Angelique Kerber nach Comeback: "Mein Plan ist es, an Olympia teilzunehmen"
- Tennis: Angelique Kerber im Interview am "Home of adidas Football"
- Kerber über "Home of adidas Football": "Schön, wie viele Menschen zusammenkommen"
- Kerber über Olympia: "Mein Plan ist es, teilzunehmen"
Angelique Kerber ist zurück! Nach der Geburt ihres Kindes im Februar 2023, gab die beste deutsche Tennis-Spielerin der Neuzeit zu Beginn des Jahres ihr Comeback.
Sports Illustrated traf die Wimbledon-Siegerin von 2018 für ein Interview am "Home of adidas Football" in Berlin. Direkt vor dem Reichstagsgebäude auf dem Platz der Republik hat der Sportartikelhersteller eine regelrechte Spielwiese für Fußball-Fans aufgebaut. Im Rahmen der EURO 2024 wird vom 14. Juni bis 14. Juli am "Home of adidas Football" täglich die Heim-Europameisterschaft mit einem vielfältigen Unterhaltungs-Programm zelebriert.
Herzstück des kostenlosen Fan-Fests, das pro Tag bis zu 15.000 Besucher begrüßt, ist das knapp 3.000 Quadratmeter große Stadion für Public Viewing. Auf dem Festivalgelände sind neben dem "Maker Lab", bei dem Fans eigene T-Shirts gestalten können, einem Friseur- und Tattoo-Studio und einer historischen EURO-Ausstellung, zudem noch weitere Bildschirme für Fußball-Übertragungen aufgebaut.
Passend also, dass Sports Illustrated genau hier mit dem Tennis-Star spricht. Denn: Kerber ist leidenschaftlicher Fußball-Fan. Im Interview spricht sie deshalb über unter anderem über die Heim-EM 2024, ihren Austausch mit Manuel Neuer, aber auch über ihr Tennis-Comeback – und ihre bevorstehende Olympia-Teilnahme.
Sports Illustrated: Sie gehören zu den besten deutschen Tennis-Spielerinnen aller Zeiten. Wir treffen Sie heute aber hier beim "Home of adidas Football" in Berlin. Was ist Ihre Verbindung zum Fußball?
Angelique Kerber: Ich bin ein riesengroßer Fußball-Fan und verfolge alles: Von Bundesliga bis hin zu Weltmeisterschaften oder nun eben die Europameisterschaft. Ich bin da von Anfang an im Fußball-Fieber.
Sports Illustrated: Dann haben Sie sicher auch einen Lieblingsverein…
Kerber: Ja, ich bin schon seit meiner Kindheit Fan des FC Bayern München. Da ich aber aus Kiel komme und weiterhin sehr heimatverbunden bin, schlägt mein Herz auch für Holstein Kiel – und ich bin sehr stolz auf deren Bundesliga-Aufstieg!
Sports Illustrated: Was, glauben Sie, ist für die deutsche Nationalmannschaft bei dieser EM möglich?
Kerber: Die Mannschaft ist sehr gut ins Turnier gestartet, was schon mal wahnsinnig wichtig für das Selbstvertrauen ist. Ich glaube an die Mannschaft und hoffe mal, dass wir sie dann am Ende hier in Berlin im Finale sehen.
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Sports Illustrated: Als Profi-Sportlerin wissen Sie sicher auch von der Wirkung, die der Sport auf die Gesellschaft entwickeln kann. Ihrer Meinung nach: Was kann eine erfolgreiche Europameisterschaft auslösen?
Kerber: Ich habe das Gefühl, dass dieser Auftaktsieg direkt etwas Euphorie ausgelöst hat. Ich weiß auch selbst, wie es ist, in Deutschland vor einem Heimpublikum zu spielen. Das ist etwas ganz Besonderes. Und auch hier am "Home of adidas Football": Es ist so schön zu sehen, wie viele Menschen zusammenkommen, Fußball schauen und gemeinsam eine gute Zeit haben.
Angelique Kerber: "Lautere Fans im Tennis finde ich cool"
Sports Illustrated: Sie sprechen die Fans an. Tennis-Fans und Fußball-Fans könnten doch unterschiedlicher gar nicht sein, oder? Während die Zuschauer beim Tennis in Stille unterstützen, kommen beim Fußball 90 Minuten lang Gesänge von der Tribüne…
Kerber: Vergleichbar ist das sicher nicht. Als Tennis-Spielerin bin ich damit aufgewachsen, dass das Publikum ruhiger ist. Eine Fußball-Geräuschkulisse wäre in Wimbledon undenkbar. Aber mittlerweile dürfen Fans auch im Tennis zusehends lauter werden. Ich finde das cool, denn diese Atmosphäre, diese Emotionen bekommt man als Spieler natürlich mit. Das spornt zusätzlich an – und man kann nochmal die letzten drei, vier Prozent rausholen.
Sports Illustrated: Dieser Gegensatz zwischen Tennis und Fußball: Zeigt er sich auch bei Ihnen, wenn Sie die beiden Sportarten gucken?
