Patrick Mouratoglou erklärt UTS: "Wollen jüngere Zuschauer ansprechen"
- Patrick Mouratoglou erklärt UTS - den Ultimate Tennis Showdown
- Ultimate Tennis Showdown: Das sind die neuen Regeln und Formate
- Mouratoglou: "Vor allem der Faktor Zeit ist entscheidend"
Herr Mouratoglou, vor ein paar Jahren haben Sie eine neue Form von Tennis namens Ultimate Tennis Showdown (UTS) ins Leben gerufen. Was genau hat es damit auf sich?
Patrick Mouratoglou: Ich habe das hauptsächlich deswegen gemacht, weil das Durchschnittsalter der Tennisfans immer höher wird. Es liegt inzwischen bei 61 Jahren, wir wollen aber Menschen unter 40 erreichen. Deswegen haben wir uns ein Format überlegt, das deutlich jüngere Zuschauer anspricht.
Das heißt?
Mouratoglou: Vor allem der Faktor Zeit war entscheidend. Ein Tennismatch dauert in der Regel mindestens anderthalb Stunden, bei einem Grand-Slam-Turnier sind sogar bis zu fünf Stunden üblich. Das ist einfach deutlich zu lang. Deswegen dauert bei uns ein Match nur circa 45 Minuten.
Ein Match ist aufgeteilt auf vier Viertel mit jeweils acht Minuten. Richtig?
Mouratoglou: Ja, wir wollten das Spiel und die Regeln stark vereinfachen. Allein die Zählweise mit 15, 30 und 40 beim Tennis ist verwirrend. Beim UTS zählt man einfach die Punkte: eins, zwei, drei und so weiter. Und steht es nach vier Vierteln unentschieden, gibt es eine Sudden-Death-Regel. Jeder Spieler hat abwechselnd die Chance, das Match für sich zu entscheiden. Da folgt ein Match Point auf den anderen. Das ist superspannend. Insgesamt gibt es auch viel weniger Wartezeit. Beim normalen Tennis befindet sich zu 80 Prozent der Zeit der Ball gar nicht im Spiel. Beim UTS haben wir das extrem minimiert, es gibt zum Beispiel keinen zweiten Aufschlag, das macht das Spiel viel schneller. Dadurch müssen die Spieler vorsichtiger aufschlagen, sie wollen nicht riskieren, den Punkt schon beim Aufschlag zu verlieren. Und es gibt weniger Asse, während gleichzeitig längere Ballwechsel zustande kommen.
Aber ansonsten gibt es keine Unterschiede zum normalen Tennis?
Mouratoglou: Das Format selbst basiert natürlich auf Tennis, und auch viele der bekannten Spieler sind ebenfalls dabei. Aber beim UTS benehmen sie sich deutlich authentischer. Wenn sich beim UTS ein Spieler ärgert und seinen Schläger auf den Boden knallen will, dann darf er das. Warum auch nicht, es ist schließlich sein Schläger. Beim klassischen Tennis bekommst du vom Schiedsrichter gleich eine Verwarnung oder wirst zu einer Strafe von 50.000 Euro verdonnert. Das ist doch absurd. Es ist normal, dass man mal wütend wird, schließlich ist Tennis eine der frustrierendsten Sportarten der Welt.
John McEnroe wäre bestimmt ein großer Fan von UTS.
Mouratoglou: (Lacht) Auf jeden Fall. Nick Kyrgios auch. Das Ganze erinnert mehr an ein Festival als an ein Tennis-Match. Wir haben DJs, die Musik spielen, die Leute können herumlaufen, laut sein oder ihre Favoriten anfeuern. Bei einem klassischen Tennis-Match herrscht ja immer absolute Stille. Man wird sogar ermahnt, leise zu sein. Schauen Sie sich mal einen Boxkampf oder ein Fußballspiel an, da ist eine Riesenstimmung im Stadion. Das wollten wir bei unserer UTS-Serie auch.
Man sagt immer, Tennis gewinnt man im Kopf. Gilt das auch für UTS?
Mouratoglou: Für die Spieler ist es erst mal eine große Umstellung. Sie müssen immer auch die verbleibende Zeit im Kopf haben. Beim normalen Tennis hat man alle Zeit der Welt. Aber beim UTS ist das anders. Wenn man hinten steht und einem dann plötzlich auch noch die Zeit ausgeht, da geraten viele Spieler, wenn sie das erste Mal bei uns spielen, in Panik. Und weil Zeit ein so wichtiger Faktor ist, wollte ich auch die Marke Zenith als offiziellen Sponsor und Zeitnehmer.
