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Tennis-Profi Taylor Fritz: "Für einen Grand-Slam-Sieg muss alles zusammenpassen"

Taylor Fritz gewinnt das ATP-Finale in Stuttgart gegen Alex Zverev. Im Interview mit Sports Illustrated spricht der 27 Jahre alte US-Amerikaner über seine Verletzungspause, die Umstellung auf Rasen und seinen Traum, ein Grand-Slam-Turnier zu gewinnen.

Taylor Fritz gewinnt in Stuttgart
Credit: BOSS
  • Tennis-Profi Taylor Fritz im Sports-Illustrated-Interview
  • US-Amerikaner Fritz gewinnt ATP-Turnier in Stuttgart
  • Taylor Fritz: "Für Grand-Slam-Sieg muss alles passen"
 

Sports Illustrated: Bei den BOSS Open in Stuttgart sind Sie zusätzlich zum Einzel auch im Doppel an den Start gegangen sind. Wie kam es dazu?

Taylor Fritz: In erster Linie spiele ich Doppel aus Spaß. Gerade während der Rasensaison finde ich es aber auch einfach hilfreich, um zusätzliche Matchpraxis auf dem Belag zu bekommen. Rasen ist technisch sehr speziell, und jede Minute auf dem Platz bringt dir mehr Sicherheit. Außerdem ist der körperliche Verschleiß auf Rasen nicht ganz so hoch. Deshalb passt Doppel gut in meinen Trainings- und Matchrhythmus. Es geht nicht darum, das Turnier im Doppel zu gewinnen – sondern darum, Rhythmus zu finden, am Ball zu bleiben und das Ganze mit Spaß anzugehen.

Sports Illustrated: Die Umstellung von Sand auf Rasen ist jedes Jahr Thema. Wie schwer fällt Ihnen diese Umstellung?

Fritz: Ehrlich gesagt ziemlich schwer. Es fühlt sich fast so an, als würde man ein völlig anderes Spiel spielen. Alles verändert sich – die Beinarbeit, das Timing, die Schlagtechnik. Bei mir war es bisher immer so, dass ich mich in den ersten ein, zwei Wochen noch schwergetan habe, aber dann zum Ende der Rasensaison deutlich besser reingefunden habe. Dann fange ich an, mich richtig wohlzufühlen und mein bestes Tennis zu spielen. Aber das braucht Zeit.

Sports Illustrated: Ist das für Sie eher eine mentale oder eine technische Herausforderung?

Fritz: Für mich ist es eine Frage des Spielgefühls. Mentale Probleme habe ich in dieser Zeit eigentlich nie – im Gegenteil: Ich freue mich jedes Jahr auf die Rasensaison. Ich liebe es, auf diesem Belag zu spielen. Das Problem ist eher, das richtige Timing zu finden, den Ball richtig zu lesen, sich an die kürzere Rutschphase zu gewöhnen. Wenn das nicht direkt passt, ist man schnell einen Schritt zu spät – und das macht auf Rasen den Unterschied.

Sports Illustrated: In den letzten Monaten hatten Sie mit etwas schwankender Form zu kämpfen. Woran lag das Ihrer Meinung nach?

Fritz: Das hing stark mit meiner Verletzung zusammen. Wenn ich nicht regelmäßig Matches spiele, verliere ich mein Gefühl. Ich bin jemand, der viel Matchpraxis braucht – je mehr ich spiele, desto besser werde ich. In diesem Jahr war ich durch Verletzungen aber gezwungen, so wenig Tennis zu spielen wie wahrscheinlich noch nie in meiner Karriere. Das hat sich natürlich auch auf meine Konstanz ausgewirkt. Jetzt, wo ich wieder fit bin und regelmäßig trainiere und spiele, hoffe ich, dass ich mein gewohntes Niveau wieder stabil abrufen kann.

Sports Illustrated: Sie würden also sagen, dass Ihre Gesundheit entscheidend ist für Ihre Konstanz auf dem Platz?

Fritz: Definitiv. Für mich ist es essenziell, dauerhaft gesund zu sein und kontinuierlich zu trainieren. Es ist extrem schwer, nach einer längeren Pause direkt gegen die besten Spieler der Welt zu bestehen. Aber wenn ich mich über einen längeren Zeitraum körperlich gut fühle, dann kommt auch die Sicherheit im Spiel zurück – und mit ihr die Ergebnisse.

Sports Illustrated: An welchen Bereichen Ihres Spiels arbeiten Sie im Moment besonders?

Fritz: Ich versuche immer wieder, mein Spiel nach vorne zu verlagern, mutiger zu agieren und Punkte schneller zu beenden. Aber im Kern geht es mir vor allem darum, meine Stärken zu festigen: Aufschlag, Vorhand, Rückhand – das sind die Grundpfeiler meines Spiels, und die müssen auf absolutem Topniveau sein, wenn ich erfolgreich sein will. 

Sports Illustrated: Wie sieht bei Ihnen ein entspannter Abend nach einem Tag auf dem Platz aus?

Fritz: Ziemlich unspektakulär. Ich liege gern im Bett, schaue Serien oder spiele Videospiele – das hilft mir, den Kopf freizubekommen.

Sports Illustrated: Welche Games spielen Sie am liebsten?

