1. Bundesliga

DFL-Investorenmodell: Das sind die größten Gefahren für die Bundesliga

Die Deutsche Fußball Liga hat von den 36 Profiklubs die notwendige Zustimmung für den geplanten Einstieg eines Investors erhalten. Ein Antrag erhält die nötige Zwei-Drittel-Mehrheit. Was steckt hinter dem Investorenmodell? Was sind die Gefahren und Ziele?

DFL will Investorenmodell in Zukunft umsetzen
Credit: Imago

Die DFL hat grünes Licht für den Einstieg eines Investors bekommen. Dieser soll in den kommenden Monaten gefunden werden. Der Investor soll etwa eine Milliarde Euro zahlen und erhält im Gegenzug einen Teil der Medienrechte (8 Prozent) für die kommenden 20 Jahre. Die Meinung sind gespalten.

DFL-Investor: Was sind die Ziele der Bundesliga?

Der Großteil der Investitionssumme des Bundesliga-Investors soll in die Weiterentwicklung des DFL-Geschäftsmodells fließen, die Auslandsvermarktung stärken und Piraterie verhindern. Laut "Bild" haben fünf Hedge Fonds (CVC, Advent, EQT, Blackstone und Bridgepoint) Interesse, in die Bundesliga einzusteigen.

Neben der Auslandsvermarktung soll vor allem das internationale TV-Streaming-Geschäft der Bundesliga ausgebaut und gestärkt werden, um höhere TV-Einnahmen zu generieren. Hier gelten die Formel 1 und die NFL als Vorbild. Die Bundesliga will ebenfalls ein Stück vom großen TV-Kuchen abhaben.

DFL-Investor: Warum investiert die Bundesliga in TV-Streaming?

Das Geld für die Millioneninvestitionen ins internationale Bundesliga-TV-Streaming ist laut BVB-Boss Hans-Joachim Watzke nicht frei verfügbar. Deshalb hat die DFL grünes Licht der Vereine bekommen, einen strategischen Partner zu finden, der die Expansion finanziert und vorantreibt.

Dafür erhält der DFL-Investor acht Prozent an den Medien-Vermarktungserlösen. Die DFL träumt von einer eigenen Streaming-Plattform - einer Art Netflix. Ähnlich der Formel 1 und der NFL will die DFL eine internationale TV-Streaming-Plattform aufbauen, die exklusive Inhalte bietet.

DFB-Investor: Formel 1 als Vorbild für Bundesliga-Streaming-Plattform

Wie die Formel 1 mit Besitzer Liberty Media will die DFL mehr Geld aus der Bundesliga holen. Dafür soll eine neue Streaming-Plattform entwickelt werden, für die Fans weltweit einen Bundesliga-Pass erwerben können. Wer diesen Pass kauft, erhält Zugang zu Live-Spielen und exklusiven Inhalten.

Damit will die DFL noch mehr Fans an die Bundesliga binden. So soll der "Super-Fan" ähnlich der Formel 1 alle Kameraperspektiven erhalten. Hinzu kommen eine bessere Datentiefe und Exklusiv-Interviews. Die DFL lizenziert Rechtepakete später dann an TV-Sender wie Sky, DAZN, Prime Video oder Apple. 

DFL-Investor: Welche Klubs haben für den Einstieg gestimmt?

Insgesamt haben 36 Vertreter aller aktuellen Erst- und Zweitligisten über den Einstieg eines DFL-Investors entschieden. Exakt die nötigen zwei Drittel der Bundesliga-Vereine stimmten für einen Investoren-Einstieg. Mit dabei waren der FC Bayern, der BVB und RB Leipzig.

  • FC Bayern München
  • Borussia Dortmund
  • RB Leipzig
  • Bayer 04 Leverkusen
  • TSG Hoffenheim
  • VfL Wolfsburg
  • Werder Bremen
  • Borussia Mönchengladbach
  • VfB Stuttgart
  • Eintracht Frankfurt
  • VfL Bochum
  • 1. FC Heidenheim
  • SV Darmstadt 98
  • 1. FSV Mainz 05
  • Hamburger SV
  • FC Schalke 04
  • SpVgg Fürth
  • SC Paderborn
  • Karlsruher SC
  • Hansa Rostock
FC Bayern München
FC Bayern München
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DFL-Investor: Welche Klubs haben nicht für den Einstieg gestimmt?

Ein Drittel der aktuellen Bundesliga-Vereine stimmte am 11. Dezember 2023 gegen den Einstieg eines DFL-Investors oder enthielten sich der Stimme. Insgesamt haben zehn Klubs gegen den Einstieg eines milliardenschweren Investors bei der DFL gestimmt. Der FC Augsburg und Osnabrück haben sich bei der Abstimmung enthalten.

  • SC Freiburg
  • 1. FC Köln
  • 1. FC Union Berlin
  • FC St. Pauli
  • Fortuna Düsseldorf
  • 1. FC Nürnberg
  • Eintracht Braunschweig
  • Hertha BSC
  • 1. FC Magdeburg
  • FC Augsburg (Stimme enthalten)
  • VfL Osnabrück (Stimme enthalten)

Bei fünf Vereinen ist noch nicht klar, wie sie sich entschieden haben. 

  • Hannover 96
  • SV Elversberg
  • 1. FC Kaiserslautern
  • Holstein Kiel
  • Wehen Wiesbaden

DFL-Investor: Was sind die Bedenken der Fans?