War es schwer, sie davon zu überzeugen?
Mouratoglou: Zenith war schon vorher mein Partner viele Jahre lang. Aber als ich das Konzept von UTS vorgestellt habe und sie verstanden haben, dass wir hier von einer weltweiten Tour mit Top-Spielern in großen Stadien sprechen, haben sie sofort zugestimmt. Besonders der Umstand, dass der Faktor Zeit für das Spiel so kritisch ist, war natürlich für einen Uhrenhersteller spannend.
Wie kamen Sie ursprünglich zu dem Kontakt mit Zenith?
Mouratoglou: Ich hatte den damaligen CEO in Wimbledon getroffen, und wir haben uns auf Anhieb verstanden. Wir hatten dann die Idee, eine limitierte Uhr mit meinem Namen herauszubringen. Doch der Clou war: Neben der Uhr selbst erhielt jeder Käufer zusätzlich eine individuelle Trainerstunde mit mir.
Fühlt es sich seltsam an, dass es eine Uhr gibt, die Ihren Namen trägt?
Mouratoglou: Nein, eigentlich nicht. Es gibt schließlich auch einen Tennisschläger, der so heißt wie ich. Warum also nicht auch eine Uhr? Als die Uhr herauskam, habe ich sie, glaube ich, fast drei Jahre am Stück getragen. Jeden Tag. Aber jetzt war mal wieder Zeit für etwas anderes, deswegen trage ich im Moment eine Zenith "Defy Skyline Skeleton", das ist gerade meine absolute Lieblingsuhr.
Hatten Sie schon früher einen Bezug zu Uhren?
Mouratoglou: Nein, das fing bei mir eigentlich erst sehr spät an. Ich hatte einen Schüler, Gregor Dimitrov, der war total begeistert von mechanischen Uhren. Ich habe ihm dann alles übers Tennisspielen beigebracht und er mir alles über mechanische Uhren.
Ihr neuester Schüler heißt Holger Rune, was können Sie uns über ihn berichten?
Mouratoglou: Ich habe ihn schon von Oktober 2022 bis Mitte 2023 trainiert. Doch seit Februar dieses Jahres arbeiten wir wieder zusammen. Ich denke, er ist ein großartiger Tennisspieler und hat das Potenzial, langfristig einer der besten zu werden.
Was macht den Unterschied zwischen einem großartigen Spieler und einem der besten?
Mouratoglou: Der Unterschied liegt vor allem im Kopf. Ein Spieler aus den Top Ten hat ein ganz anderes Mindset als einer aus den Top 100. Ein Champion hat eine andere Herangehensweise an ein Turnier. Er denkt anders, und seine Erwartungshaltung an sich selbst, seine Ziele sind deutlich höher.
Ist es das, worauf Sie achten, wenn Sie einen Neuen annehmen?
Mouratoglou: Ja, wenn ich neue Spieler scoute, sehe ich mir vor allem deren mentale Haltung an. Haben sie Biss? Wie sehr sind sie von sich selbst überzeugt? Diese Dinge machen am Ende den Unterschied. Serena Williams zum Beispiel hat es schlichtweg abgelehnt zu verlieren. Das klingt sehr einfach, aber das ist schon etwas sehr Besonderes. Sie war ein richtiger Champion und hat nie aufgegeben. Sie akzeptierte keine Niederlage und fand daher auch immer einen Weg zu gewinnen.
Wenn Sie die Tenniswelt von damals und heute vergleichen, was ist der Unterschied?
Mouratoglou: Der ist eigentlich gar nicht so groß. Der Sportheute ist deutlich physischer geworden, die generelle Fitness ist höher. Und wir haben viel mehr Daten, die man analysieren kann. So präzise Informationen hatte man früher nicht.
Was halten Sie von den neuen jungen Spielern wie Alcaraz oder Sinner?
Mouratoglou: Nadal, Federer und Djokovic haben über die letzten 15 Jahre alles dominiert, aber jetzt kommt eine komplett neue Generation an Tennisspielern. Alcaraz und Sinner sind beide noch sehr jung und haben trotzdem schon mehrere Grand-Slam-Titel gewonnen. Das ist sehr beeindruckend. Aber auch Holger (Rune, d. Red.) hat das Potenzial, dort hinzukommen.
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