Triathlon

Ironman-Weltmeisterin Laura Philipp: "Nizza ist nicht so einsam wie Hawaii"

Laura Philipp gehört zu den besten Triathletinnen der Welt. Im September 2024 krönt sie sich erstmal zur Ironman-Weltmeisterin. Im Sports-Illustrated-Interview spricht sie über Nizza und Hawaii, warum Triathlon so beliebt ist und wie ihr Musik beim Sport hilft.

Laura Philipp feiert ihren Ironman-WM-Sieg im September 2024 in Nizza
Credit: Sylvain Riouall
  • Triathlon-Star Laura Philipp im Sports-Illustrated-Interview
  • Laura Philipp gewinnt Ironman-WM 2024 in Nizza
  • Laura Philipp: "Triathlon wird nie langweilig"

Sports Illustrated: Im September krönten Sie sich zum ersten Mal in Ihrer Karriere zur Ironman-Weltmeisterin auf Nizza. Neben Ihrem Sieg konnte sich mit Patrick Lange auch bei den Männern ein Deutscher durchsetzen, der Hype um Triathlon ist riesig. Was macht die Sportart Ihrer Meinung nach aktuell so beliebt? 

Laura Philipp: Das Besondere am Triathlon ist die Gemeinschaft und die Nähe zu den Profis. Egal ob Hobby-Sportler oder professioneller Triathlet: Wir treten alle zusammen bei demselben Rennen an, gehen gemeinsam an die Startlinie. Noch dazu stellt das Alter im Triathlon vor allem im Hobbybereich eigentlich keine Limitationen dar. Man muss nicht gleich die volle Distanz angreifen, sondern kann kürzere Triathlons absolvieren. Und: Triathlon kombiniert drei beliebte Volkssportarten, in denen man sich auch ohne viel Vorerfahrung schnell verbessern kann. Es gibt also immer neue Ziele und wird eigentlich nie langweilig. 

Laura Philipp feiert ihren Ironman-WM-Sieg im September 2024 in Nizza
Laura Philipp feiert ihren Ironman-WM-Sieg im September 2024 in Nizza
Credit: Sylvain Riouall
x/x

Sports Illustrated: Stichwort Volkssport: Deutschland gehört zu den besten Triathlon-Nationen der Welt. Wurde das den Deutschen einfach in die Wiege gelegt oder gibt es dafür bestimmte Gründe?

Philipp: Ich glaube schon, dass Triathlon, dieser belohnende Ausdauersport, und das benötigte Anforderungsprofil von Fleiß und Ehrgeiz uns Deutschen liegt. Noch dazu ist Triathlon ein technischer Sport, vor allem beim Material und Ausrüstung kann man sich mit zahlreichen Details auseinandersetzen und tüfteln. Das macht mir zum Beispiel sehr viel Spaß.  

Sports Illustrated: : Nun sind Sie bei Ihrem Ironman-Sieg im September zum ersten Mal in Nizza und nicht Hawaii angetreten. Seit 2023 wechseln sich die Standorte für die WM bekanntlich ab. Wie stark unterscheiden sich die Strecken?

Philipp: Ich bin zuvor dreimal in Hawaii an den Start gegangen – und kenne mittlerweile jeden Stein. Dadurch, dass alle anderen ebenfalls die Strecke kannten, war oft vor dem Start bereits klar, wer die Favoritinnen sein würden. Diesmal in Nizza war alles auf 0 gestellt, jeder musste sich erstmal beweisen, es war für uns alle neu. Allein deshalb kann ich sagen: Die Strecken Hawaii und Nizza unterscheiden sich erheblich. Auch der Kontrast beim Klima und die wegfallende Zeitverschiebung kamen mir als Deutsche entgegen. Die Strecke in Nizza passte zudem gut zu meinem Stärkenprofil.

Sports Illustrated: Wie genau?

Philipp: Beim Radfahren und Laufen – meinen beiden stärksten Disziplinen – gab es erhebliche Unterschiede zwischen den Standorten. Die Serpentinen beim Radfahren in Nizza zum Beispiel ähnelten meinen Trainingsbedingungen zuhause in Heidelberg. Zusätzlich ist das Laufen in Nizza vor viel mehr Zuschauern nicht so einsam wie phasenweise auf Hawaii. So konnten meine Familie und Freunde zur Strecke kommen und mich supporten. Ich fand es sehr erfrischend und spannend, woanders anzutreten und wünsche mir, dass wir auch in Zukunft noch mehr unterschiedliche Strecken bekommen.

