Wall of Will: Alles über die Sports-Illustrated-Initiative für junge Frauen im Sport
- Wall of Will: Sportlerinnen sind Vorbilder für junge Mädchen
- Wall of Will: Motiviert Mädchen zum Verbleib im Sport
- Erste Wall of Will: An der Munich International School in Starnberg
Doppelt so viele Mädchen wie Jungs hören laut einer Studie der „Women’s Sports Foundation“ bis zum Alter von 14 mit dem Sport auf. Sports Illustrated Deutschland ruft deshalb jetzt die Wall of Will ins Leben: Wandtapeten, die Spitzensportlerinnen und ihre inspirierenden Geschichten zeigen – und dabei die häufigsten Gründe junger Mädchen thematisieren, mit dem Sport Schluss zu machen. Diese Tapeten werden in Schulsporthallen und Umkleideräumen hängen – an Orten also, an denen Mädchen besonders oft darüber nachgrübeln, den Sport an den Nagel zu hängen.
Warum hören junge Mädchen mit dem Sport auf? Die Gründe dafür erklärt Martin Walz von der TU München. Er ist Experte für Leistungs- und Sportpsychologie und derzeit für den FC Bayern München in der Frauenfußball-Bundesliga tätig.

Martin Walz: „Die Quote junger Mädchen, die mit dem Sport aufhören, ist ein riesiges, vielschichtiges Thema. Ein wichtiger Faktor ist jedoch, wie selten Mädchen positive weibliche Vorbilder im Sport zu sehen bekommen. 90 Prozent der weltweiten Sportberichterstattung zeigt männliche Athleten. Wenn nur 5 Prozent der Fernsehberichterstattung den Sport von Frauen zeigt, ist es für Mädchen ziemlich schwer, sich vorzustellen, ihn selbst auszuüben.“
Warum ist es wichtig, Mädchen zu ermutigen, weiter Sport zu treiben?
Nicht jedes junge Mädchen träumt davon, eine Sportlerin zu sein. Doch je länger sie im Sport bleiben, desto höher stehen die Chancen auf eine bessere Zukunft.
Martin Walz: „Im Sport zu bleiben, hilft Mädchen, mehr Selbstwirksamkeit zu entwickeln. Es stärkt sie schon in jungen Jahren. Sie lernen, Herausforderungen aus eigener Kraft zu meistern. Sportlich aktive Mädchen haben auch ein geringeres Risiko, im späteren Leben an Brustkrebs zu erkranken. Diese Vorteile bleiben ihnen ein Leben lang erhalten – im Beruf, im Familienleben und in der Gesundheit –, dank einer ganzen Reihe von Fähigkeiten, die auf Selbstvertrauen und Selbstwirksamkeit beruhen.“
Wie hilft die Wall of Will?
Die Wall of Will nimmt Spitzen-Athletinnen in den Fokus und erzählt ihre persönlichen Storys von Entschlossenheit, sich auch durch schwere Lebens- und Karriereepisoden zu kämpfen.
Martin Walz: „Die Wall of Will gibt weiblichen Vorbildern nicht nur eine große Plattform, sondern erklärt auch, dass diese immer noch mit den gleichen Schwierigkeiten zu kämpfen haben wie junge Mädchen. Das ist ganz normal. Und jedes Mädchen kann diese Herausforderungen überwinden, genau wie sie es tun. Das sind Storys, die beflügeln. Das kann Mädchen wirklich helfen, sich in einer Sportart wohlzufühlen und in dieser Sportart zu bleiben.“
Messages der Wall of Will
Die Wall of Will wurde von Peter van de Riet und Floris Vos vom niederländischen Designstudio HyperCulture entworfen. Ihr Design ist inspiriert von den rohen, ausdrucksstarken Collagen, die man oft in Schulheften findet. Die Wall of Will erzählt die Geschichten von sieben Role Models – den WNBA-Basketballerinnen Satou Sabally und Nyara Sabally, Fußball-Nationalspielerin Giulia Gwinn, Kletterin Hannah Meul, Top-Sprinterin Gina Lückenkemper, Skateboarderin Lilly Stoephasius und Functional-Fitness-Athletin Katharina Isele – und befasst sich dabei mit den häufigsten Faktoren, die dazu führen, dass junge Mädchen ihre sportliche Laufbahn abbrechen.
Kampf gegen Körperbild und Schönheitsnormen
Martin Walz: „Ein wichtiger Grund für junge Mädchen, mit dem Sport aufzuhören, ist die klassische Wahrnehmung des Körperbildes. Das Gleiche gilt für Schönheitsnormen. Ihre Körper verändern sich ohnehin bereits in diesem Alter, und es ist viel Unsicherheit im Spiel. Eine weitere Veränderung durch den Sport, wie zum Beispiel die Ausbildung eines muskulöseren Oberkörpers oder sichtbare Narben, führt zu höheren Aufhörquoten.“
Die Wall of Will erzählt die Geschichte von Functional-Fitness-Athletin Katharina Isele, um diese Unsicherheiten zu thematisieren.
Sie sagt: „Als ich in der Pubertät übergewichtig war, habe ich mich nie getraut, Sport zu treiben, aus Angst davor, was andere von mir denken könnten. Ich dachte, ich müsste dünn sein, um akzeptiert zu werden. Aber als ich mit Functional Fitness begann, hatte ich eine bahnbrechende Erkenntnis: Ich wollte nicht dünn sein. Ich wollte stark, gesund und leistungsfähig werden. Es dauerte Jahre, bis ich meinen Körper akzeptierte, und Rückschläge gehörten zu diesem Prozess. Aber es waren die schwierigen Momente, die mich stärker machten und mir halfen, meinen Erfolg zu schätzen.“