"Es bleibt dabei: Nein zu Investoren in der DFL!" und "DFL-Investoreneinstieg stoppen". Die Aussagen vieler Fans in den Bundesliga-Stadien war klar. Sie sind gegen einen Einstieg eines Investors in die Bundesliga. Die Fan-Interessenvertretung "Unsere Kurve" lehnt einen Investor komplett ab.

"Nach jetziger Rechnung stärkt das Modell das obere Drittel der DFL-Ligen, während zwei Drittel der Vereine nur minimale Verbesserungen erwarten dürfen. In Verbindung mit der ohnehin schon ungerechten Verteilung der TV-Gelder entsteht eine immer größerer Wettbewerbsverzerrung", warnt Jost Peter von "Unsere Kurve".

DFL-Investor: Was sind die Gefahren? 

Neben der immer größer werdenden Wettbewerbsverzerrung befürchten Fans den Einfluss des Investors auf die Spielpläne. Einen Einfluss auf die Spielpläne, die Austragungsorte bestimmter Partien oder eine Änderung des Wettbewerbsmodus soll der Investor laut DFL aber nicht haben.

Dennoch ist anzunehmen, dass gewisse Spiele irgendwann in Asien, den USA oder Saudi Arabien ausgetragen werden, um neue Märkte zu erobern. Darauf haben die Fans einiger Bundesliga-Klubs keine Lust, die sich seit Jahren gegen die Kommerzialisierung des Fußballs stemmen.

Bundesliga-Fans mit dem Plakat "Nein zu Investoren in der DFL"
Bundesliga-Fans mit dem Plakat "Nein zu Investoren in der DFL"
Credit: Imago
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DFL-Investor: Was macht die Bundesliga mit dem Geld?

Von der angepeilten Investitionssumme in Höhe von einer Milliarde Euro sollen 600 Millionen Euro in ein Paket für die Digitalisierung und Internationalisierung fließen. Dazu gehört die Entwicklung einer eigenen TV-Streaming-Plattform fürs In- und Ausland.

Insgesamt 100 Millionen Euro sind für die Förderung von Auslandsreisen der Bundesliga-Klubs vorgesehen, um sich auf anderen Kontinenten zu zeigen. Die verbleibenden 300 Millionen Euro sollen als Rücklage für die Abzahlung der Investoren-Anteile in den ersten sechs bis sieben Jahren dienen.

DFL-Investor: Muss das Geld zurückgezahlt werden?

Die Investitionssumme des Investors in der angepeilten Höhe von einer Milliarde Euro muss komplett zurückgezahlt werden. Hinzu kommen Zinsen. Zwar geht es der DFL in erster Linie darum, dass man TV-Streaming-Abonnements mit Bundesliga-Fans auf der ganzen Welt abschließen kann.

Aber mit dem Einstieg des Investors in die neue DFL-Tochtergesellschaft zur Bundesliga-Vermarktung kommt es zu einer extremen Rendite-Orientierung, vor der viele Fußball-Fans in Deutschland warnen. Letztlich geht es um das Prinzip Wachstum um jeden Preis, das Einzug in den deutschen Fußball hält.

DFL-Investor: Was sind Private-Equity-Investoren?

Private-Equity-Investoren vergeben privates Beteiligungskapital, um ihr eigenes Geld mit einer Rendite von mindestens 15 bis 20 Prozent zu vermehren. Dabei setzen sie auf tragfähige Geschäftsmodelle sowie Zinseinnahmen. Private-Equity-Investoren sind Geldgeber von nicht börsengelisteten Unternehmen.

Wenn Private-Equity-Investoren erst einmal als Investor eingestiegen sind, werden sie in der Regel immer mehr Macht wollen. "Diese Art von Finanzinvestor fordert immer eine Mitsprache ein. Einflussnahme ist das A und O von Private Equity", sagt Finanz-Experte Daniel Mittler in der "Wirtschafts-Woche".

Stimmen zum DFL-Investor: 

Marc Lenz (DFL-Geschäftsführer): "Das ist ein gutes Zeichen, dass wir gemeinsam - DFL wie auch die Klubs - die Bundesliga und 2. Bundesliga weiterentwickeln wollen. Das ist eine gute Grundlage für uns, jetzt handeln zu können."

Jan-Christian Dreesen (Vorstandschef FC Bayern): "Das ist ein wichtiger Schritt für die Entwicklung der Liga, die Gestaltungsmöglichkeit in eine Weiterentwicklung was die digitale Infrastruktur betrifft, und damit sind wir ganz zufrieden."

Oke Göttlich (Präsident FC St. Pauli): "Wir werden die demokratische Entscheidung selbstverständlich respektieren. Wichtig ist in dem weiteren Prozess, eine faire und sinnvolle Verteilung von Geldern zu erreichen, um den nationalen Wettbewerb attraktiver zu gestalten und damit auch finanziell zu stärken. Jetzt wird sich zeigen, wie stark die Gemeinschaft der DFL tatsächlich ist."

Fernando Carro (Geschäftsführer Bayer Leverkusen): "Heute ist nur ein kleiner Schritt gemacht worden. Die Arbeit fängt für die Geschäftsführung und das Präsidium jetzt erst richtig an. Jetzt muss man hart verhandeln, denn es geht hier um das Geld des deutschen Fußballs - und das ist ja kein Blankoscheck."

Fan-Bündnis "Unsere Kurve": "Die wohlfeilen Worte der DFL in der Coronapause haben sich endgültig in Luft aufgelöst. Geld steht über allem. Die Einzigartigkeit des deutschen Fußballs wird für ein aussichtsloses Rattenrennen mit der Premier League über Bord geworfen."



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