Wintersport

So funktioniert Timekeeping im Skilanglauf: Marc Aellen und Alain Zobrist im Interview

Timekeeping im Skilanglauf: Wie funktioniert das eigentlich? Certina-CEO Marc Aellen und Swiss-Timing-CEO Alain Zobrist erklären im Interview, wie die Zeitmessung im Wintersport funktioniert. 

Timekeeping im Skilanglauf
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Timekeeping im Skilanglauf: Seit der vergangenen Saison eine Sache für Certina. Die Schweizer Uhrenfirma ist offizieller Zeitmesser des FIS World Cups. Im Interview erklären Certina-CEO Marc Aellen und Swiss-Timing-CEO Alain Zobrist erklären, worauf es dabei ankommt.

Sports Illustrated: Wie funktioniert Timekeeping im Ski-Langlauf? 

Alain Zobrist: Im Grunde genommen funktioniert es so, dass wir den Start über Foto-Zellen oder eine elektronische Startvorrichtung erkennen. Unsere Transponder-Systeme, die an beiden Beinen der Athleten angebracht ist, liefern beim Rennen dann die Zwischen-Zeiten – während Foto-Finish-Kameras die Endzeit messen und ausgeben. All diese Daten werden innerhalb kürzester Zeit an einen zentralen Computer gesendet, der sie sortiert und im Anschluss weiterverbreitet, an beispielsweise übertragende TV-Sender. 

Swiss-Timing-CEO Alain Zobrist
Swiss-Timing-CEO Alain Zobrist
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Sports Illustrated: Wie kann man die Symbiose zwischen Mensch, Computer und Zeit beschreiben?

Zobrist: Manuelles Zeitmessen wurde schon seit längerem von Computern ersetzt, weil es einfach genauer ist. Unsere Timer sind heutzutage im Stande, die Zeit bis zur Millionsten Sekunde exakt zu messen. Diese extreme Genauigkeit ist aber unabdingbar bei beispielsweise Foto-Finishes, bei denen das bloße Auge nicht ausreicht. Trotzdem wird diese Technologie immer von Menschen gesteuert. Und die Werte bleiben immer dieselben, sei es, wenn wir Uhren herstellen oder Zeiten messen: Genauigkeit, Präzision, Aufmerksamkeit fürs Detail. 

Ein Foto-Finish beim Skilanglauf.
Ein Foto-Finish beim Skilanglauf.
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Sports Illustrated: Bleiben wir beim Menschen: Welche Herausforderungen stellen sich den Timekeepern am Renntag?

Zobrist: Je nach Relevanz des Rennens sind zwischen sieben bis zwölf Timekeeper im Einsatz. Dieses Team ist in drei Standorte unterteilt: Timekeeping-Raum, Rennstrecke und TV-Compound, wo ein Timekeeper die Daten-Weitergabe an die TV-Sender betreut. Das Team startet knapp drei Stunden vor Rennbeginn, bereitet alles vor, testet das Equipment. Maximal 30 Minuten vor Rennstart ist Team und Technik im Wettkampfmodus. Während dem Rennen wird überwacht, das System betreut, sichergestellt, dass alles läuft. Der höchste Druck ist natürlich, wenn die Athleten die Ziellinie überqueren. Bis zu einer Stunde nach dem Rennen wird dann noch für den nächsten Wettkampf vorbereitet. 

Sports Illustrated: Welche anderen Daten werden neben der Zeit noch gesammelt?

Zobrist: Für ausgewählte Rennen messen wir mit angebrachten Sensoren auch die Position der Athleten auf der Strecke. Mit dieser Information können wir anhand der Zeit beispielsweise auch die Beschleunigung, aktuelle und durchschnittliche Geschwindigkeit oder Sektor-Zeit messen. 

Certina beim Skilanglauf
Certina beim Skilanglauf
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Sports Illustrated: Stellen wir uns das Worst-case-Szenario vor: Während dem Rennen streikt das Transponder-System. Welche Notfall-System greifen?

Zobrist: Alle unserer Systeme haben ein Back-Up. Unsere Technik läuft beispielsweise über unabhängige Energiequellen. Sollte es also zu einem Stromausfall am Rennstandort kommen, funktionieren unsere Systeme weiter. Wir haben außerdem nicht nur ein Paar an Fotozellen, sondern mehrere; zwei statt nur eine Foto-Finish-Kamera – alles ist mindestens doppelt abgesichert.

Die Langläuferinnen treten mit Transponder über den Knöcheln an
Die Langläuferinnen treten mit Transponder über den Knöcheln an
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Sports Illustrated: Was hat Certina diese erste Saison im FIS Skilanglauf-Weltcup als offizieller Timekeeper bedeutet?

Marc Aellen: Es war sehr interessant. Historisch gesehen teilen sich Certina und Skilanglauf mehrere Werte, wie Robustheit, Präzision und Ausdauer. Außerdem ist Certina als Marke schon seit langem sehr präsent in Skandinavien. Dieser Link zwischen Langlauf und Certina ist für uns also sehr logisch. Wir analysieren die erste Saison, freuen uns aber auf die nächsten Jahre, in denen wir uns verbessern und weiter zusammenwachsen können.

Certina-CEO Marc Aellen
Certina-CEO Marc Aellen
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Sports Illustrated: Was haben Sie dann für Learnings aus der ersten Saison gezogen?

Aellen: Wir möchten unsere Sichtbarkeit weiter verbessern. 

Zobrist: Das Schöne, wenn man in der Technologie arbeitet: Sky ist the limit. Es gibt immer Dinge, die man verbessern kann. Neue Technologie, Automatik… Es muss sich auch nicht zwangsläufig alles verbessern, sondern vielmehr entwickeln.

Sports Illustrated: Gibt es denn eine Innovation in den kommenden Jahren beim Timekeeping?

Zobrist: Wir haben eine Technologie-Roadmap für die nächsten zehn Jahre, mit der wir genau wissen, wohin wir wollen. Genaueres gibt es dann vor Beginn der neuen Saison, dann können wir gerne nochmal sprechen (lacht)

 

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