Boris Becker: "Ich hoffe, den Rest meines Lebens respektvoller behandelt zu werden"

Deutschlands Tennis-Legende spricht im großen Exklusiv-Interview mit Sports Illustrated Deutschland über seinen Wimbledon-Triumph vor 40 Jahren, seine Karriere, Höhen und Tiefen seines Lebens – und Becker erklärt, was ihn mit 57 antreibt.

Boris Becker im exklusiven Sports-Illustrated-Shoot und Interview
Credit: Markus Jans
Sports Illustrated 03/25
Boris Becker ist zurück im Spiel
itelbild der März-2025-Ausgabe von Sports Illustrated Deutschland. Im Mittelpunkt steht Boris Becker, der ernst in die Kamera blickt und drei gelbe Tennisbälle in der linken Hand hält, von denen einer sein linkes Auge teilweise verdeckt. Der Text auf dem Cover lautet: „BORIS BECKER IST ZURÜCK IM SPIEL“. Es wird ein exklusives Interview angekündigt, in dem Becker über seinen legendären Wimbledonsieg vor 40 Jahren, sein bewegtes Leben und den Neustart seiner Karriere spricht. Ganz oben steht außerdem: „FLORIA
Sports Illustrated 03/25
Boris Becker ist zurück im Spiel

Inhalt

  • Boris Becker im exklusiven Sports-Illustrated-Interview
  • Boris Becker über Wimbledon-Sieg 1985, Karriere und Privates
  • Becker: "Mein Innerstes war in schwierigen Zeiten mein Zufluchtsort
 

Die neue Ausgabe von Sports Illustrated Deutschland ist da! Dafür treffen wir Tennis-Ikone Boris Becker zum großen Exklusiv-Interview und Fotoshooting. Vor 40 Jahren, im Sommer 1985, gelang dem damals 17-jährigen Boris Becker eine sportliche Sensation: Als erster Deutscher und jüngster Spieler überhaupt gewann er das wichtigste Tennis-Turnier der Welt in Wimbledon.

Es war der Beginn der Karriere von Deutschlands größtem Tennisspieler aller Zeiten mit insgesamt sechs Grand-Slam-Siegen. An seine sportlichen Erfolge konnte der Geschäftsmann Becker anschließend nicht anknüpfen. Becker geriet in Turbulenzen, verbüßte 2022 in Großbritannien eine siebeneinhalbmonatige Haftstrafe wegen eines Insolvenzdelikts. Jetzt ist Becker wieder zurück im Spiel. Deutschlands Tennis-Legende spricht über seinen Wimbledon-Triumph vor 40 Jahren, seine große Karriere, Höhen und Tiefen seines Lebens – und Becker erklärt, was ihn mit 57 antreibt:
 
Boris Becker über …

...seinen Wimbledon-Sieg 1985: "Im Nachhinein ist es vielleicht mein größter Sieg, dass ich nicht daran zerbrochen bin. Zwangsläufig musste ich nach meinem ersten Wimbledon-Sieg sehr schnell erwachsen werden. Ich musste mich wehren, kämpfen und lernen, mein eigenes Ding durchzuziehen."
 
....die Frage, ob sein Leben anders verlaufen wäre, hätte er Wimbledon 1985 nicht gewonnen:
"Bestimmt. Viele Probleme, die ich danach bekam, hätte es nicht gegeben. Der jüngste Wimbledon-Sieger aller Zeiten, das brachte viele Vorteile, aber auch Nachteile. Für meine Gesundheit, für mein Leben wäre es besser gewesen, hätte ich Wimbledon erst später gewonnen, mit 21 oder 22 und nicht schon mit 17 und 18. (…) Weil ich dann nicht mehr das Wunderkind gewesen wäre, als das mich die Leute noch immer sehen. Ob im Beruflichen oder privat, ich werde für viele mein Leben lang immer nur der 17-jährigste Leimener sein. Und das werde ich wohl nicht mehr ändern können."
 
...Wimbledon als Wohnzimmer und Heimat:
"Ja, es ist auch ein Stück Heimat. Eine Wohlfühloase. Auch nach meiner Karriere, wenn ich zurückkam, ob als Trainer oder als Journalist: Ich wurde immer als Freund des Hauses behandelt. Wimbledon war für mich immer wie Weihnachten. Die schönste Zeit des Jahres. Ich habe zehn Jahre in Wimbledon Village gewohnt, mein Sohn Amadeus ging dort in den Kindergarten, ich kenne den Bäcker, den Metzger und auch den Milchmann, den es dort immer noch gibt. Wenn ich als Sportler ein Zuhause habe, dann ist es Wimbledon."
 