Fritz: Am meisten wahrscheinlich League of Legends. Das ist so mein Go-to-Game, wenn ich abschalten möchte.

Taylor Fritz gewinnt die BOSS-Open in Stuttgart
Taylor Fritz gewinnt die BOSS-Open in Stuttgart
Credit: BOSS
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Sports Illustrated: Wie würden Sie aktuell Ihre Rolle auf der Tour beschreiben? Hat sich in letzter Zeit etwas daran verändert?

Fritz: Mein Ranking ist derzeit noch gut, aber das ist auch das Resultat von Erfolgen aus dem letzten Jahr. Durch meine Verletzungspausen in diesem Jahr habe ich bis zu meinem Sieg in Stuttgart noch nicht zeigen können, was ich eigentlich kann. Ich weiß, dass ich wieder Punkte holen und mich verbessern muss – aber ich mache mir keinen Druck. Ich weiß, dass ich die Qualität habe, ganz oben mitzuspielen, wenn ich gesund bin. 

Sports Illustrated: Sie haben immer wieder gesagt, dass Ihr großes Ziel ein Grand-Slam-Titel ist. Wie weit fühlen Sie sich momentan davon entfernt?

Fritz: Ich denke, wenn man einmal in einem großen Finale war – was bei mir ja der Fall war – dann verändert das etwas. Ich habe das Gefühl, dass der nächste Schritt realistischer wird. Wenn ich in einer Grand-Slam-Woche in Topform bin, mental klar bin und mein Spiel funktioniert, dann traue ich mir absolut zu, wieder in ein Finale zu kommen. Klar, ein Grand Slam zu gewinnen ist nochmal eine andere Hausnummer. Aber ich glaube, dass ich das Niveau dafür habe – es muss einfach alles zusammenpassen: Timing, Form, Auslosung.

Sports Illustrated: Wie beurteilen Sie das allgemeine Niveau auf der Tour momentan?

Fritz: Es ist extrem hoch. Die Top 50 sind eng beieinander. Dann gibt es natürlich noch ein, zwei Spieler, die derzeit auf einem ganz besonderen Level spielen. Aber insgesamt ist die Leistungsdichte unter den Topspielern riesig. 

Sports Illustrated: Sie haben eine Kooperation mit BOSS. Wie wichtig ist Ihnen Ihr Outfit auf dem Platz?

Fritz: Sehr wichtig. Ich finde, wenn man sich in dem, was man trägt, wohlfühlt und es einem gefällt, dann spielt man automatisch besser – zumindest geht es mir so. Es gibt mir ein gutes Gefühl, einen Extraschub Motivation. Ich mag klassische, elegante Outfits – nichts allzu Auffälliges. Was ich trage, muss gut sitzen und angenehm zu spielen sein.

Sports Illustrated: Wie würden Sie Ihren persönlichen Kleidungsstil beschreiben?

Fritz: Ich bin eher der lässig-elegante Typ. Jeans, T-Shirt, eine schicke Jacke – das ist so mein Standardlook. Ich mag es simpel, aber stilvoll.

Sports Illustrated: Der Claim von Boss lautet "Be your own BOSS". Was bedeutet das für Sie persönlich?

Fritz: Für mich bedeutet das, auf den Platz zu gehen und Verantwortung zu übernehmen. Sich die Bühne zu eigen machen, das Match diktieren, das Turnier gewinnen wollen – das steckt für mich hinter diesem Motto. Es geht darum, mental präsent zu sein und sich als jemand zu begreifen, der das Spiel kontrolliert – der Boss zu sein eben.

Sports Illustrated: Hatten Sie in Ihrer Jugend Vorbilder?

Fritz: Einige. Im Tennis habe ich Juan Martín del Potro und Roger Federer bewundert – zwei komplett unterschiedliche Typen, aber beide auf ihre Art faszinierend. Abseits des Tennis war ich großer Fan von Kobe Bryant und Cristiano Ronaldo. Was ich an beiden geschätzt habe, war ihre unglaubliche Disziplin und Arbeitsmoral. 

Sports Illustrated: Heute sind Sie selbst ein Vorbild. Wie gehen Sie damit um?

Fritz: Das ist manchmal schwer zu begreifen. Wenn mir Fans – vor allem Kinder – sagen, dass ich ihr Lieblingsspieler bin, dann ist das ein unbeschreibliches Gefühl. Das bedeutet mir mehr als jedes Match. Es zeigt mir, wie viel Einfluss ich habe. Deshalb ist es mir wichtig, ein gutes Beispiel zu sein und positiv zu inspirieren.

Sports Illustrated: Wenn Sie heute an den kleinen Taylor denken, der mit Tennis angefangen hat – wie viel von ihm steckt noch in Ihnen?

Fritz: Das ist eine schöne Frage. Manchmal vergesse ich, was ich alles erreicht habe. Dann versuche ich, mich in die Perspektive meines jüngeren Ichs zu versetzen – und das wäre wahnsinnig stolz. Ich denke, das ist wichtig, um dankbar zu bleiben und zu schätzen, wie weit man gekommen ist. Ich sollte mir diesen Blickwinkel öfter bewusst machen.

Taylor Fritz gewinnt die BOSS-Open in Stuttgart
Taylor Fritz gewinnt die BOSS-Open in Stuttgart
Credit: BOSS
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