Olympische Spiele

Wellbrock und Beck auf Olympia-Goldjagd! Aber schmutzige Seine könnte sie stoppen

Schwimm-Star Florian Wellbrock und Leonie Beck gehen bei den Olympischen Spiele 2024 als heiße Medaillenkandidaten im Freiwasser-Schwimmen an den Start. Aber noch ist nicht klar, ob der Wettbewerb stattfindet. Die Seine ist extrem schmutzig.

Schwimm-Star Florian Wellbrock
Credit: Arena
 

Vom Ausflugsboot auf der Seine hat man einen perfekten Blick auf Paris. Rechts thront der Eiffelturm mit seiner weltberühmten Silhouette aus Stahl. Er ist nur 300 Meter Luftlinie vom Boot am unteren Ufer des Flusses entfernt, auf dem wir die beiden deutschen Schwimmstars Florian Wellbrock und Leonie Beck zum Gespräch treffen.

Aber keiner von beiden hat Augen für das bekannteste Wahrzeichen der Stadt, ihre Blicke gelten der Seine. Dem Fluss, in dem am 8. und 9. August 2024 die olympischen Freiwasserwettbewerbe ausgetragen werden.

Vor einer traumhaften Kulisse zwischen dem Start- und Zielbereich an der goldverzierten Brücke Pont Alexandre III und dem Eiffelturm werden die Frauen und Männer über die 10-Kilometer-Freiwasserdistanz um Medaillen kämpfen. Wenn, ja wenn alles gut geht.

Florian Wellbrock und Leonie Beck bei Olympia am Start

Noch haben die Verantwortlichen der Olympischen Spiele mit der schlechten Wasserqualität zu kämpfen – nicht umsonst war das Schwimmen in der Seine seit 1923 verboten. Zu viel Schmutz befindet sich immer noch im Fluss, obwohl in den vergangenen Jahren 1,4 Milliarden Euro in die Sanierung investiert wurden.

Neben einer besseren Abwasseraufbereitung und neuen Kläranlagen wurden alle Hausboote auf der Seine an die Kanalisation angeschlossen, damit das Flusswasser sauberer wird und die Freiwasserschwimmwettbewerbe mitten in der Stadt stattfinden können.

Leonie Beck beim Freiwasser-Schwimmen
Leonie Beck beim Freiwasser-Schwimmen
Credit: Sports Illustrated
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"Davon träumt jeder Sportler: vor so einer wundervollen Kulisse bei den Olympischen Spielen zu schwimmen. Wenn alles klappt, ist das eine tolle Werbung für unseren Sport", sagt Beck. Die 27 Jahre alte Würzburgerin ist vor drei Jahren von Deutschland nach Italien gezogen, um noch besser trainieren zu können.

Ihre ersten Olympischen Spiele 2016 in Rio de Janeiro hätten sie fast ihre Karriere gekostet. Über 800 Meter belegte sie damals nur Platz 25. "Das war ganz schlimm für mich. Es hat mich fast aufgefressen", sagt Beck, die ihr Potenzial im Wettkampf nicht umsetzen konnte. "Damals hatte ich mit dem Beckenschwimmen abgeschlossen. Ich habe gesagt: Entweder höre ich auf oder ich wechsle zum Freiwasserschwimmen."

Leonie Beck stand kurz vorm Karriereende

Obwohl ihr der Wechsel zu Beginn nicht leichtfiel, stellten sich rasch Erfolge ein. Das Selbstvertrauen wuchs. Ihren ersten großen Titel feierte sie 2017 mit dem Gewinn des Freiwasser-Europacups. Danach ging es steil bergauf. Bei den Olympischen Spielen 2021 in Tokio wurde sie Fünfte über zehn Kilometer im Freiwasser.

2022 folgte der WM-Titel in Budapest mit der 4-x-1,5-Kilometer-Staffel sowie die beiden WM-Triumphe 2023 über fünf und zehn Kilometer Freiwasser in Fukuoka. Ihren letzten Coup landete Beck bei der EM 2024 in Belgrad, wo sie Platz eins über fünf und zehn Kilometer belegte.

Beck geht wie ihr deutscher Teamkollege Wellbrock als große Goldhoffnung an den Start – beim 26-Jährigen sind die Hoffnungen aber noch ein bisschen größer. Der Bremer, der seit 2014 beim SC Magdeburg trainiert, ist ein absoluter Allrounder, neben dem Freiwasserschwimmen startet er auch über 1.500 Meter Freistil.

Schwimm-Star Wellbrock will Olympiatitel verteidigen

Seinen größten Erfolg feierte Wellbrock bei den Olympischen Spielen 2021 in Tokio, wo er Gold über zehn Kilometer im Freiwasser sowie Bronze beim Beckenschwimmen über 1.500 Meter Freistil gewann. Hinzu kommen sechs WM-Titel.

 

"Das Becken- und das Freiwasserschwimmen sind komplett verschiedene Welten“, sagt Wellbrock, der den Kurzbahnweltrekord über 1.500 Meter Freistil hält. "Das macht die Sache komplizierter. Aber ich liebe Herausforderungen."

2019 schrieb er bei der Aquatics-WM Geschichte, als er als erster Schwimmer bei einem internationalen Wettbewerb sowohl über 1.500 Meter Freistil als auch die 10 Kilometer im Freiwasser gewann. "Ich denke, dass ich noch nicht am Limit bin, weil ich relativ spät mit dem professionellen Schwimmtraining begonnen habe. Bei gewissen technischen Elementen und der Kraft kann ich mich weiter verbessern."

Freiwasser-Schwimmen in Gefahr? Seine immer noch schmutzig

Obwohl Wellbrock und Beck täglich hart trainieren, haben sie keinen speziellen Ernährungsplan. Nach erfolgreichen Wettkämpfen belohnt sich Wellbrock gern mit einem Burger. Beck bevorzugt Pizza und Pasta. "Mein absoluter Favorit ist aber ein gutes Steak", sagt Wellbrock, dessen Ziel für Paris klar ist: den Olympiatitel über 10 Kilometer Freiwasser verteidigen.

Dafür muss die Wasserqualität der Seine stimmen. Sollte das Wasser an den beiden geplanten Wettkampftagen zu schmutzig sein, müssten die Freiwasser-Entscheidungen während der Olympischen Spiele auf andere Tage verlegt werden. Dabei kommt es vor allem auf das Wetter an: Starke Verschmutzungen im Fluss treten meist bei heftigem Regen auf, wenn die Abwassersysteme überlaufen und das verunreinigte Wasser ungeklärt in die Seine läuft.

Scheint die Sonne, ist der Fluss sauberer, weil das intensive Licht viele Viren und Bakterien abtötet. Deshalb hoffen die Organisatoren auf sonnige Tage. Alternativ stünde im schlimmsten Fall wohl die Regattastrecke zur Verfügung. Für die Franzosen ist die Seine längst zu einem Prestigeobjekt geworden, um zu zeigen, wozu das Land in der Lage ist. Jetzt muss nur noch alles gut gehen.



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