...schwierige Phasen seines Lebens:
"Was ich beruflich und privat erlebt habe, das hält eigentlich keine Sau aus. Gerade die Behandlung durch die deutschen Medien war beispiellos. Ich habe es überlebt – und bin dadurch vielleicht noch stärker zurückgekommen. Dass es mich mit 57 noch gibt, überrascht mich selbst und ist für mich wie ein weiterer Wimbledon-Sieg."
 
...seine Haftstrafe: "Jede Krise, die ich in meinem Leben überlebt habe, war positiv, ich habe immer mehr aus meinen Niederlagen gelernt als aus meinen Siegen. Das war aber sicher eine sehr existenzielle Krise, in der es wichtig war, zu mir zurückzufinden. So wie vor Wimbledon 1986. Da war ich in einer sportlichen Krise und beschloss, das zu tun, was ich für richtig halte. Das hatte Erfolg. Auch in jener Zeit in Haft fand ich wieder zu mir. Es blieb mir ja nichts anderes übrig. Wenn du alles verlierst, deine Freiheit, deine Familie, dein Geld, dein Haus, ist das Einzige, was übrig bleibt, deine Persönlichkeit, dein Charakter. Und darauf habe ich mich zurückgezogen. Mein Innerstes, das war in schwierigen Zeiten schon immer mein Zufluchtsort."

Boris Becker im exklusiven Sports-Illustrated-Shoot und Interview
Boris Becker im exklusiven Sports-Illustrated-Shooting
Credit: Markus Jans
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...seine aktuelle Situation: "Ich glaube, dass ich jetzt wieder eine sehr gute Phase habe. Ja, ich bin privat angekommen, aber auch beruflich. Ich ging durch ein tiefes Tal der Tränen, jetzt geht es mir gut. Und deswegen versuche ich, meine Entscheidungen noch vorsichtiger zu treffen als früher. Denn das, was ich erlebt habe, möchte ich nicht noch einmal durchmachen. Das wünsche ich meinem schlimmsten Feind nicht, aber mir am allerwenigsten."
 
...das Verhältnis zu seinem Heimatland Deutschland:
"Wir waren uns nicht immer grün. Aber ich gebe uns noch eine Chance. Ich hoffe, für den Rest meines Lebens respektvoller behandelt zu werden, dass man meine Lebensleistung als bester deutscher Tennisspieler der Geschichte mehr würdigt als bisher. Das habe ich mir erarbeitet, das würde ich mir wünschen. Ich bin Patriot, habe einen deutschen Pass und habe immer gerne für das Land gespielt. Nur stieß das gerade von medialer Seite nicht immer auf Gegenliebe, auch wenn sich das im vergangenen Jahr gebessert hat. Ich möchte noch mal die Hand ausstrecken. Vielleicht wird’s ja noch was."
 
...seine Geburtsstadt Leimen und den Tod seiner Mutter Elvira im November:
"Leimen ist meine Geburtsstätte, dort bin ich groß geworden und habe die ersten 15 Jahre meines Lebens glücklich verbracht. Aber seit dem Tod meiner Mutter komme ich nicht mehr so oft dorthin. Ich werde sicher immer mal wieder das Grab meiner Eltern auf dem Friedhof besuchen. Aber ein Zuhause ist Leimen nicht mehr. Ein Einschnitt, den ich sicher noch nicht verkraftet und verarbeitet habe. Ich bin sehr gespannt, wie ich damit umgehen werde. Auch mit der Situation, dass ich jetzt, da es meine Eltern nicht mehr gibt, selbst die Generation bin, die als Nächstes an der Reihe ist. Ich bin 57 und spüre, dass ich in der zweiten Hälfte meines Lebens bin."
 
...die Frage, ob er Angst vor dem Altern hat: "Das nicht. Aber ich stelle mir schon die Frage, wie lange es noch geht. Und auch die älteren Kinder merken langsam: Ewig haben wir unseren Vater auch nicht."
 
Außerdem im Heft: Fußball-Star Florian Wirtz im exklusiven Fotoshoot und Interview – über seine fußballerische Entwicklung, seine Familie und seine Zukunftspläne. Dazu: Exklusive Beiträge und Interviews von und mit René Adler und Harry Kane, die besten Tennis-Produkte und die Kolumne von Andrea Petkovic. Und Oliver Kahn analysiert in "Business of Football", wie viel Entertainment der Fußball wirklich braucht.

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