte".