Manipulations-Vorwurf um falsche Anzüge: Wird beim Skispringen betrogen?
- Wintersport: Anzüge sorgen bei Skispringen-WM für Kontroverse
- Funktionäre und Medien beschuldigen Athleten unfaire Mittel zu nutzen
- Skispringen-WM: Karl Geiger wird von Kommentatoren beschuldigt
Aktuell findet die Weltmeisterschaft im Skispringen in Norwegen statt. Ein neues Reglement für die Anzüge sorgt dabei für Kontroversen. Experten, Kommentatoren und Funktionäre sprechen von einer möglichen Wettbewerbsverzerrung. Einige Sportler sollen mit unfairen Mitteln kämpfen.
Der viermalige Weltmeister und Präsident des polnischen Skiverbandes Adam Malysz meint beispielsweise, Auffälligkeiten an einigen Anzügen entdeckt zu haben. „Ehrlich gesagt, ist das ein bisschen komisch. Entweder haben wir immer noch ein Schlupfloch in den Regeln und jemand weiß, wie man es umgehen kann, oder ich weiß nicht, was hier los ist. Irgendetwas stimmt hier nicht. Ich meine, das ist doch offensichtlich. Es ist sehr seltsam“, so Malysz in einem Interview.
Skispringen-WM: Einige Anzüge anscheindend nicht regelkonform
Grund für die Kontroverse seien Regeländerungen bezüglich der Maße der Anzüge im Sommer. Bei Eurosport klärt Experte Martin Schmitt über die Anzug-Situation auf. „Derzeit ist es so: Das klare Ziel aller Teams ist es, den Anzug durch die Kontrolle zu bekommen – und genau das wird auch trainiert. Würden die Springer ihren Anzug vor der Kontrolle in der Position des Sprunges belassen, kämen sie kaum durch, der Schritt wäre zu tief. Wenn man ihn im Schritt aber höher zieht, muss beachtet werden, dass er dann an anderen Stellen weiter auftragen kann“, erklärte der zweimalige Gesamtweltcupsieger beim Sportsender.
Das bedeutet, dass mehr Tragfläche für den Sprung zur Verfügung steht, wenn die Athleten den Anzug im Schritt herunter ziehen. So sollen die Sportler mehr Kontrolle über den Sprung haben und weiter fliegen. Aerodynamik und der Luftwiderstand des Anzug seien dabei der Schlüssel. Mit einer lockeren Passform kann man diese Faktoren beeinflussen. Eigentlich sollte das neue Reglement genau das verhindern. Trotzdem gibt es offenbar Spielraum bei den Anzügen.
Skispringen-WM: Durch Anpassungen längerer Flug möglich
Ex-Profi und ARD-Experte Sven Hannawald kann die Umsetzung des neuen Reglements nicht nachvollziehen: „Das sieht jemand mit sechs Dioptrien, dass da Anzüge jetzt dabei sind, die nicht zugelassen werden sollten – wenn man sich an die Regeln vom Beginn der Saison halten würde.“

Ein Beispiel dafür sei laut dem Experten Marius Lindvik. „Lindvik hat vor der Weltmeisterschaft, als das Reglement strikt war, oft nicht einmal den zweiten Durchgang erreicht. Und jetzt ist er Weltmeister, mit der gleichen Technik. Das ist alles wie in einem schlechten Film.“ In polnischen Medien wurde ein deutscher Athlet beschuldigt die Anzug-Regularien nicht zu befolgen.
Skispringen: Karl Geiger von Kommentatoren beschuldigt
Karl Geiger wird vorgeworfen, dass sein Anzug zu weit sei. Polnische Eurosport-Kommentatoren beschwerten sich während der Übertragung des zweiten Wettkampfdurchgangs: „Ein Mann im Umhang. Wir sehen, dass Karl Geiger seinen Anzug nicht gewechselt hat. Das ist eigentlich ein Schlafsack.“ Sein Anzug sitze zu locker, was ihm Vorteile im Flug bringen soll.

Auf Nachfrage zu den Anschuldigungen wollte Karl Geiger nicht wissen, was falsch gelaufen sei. „Also, ich hatte eine Kontrolle und ich habe sie bestanden“, zitieren ihn polnische Medien. Die Konkurrenz aufgrund von illegalen Anzügen zu kritisieren, gehöre zum Skisport dazu. Sven Hannawald stören die Anschuldigungen jedoch.
Er sieht die Verantwortlichen in der Pflicht: "Es ist einfach nur traurig, wie weit es gekommen ist. Die Nationen untereinander beschimpfen sich gegenseitig. Das kann doch nicht wahr sein. Es herrscht pures Misstrauen im Zirkus. Und warum? Weil die Verantwortlichen keine klare Linie haben." Letztere äußerten sich bis dato nicht zur Thematik. Fest steht: Die Anzug-Kontroverse wird die Wintersport-Welt noch eine Weile beschäftigen.
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