Champions League

Messi, Neymar und Mbappé offenbaren unvermeidbares Taktik-Paradoxon

Paris St. Germain verliert in der Champions League gegen Manchester City. Doch die 2:1-Niederlage ist mehr als eine verlorene Partie, sie offenbart das größte Problem der Franzosen. Ein Triumph in der Königsklasse ist derzeit weiter weg denn je. 

Paris St. Germain
Paris St. Germain
Credit: Getty Images
Ein weiterer großer Abend in Europa, und eine weitere Niederlage für Paris Saint-Germain. Eigentlich war es egal, denn durch den Auswärtssieg von RB Leipzig bei Club Brügge stehen sowohl PSG als auch Manchester City im Achtelfinale der Champions League. Zumal die Pariser bereits im September bewiesen hatten, dass sie City schlagen können.

Allerdings zeigt die Tatsache, dass man nur zwei von fünf Spielen gewonnen hat, wie viel Arbeit noch bevorsteht. Für den ersten Champions-League-Titel reicht das jetzige Niveau nicht aus - trotz der vielen namhaften Neuverpflichtungen im Sommer.

Denn zur ganzen Wahrheit gehört auch, dass Man City weitaus dominanter war, als es das 2:1 vermuten ließe. Mit Kevin De Bruyne und Phil Foden fehlten aufseiten der Engländer sogar zwei Spieler, die den Unterschied machen. Einzig das knappe Ergebnis kann man der Guardiola-Elf vorwerfen.

Paris St. Germain von Verletzungen geplagt

Bei PSG ist das anders. Es wirkt beinahe so, als sei das Team in dieser Saison noch nicht richtig angekommen. Zum einen aufgrund von Verletzungen: Das beste Beispiel ist Sergio Ramos, der seit seinem ablösefreien Transfer von Real Madrid bisher wegen muskulärer Probleme ausfiel. Gegen City saß er nun immerhin erstmals auf der Bank.

Und auch der berühmte Dreier-Sturm mit Lionel Messi, Neymar und Kylian Mbappé entfaltet bisher nicht die gewünschte Wirkung. Dies liegt vermutlich auch an der fehlenden Praxis. Denn die drei Angreifer standen in Manchester erst zum siebten Mal gemeinsam auf dem Platz. Die Abwesenheit von Marco Verratti, der eine Schlüsselfigur beim Sieg im September gegen City war, tat ihr Übriges. Und dann fiel auch noch Georginio Wijnaldum aus.

Im Dreier-Mittelfeld mussten somit Idrissa Gana Gueye, Leandro Paredes und Ander Herrera ran, die speziell defensiv gebunden waren. Weshalb sie tief standen und immer wieder eine große Lücke zu den vorderen drei Star-Stürmern klaffte. Im Laufe der Partie musste Herrera aufgrund von Knieproblemen runter. Er wurde durch Danilo ersetzt. Doch an der Spielanlage änderte sich wenig.

Wie Messi, Neymar und Mbappé zum Problem werden

Dieses Phänomen begleitet Paris bereits durch die ganze Saison. Und ist in gewisser Weise wohl nicht zu vermeiden. Schließlich bedeuten die Freiheiten der drei Stürmerstars große Kompromisse an anderer Stelle. Gegen eine Mannschaft wie City, die gerne den Ball dominiert, ist der Ansatz noch einigermaßen zu bewerkstelligen. Allerdings zeigen die verlorenen Punkte gegen Club Brügge und RB Leipzig, welche große Probleme die Pariser haben, wenn sie selbst die Initiative ergreifen müssen.

Im Hinspiel hatte City mit seiner seltsam flachen Spielweise den Franzosen sogar noch in die Karten gespielt. Paris gewann 2:0, weil sie die Konteranfälligkeit des Systems erkannten und gnadenlos ausnutzten. Doch Guardiola wäre nicht Guardiola, wenn er diese Schwäche nicht ausmerzen wollen würde. Der City-Trainer setzte deswegen in seiner ersten Elf auf Oleksandr Zinchenko im Mittelfeld neben Rodri und İlkay Gündoğan. Vor ihnen sollte eine Dreierkette aus Riyad Mahrez, Bernardo Silva und Raheem Sterling für ordentlich Betrieb sorgen. Ohne dabei die Gefahr verspüren zu müssen, in einen Konter laufen zu können. Der Plan ging auf.

Manchester City gegen Paris St. Germain
Manchester City war an diesem Abend eine Klasse besser.
Credit: Getty Images
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City dominierte in der ersten Halbzeit Ball und Gegner - und erspielte sich eine Chance nach der anderen. Dennoch stand es zur Halbzeit auf wundersame Weise immer noch 0:0. Kurz nach der Pause ging Paris sogar in Führung. Nachdem Mbappé eine abgefälschte Flanke von Messi durch die Beine von Ederson vollendete. So mancher fühlte sich wohl an das Hinspiel erinnert, als City ebenfalls das Spiel kontrollierte und plötzlich in Rückstand geriet.

Aber City, anders als in Paris, erholte sich. Erst glich Sterling aus, dann brachte Gabriel Jesus sein Team nach einer langen Flanke von Mahrez in Front. Durch den Sieg sicherte sich City Platz eins, während PSG als Zweiter weiterkommt. Doch für die Franzosen bedeutet die Niederlage nicht nur den verpassten Gruppensieg. Sie ist ein weiteres enttäuschendes Ergebnis für PSG in einem hochkarätigen europäischen Spiel.

Ist Mauricio Pochettino bald Geschichte in Paris?

Das Paradoxon, dass eine Mannschaft mit vielen großartigen Stürmern einen defensiven Fußball spielen muss, scheint sich bei PSG zu bewahrheiten. Allerdings passt die Pariser Herangehensweise womöglich nicht zu Trainer Mauricio Pochettino. Denn der Argentinier fiel bei Espanyol, Southampton oder Tottenham besonders deswegen positiv auf, weil er in der Lage war, eine Mannschaften besser zu machen als die Summe ihrer Einzelteile.
 
Das könnte zum Teil auch erklären, warum er mit dem Leben in Paris unzufrieden ist und offenbar ernsthaft über einen Wechsel zu Manchester United nachdenkt, ungeachtet seiner Äußerungen vor dem Spiel am Dienstag. Die Politik in der Umkleidekabine und die Tatsache, dass seine Frau und seine Kinder immer noch in London leben, könnten ebenfalls Faktoren sein, die ihn zu einer Rückkehr in die Premier League bewegen. Obwohl er bei PSG eine Vertragsverlängerung bis zum Sommer 2023 unterzeichnet hat.

Pochettino hatte zuletzt eingeräumt, dass er seinen Job wahrscheinlich nicht behalten werde, wenn PSG in dieser Saison nicht die Champions League gewinnt. Die Wiederherstellung der Dominanz in der heimischen Liga werde nicht ausreichen. Im Moment sind die Franzosen ihrem Champions-League-Traum allerdings nicht näher als in jeder anderen Saison. Vielleicht wird sich das ändern, wenn die Verletzten zurückkehren. Aber selbst ein voller Kader wird das grundlegende Problem der Ausgeglichenheit nicht von alleine lösen.

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