Scheitern, aufstehen, weiterträumen
Lilly Stoephasius: „Momente, die mich sehr frustriert haben, waren Wettbewerbe, die nicht gut gelaufen sind. In diesen Momenten begann ich an mir selbst zu zweifeln. Aber, so beängstigend es auch klingen mag, das Fallen und Scheitern ist immer ein Teil des Sports. Sport zu treiben, bedeutet nie eine gerade Linie von oben nach unten, sondern eine Reise mit vielen Höhen und Tiefen. Aber das macht das Gefühl, an der Spitze des eigenen Leistungsvermögens zu stehen, noch süßer.“
Während die Story von Skateboarderin Lilly an der Wall of Will zeigt, wie wichtig es ist, die Angst vor dem Versagen zu überwinden, geht es beim Comeback von Fußballerin Giulia Gwinn nach zwei Kreuzbandrissen um die Angst vor Verletzungen. Für Mädchen, die sich beim Sport schon einmal verletzt haben, ist die Angst davor ein erhebliches Hemmnis, wieder in den Sport einzusteigen.
Giulia Gwinn: „Wenn ihr einen Traum habt, dann habt den Mut, ihn zu leben. Ja, im Fußball kommt es auch mal zu einer Verletzung. Aber nein, sie wird euch nicht von eurem Weg abbringen. Widerstände zu überwinden, ist ein wichtiger Schritt, um erfolgreich zu werden. Klar, das kann auch mal echt hart sein. Aber ich kann versprechen: Es lohnt sich, immer weiterzumachen.“

Hinzu kommt der Faktor der wiederholten Misserfolge. Mädchen, die trotz ständigem Training ihre Leistungen nicht verbessern können, haben vielleicht das Gefühl, dass ihre harte Arbeit keine Früchte trägt. An dieser Stelle kommt Hannah Meuls Ratschlag zum Tragen. Die Kletterin rät, weiter von großen Zielen zu träumen und einen Schritt nach dem anderen zu gehen.
Hannah Meul: „Was ich auf meinem Weg gelernt habe, ist, dass jede anders klettert, jede andere Stärken hat und jede die Welt in einem anderen Licht sieht. An sich selbst zu glauben, unabhängig davon, was andere um einen herum denken oder tun, ist die Grundlage dafür, seinen Traum zu verwirklichen. Und das ist das Schöne am Leben. Jeder Weg ist anders, aber egal, was passiert, du wirst deinen eigenen Weg gehen. Es geht darum, einen Schritt vor den anderen zu setzen und das Beste aus jedem einzelnen Schritt herauszuholen. Ohne an das Risiko eines Sturzes zu denken, denn vielleicht erlaubt dir das, stattdessen zu fliegen.“

