MAX VERSTAPPEN: Der Weltmeister stand an diesem Wochenende von Singapur in vielerlei Hinsicht im Mittelpunkt. Weil er am Donnerstag die Leistungsfähigkeit seines Red-Bull-Autos als "fucked" bezeichnet hatte, erhielt er eine Strafe durch den Automobil-Weltverband FIA. Als Reaktion antwortete er auf der Samstags-Pressekonferenz äußerst wortkarg und gab stattdessen noch eine eigene Medienrunde außerhalb des Presseraums. Verstappen machte damit deutlich, was er vom Gebaren des FIA-Bosses Mohammed Ben Sulayem hält: nämlich gar nichts. Auf ein fahrerisches Talent konnte sich Verstappen auch mit schlechter Laune verlassen. Er wurde Zweiter im Qualifying und auch im Rennen. "Wir fokussieren uns auf die Performance. Wenn das Auto schnell ist, sind WM-Titel leichter zu erreichen", sagte er.
MCLAREN: Hinter dem Erfolg des Teams steckt nicht nur der Verstappen-Herausforderer Norris. Nein, auch Oscar Piastri hat sich zu einem zuverlässigen Punktesammler entwickelt. Der Australier verpatzte zwar das Qualifying, im Rennen wurde er aber Dritter. Kontinuierlich hat sich McLaren gesteigert, jetzt ist Auto das mit deutlichem Abstand schnellste in der Formel 1. In der Konstrukteurs-Wertung liegt McLaren mittlerweile komfortable 41 Punkte vor Red Bull. Und weil McLaren das Niveau hochhält und Verstappens mexikanischer Teamkollege Sergio Perez einfach nicht in Schwung kommt, deutet nichts darauf hin, dass sich an den Kräfteverhältnissen nochmal etwas ändert.
DANIEL RICCIARDO: Wer hätte gedacht, dass der Australier auf seiner Abschiedstour in der Formel 1 nochmal eine solch wichtige Rolle spielen würde? Doch als der Spezialauftrag kam, Lando Norris den Extrapunkt für die schnellste Rennrunde zu entreißen, war Ricciardo zur Stelle. Mit frischen Reifen half er seinem alten Kumpel Max Verstappen im WM-Kampf. "Danke, Daniel", funkte der Niederländer. "Wenn Max die WM mit einem Punkt holt, werde ich sicher ein schönes Weihnachtsgeschenk bekommen von ihm", sagte Ricciardo, der aller Voraussicht nach sein Cockpit räumen muss. Schon beim Großen Preis der USA in Austin in gut einem Monat wird voraussichtlich der Neuseeländer Liam Lawson den Platz einnehmen.
RED BULL: Dass sich die Weltmeister nicht zu schade sind, von einer derart offensichtlichen Order an das Schwesterteam zu profitieren, spricht für sich. Wen kümmert schon der eigene Ruf, wenn es um einen Punkt geht, der im engen WM-Duell den Ausschlag geben kann? Fürs Rennen in Austin will Red Bull Updates für den RB20 mitbringen, um auch ohne Schützenhilfe mit McLaren mithalten zu können. Ganz gleich, mit welchen Ergebnissen diese Saison endet. An deren Ende wird Red Bull eine umfangreiche Analyse betreiben und Konsequenzen ziehen müssen.