Kerber: Das ist abhängig davon, wer spielt. Als Fan fiebere ich natürlich immer mehr mit und bin komplett mit dem Herzen dabei. Und als Profi-Sportlerin glaube ich, kann ich nochmal mehr mitfühlen, wenn eine Mannschaft zum Beispiel knapp verliert oder als Sieger bejubelt wird. Diese Dinge habe ich immerhin selbst schon erlebt.
Sports Illustrated: Gucken Sie dann Fußball lieber zuhause auf der Couch oder wie hier am Home of adidas Football beim Public Viewing?
Kerber: Mit so Menschenmassen wie hier am "Home of adidas Football" ist die Stimmung komplett anders als zuhause. Deswegen gehe ich gerne raus zum Public Viewing oder treffe mich mit Freunden. Aber so ein entspannter Abend vor dem Fernseher mit einem Glas Wein ist auch mal nicht schlecht.
Sports Illustrated: Sie haben erst im vergangenen Jahr mit Manuel Neuer zusammen eine Skincare-Produktlinie auf den Markt gebracht. Tauschen Sie sich auch mal mit ihm aus und geben sich gegenseitig Tipps?
Kerber: Auf jeden Fall. Wir haben viele Parallelen: Als Profi-Sportler muss man sehr diszipliniert sein. Man muss wissen, was machen möchte und das dann auch durchziehen. Egal ob Fußballer, Tennis-Spielerin oder Golfer: Disziplin, hart arbeiten und Mentalität zeigen. In diesen Punkten ähneln wir uns sehr.
Kerber über Comeback: "Sehr langer Weg"
Sports Illustrated: Kommen wir aber mal zum Tennis: Im Februar 2023 wurden Sie erstmals Mutter, knapp ein Jahr später kehrten Sie zurück auf die große Tennis-Bühne. Mittlerweile sind seitdem ein paar Monate vergangen. Wie fällt Ihr Fazit zum Comeback bislang aus?
Kerber: Zunächst mal bin ich unglaublich dankbar und stolz, dass ich es geschafft habe, wieder zurückzukommen. Es war und ist ein sehr langer Weg. Aber für mich war immer klar, dass ich es nochmal probieren möchte. Tennis ist einfach meine Leidenschaft, denn diese Emotionen, die man erleben darf – egal, ob man gewinnt oder verliert –, sind so einzigartig und im Alltag durch nichts zu ersetzen. Es hat sich bislang also auf jeden Fall gelohnt und ich weiß, dass ich wieder auf hohem Niveau spielen kann.
Sports Illustrated: Wie hat sich seit der Geburt Ihres Kindes aber auch Ihre Herangehensweise und Ihre Sicht auf den Sport verändert?
Kerber: Ich sehe es schon mit anderen Augen. Ich genieße das Tennisspielen jeden Tag. Ich weiß aber auch, dass es abseits des Platzes noch ein anderes Leben gibt. Ich habe dadurch viel gelernt. Zum Beispiel spontaner und auch geduldiger werden. Das war für mich früher undenkbar. Außerdem habe ich gemerkt, dass ich eine positivere Sichtweise auf das Leben entwickelt habe und mutiger in dem Sinne, dass ich auch mit einem Kind an meiner Seite meinen Weg gehen möchte.
Sports Illustrated: Eine Ihrer besten Freundinnen, Caroline Wozniacki, ist ebenfalls zweifache Mutter und Profi-Sportlerin. Wie lassen sich eigentlich diese beiden großen Herausforderungen gleichzeitig meistern?
Kerber: Caroline und ich sind die ganze Zeit im Austausch. Jetzt sind die Themen natürlich etwas anders als früher. Als Mutter hat man deutlich mehr Aufgaben und muss noch besser planen. Da ist es sehr wichtig, ein gutes Team um sich herumzuhaben. Ich bin deshalb sehr dankbar für meine Familie, meine Freunde, mein Team, das mir den Rücken stärkt.
Kerber über Olympia: "Alex Zverev und ich werden eine sehr coole Woche haben"
Sports Illustrated: Schauen wir noch in die Zukunft. Anfang des Jahres hatte Alexander Zverev angekündigt, gerne mit Ihnen zusammen im Doppel an den Olympischen Spielen 2024 teilnehmen zu wollen. Durch Ihre Grand-Slam-Erfolge und das sogenannte Protected Ranking hätten Sie ein Ticket eigentlich sicher. Können Sie also offiziell bestätigen, dass Sie in Paris spielen wollen?
Kerber: Definitiv. Mein Plan ist es, an Olympia teilzunehmen. Durch das Special Ranking sieht es auch danach aus, dass ich in Paris spielen werde. Es wären meine dritten Olympischen Spiele und ich freue mich extrem. Für Deutschland zu spielen, diese Atmosphäre, das Olympische Dorf: Das sind alles sehr besondere Dinge und eine riesengroße Ehre. Ich denke, dass Alex und ich eine sehr coole Woche haben werden.
Sports Illustrated: Setzen Sie sich für die Olympischen Spiele auch Ziele – oder heißt es einfach nur: Genießen?
Kerber: Wenn man bei Olympia antritt, ist eigentlich immer das Ziel, eine Medaille zu gewinnen. Aber ich werde trotzdem einfach versuchen, jeden Moment aufzusagen, mich mit den Sportlern auszutauschen – und alles zu genießen.
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