Sports Illustrated: Ein Triathlon ist ein Auf und Ab, ein ständiger Wechsel zwischen Hoch und Tief. Wie schaffen Sie es persönlich aus den schweren Phasen des Rennens herauszukommen – und bei den Highs nicht zu überpacen?

Philipp: So stumpf es auch klingen mag, man muss einfach den Fokus hochhalten und einen Schritt nach dem anderen machen. Natürlich kann mal etwas blöd laufen oder es gibt einen Defekt am Material. Aber dann ist es wichtig, diesen Punkt, wo es in die negative Gedankenspirale gehen könnte, bewusst zu bemerken und gegenzusteuern. Deswegen bereite ich vor den Rennen mentale Bilder, Mantras oder Worte vor, mit denen während der Tiefs arbeite. Das Gleiche gilt auch in den Hochs: Ich versuche mich einfach zu fokussieren und nicht mitreißen zu lassen. Der Gedanke 'Ich glaube, ich kann hier gewinnen' kam in Nizza wirklich erst auf dem letzten Kilometer. Davor hatte ich mir immer gesagt: Es kann noch alles passieren. Sei dankbar, dass es dir gut geht, aber bleib im Moment!

Sports Illustrated: Ein Mittel für gesteigerten Fokus ist für viele Sportler Musik. Sie selbst sind Markenbotschafter des Kopfhörerherstellers Shokz. Wie wichtig ist Ihnen Musik beim Sport?

Philipp: Zuvor hatte ich eigentlich nie Musik beim Training gehört. Ich habe es einmal probiert, hier in der Gegend bei einem Bergintervalltraining auf dem Rad, weil ich wusste, dass Musik mich eigentlich pusht. Ich habe dabei normale Kopfhörer benutzt und gemerkt: Ich bekomme nichts von der Außenwelt mit. Ich habe mich oft erschrocken, wenn auf einmal ein Auto von hinten kam. Seitdem hatte ich es eigentlich weggelassen, bis ich dann bei anderen Athleten erstmals die Open-Ear-Kopfhörer von Shokz gesehen habe.

Laura Philipp mit ihren Shokz-Kopfhörern.
Laura Philipp mit ihren Shokz-Kopfhörern.
Credit: PR
x/x

Sports Illustrated: Fühlte sich diese Open-Ear-Technologie nicht auch etwas komisch an?

Philipp: Nein, für mich war das ein game-changing Moment, weil ich dadurch beim Training Musik hören und mich gleichzeitig viel sicherer fühlen konnte. Mittlerweile kann ich die Kopfhörer auch beim Schwimmen nutzen, was für mich sehr cool ist, da Schwimmen meine schwächste Disziplin ist und sehr monoton sein kann. Aber ich muss sagen: Ich nutze die Kopfhörer sehr gezielt. Denn es ist immens wichtig als Triathlet, auch allein mit den Gedanken zu sein, die Einsamkeit auszuhalten – und zu lernen, wie man sich im eigenen Kopf selbst entertainen kann. Der Mix ist für mich also entscheidend.



Mit dem Sports Illustrated-Chefredakteurs Newsletter erhalten Sie aktuelle Sport-News, Hintergründe und Interviews aus der NFL, der NBA, der Fußball-Bundesliga, der Formel 1 und vieles mehr.

NEWSLETTER ABONNIEREN 


Mehr Sport-News

Die NFL-Saison 2024/25 läuft bei verschiedenen Anbietern live im TV und Livestream. Welches NFL-Abo kostet wie viel? Wie viele NFL-Spiele laufen im Free-TV? Sportsillustrated.de hat alle Informationen für Euch, wo Ihr alle Spiele sehen könnt.

Der Spanier Lamine Yamal gilt als größtes Fußball-Versprechen der Zukunft. Der 16-Jährige bricht einen Rekord nach dem anderen. Beim FC Barcelona kann sich Trainer Hansi Flick freuen, so einen Spieler zu haben. Alles zu Karriere, Titel, Gehalt, Vermögen und Privates.

Zehn Jahre nach dem schweren Skiunfall von Michael Schumacher am 29. Dezember 2013 fragen sich alle Formel-1-Fans weiterhin, wie es ihrem Idol geht. Schumacher-Anwalt Felix Damm erklärt, warum es keine Nachrichten zum Gesundheitszustand von Schumi gibt.