Vertrauen vs. Vergleiche & Wettbewerb
Alle Eltern wollen, dass ihr Kind das beste ist. Jeder Trainer sucht nach einer Leistungsträgerin. Während einige mit diesem Druck umgehen können, ist die Last des Wettbewerbs und der Vergleiche ein weiterer Grund, weshalb viele Mädchen den Sport ganz aufgeben.
Martin Walz: „Es ist ziemlich schwierig, Selbstwirksamkeit zu entwickeln, wenn man sich nicht in einem sicheren Umfeld befindet, in dem man Fehler machen darf und ermutigt wird, Dinge wieder und wieder auszuprobieren. Ständiger Druck von Eltern und Trainern oder der ständige Vergleich mit Gleichaltrigen wirken sich negativ auf die Motivation aus, weiter Sport treiben zu wollen.“
Die „Wall of Will“-Storys von Basketballerin Nyara Sabally und Sprinterin Gina Lückenkemper zeigen, wie wichtig es ist, den Wettbewerb als positive Kraft zu begreifen. Die beiden inspirieren junge Mädchen dazu, sich auf ihren eigenen Weg zu konzentrieren, den Lärm der ständigen Vergleiche auszublenden und stattdessen persönliches Wachstum zu feiern.
Gina Lückenkemper: „Mach dir keine Gedanken darüber, wer besser sein könnte als du. Es wird immer jemanden geben, der etwas besser kann, und das ist in Ordnung, solange man sein Bestes gibt. Im Sport, selbst als Profisportler, verliert man viel öfter, als man gewinnt, und das ist nichts, wofür man sich schämen muss. Das ist nur ein Teil des Prozesses. Genieß die Reise!“

Auch man selbst kann Vorbild sein
Die Wall of Will richtet sich an Mädchen, die mit dem Gedanken spielen, mit dem Sport aufzuhören, enthält aber auch eine Botschaft für jene Mädchen, die gerne sportlich aktiv sind. Durch die Geschichte der Basketballerin Satou Sabally werden sie ermutigt, anderen Mädchen in ihrem Umfeld zu helfen.
Martin Walz: „In meinen 17 Jahren Erfahrung habe ich festgestellt, dass junge Mädchen mehr als Jungen ein Gefühl des Zusammenhalts im Sport suchen. Das Bedürfnis, sich als Teil eines Teams zu fühlen. Da ist Sport zunächst einmal eine soziale Interaktion. Deshalb sollte sich jede einen kleinen Star in ihrer Peer-Group suchen, der ihn beim Sporttreiben unterstützt. Die Nähe zu solchen Gleichaltrigen hilft ihnen zu erkennen, dass auch sie manchmal Selbstzweifel haben und auch ihnen die Motivation fehlt.“
Satou Sabally: „Es ist wichtig, einen Raum zu schaffen, in dem sich Frauen und Mädchen wohl- und aufgehoben fühlen können. Wir müssen uns ständig in männlichen Räumen zurechtfinden und beweisen. Ich möchte einen Raum schaffen, in dem Mädchen zusammenkommen, um besser zu werden und voneinander zu lernen.“
Diesen Artikel findet ihr auch in der aktuellen Ausgabe von Sports Illustrated mit der großen Coverstory zu Lewis Hamilton und dem Kampf um die Formel-1-Krone. Alle weiteren Informationen zur "Wall of Will"-Initiative findet ihr hier.
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