Olympische Spiele

Schwimm-Star Leonie Beck: "Olympische Spiele sind meine wichtigste Motivation"

Schwimmerin Leonie Beck hätte ihre Karriere nach Olympia 2016 in Rio fast beendet. Der Wechsel vom Becken ins Freiwasser war die richtige Entscheidung. Bei Olympia in Paris kämpft Beck um die Goldmedaille. Sports Illustrated hat mit der 27-Jährigen gesprochen.

Leonie Beck
Credit: Sports Illustrated

Sports Illustrated: Wie sind Sie zum Schwimmen gekommen?

Leonie Beck: Mein älterer Bruder war im Schwimmverein. Das wollte ich als kleine Schwester auch machen. Dann sind wir alle drei Kinder beim Schwimmen gelandet. Ich habe noch einen jüngeren Bruder. Er ist auch mit dem Schwimmsport aufgewachsen.

Sports Illustrated: Wann haben Sie zum ersten Mal gemerkt, ich habe Talent und kann Wettkämpfe gewinnen?

Beck: Ich habe sehr früh mit dem Schwimmen anfangen, weil unsere Oma einen Pool im Garten hatte. Da war es sehr gefährlich, wenn man als Enkelkind nicht schwimmen konnte. Darum mussten wir alle sehr früh anfangen. Bei mir war es im Alter von drei bis vier Jahren.

Sports Illustrated: Was macht eine gute Schwimmerin aus? Welche Dinge sind am wichtigsten, um schnell und erfolgreich zu sein?

Beck: Man benötigt sehr viel Ausdauer - sowohl körperlich als auch mental. Denn im Sport gibt es immer viele Höhen und Tiefen. Gerade in der Pubertät fragen sich viele, warum mache ich das eigentlich und hören auf. Es ist schon hart, wenn man 40 Stunden in der Woche trainiert, man nicht feiern geht und seine Freunde nur selten sieht. Aber dann kommt hoffentlich der Erfolg, was ein besonderer Knackpunkt ist. 

Sports Illustrated: Wie sieht Ihr Training aus? Was machen Sie und wie oft trainieren Sie?

Beck: Bevor ich zum Langstreckenschwimmen gekommen bin, war ich Beckenschwimmerin. Aber für mich hat sich nicht viel geändert. Vielleicht schwimme ich jetzt ein paar Kilometer mehr, aber die Grundlage werden immer noch beim Beckentraining gesetzt. Jetzt gehe ich vielleicht zweimal die Woche ins Meer, aber ansonsten holt man sich die Erfahrung bei den Wettkämpfen. Ansonsten trainiere ich zehnmal in der Woche. Dazu gehören Schwimm-, Technik und Krafttraining. Im Prinzip dreht sich alles um den Sport.

Sports Illustrated: Bis 2016 waren Sie Beckenschwimmerin? Warum sind Sie zum Freiwasser gewechselt?

Beck: Beim Beckenschwimmen war ich in meiner Jugend immer erfolgreich. Vor allem im Training war ich immer sehr schnell. Ich habe diese Leistung aber nicht immer im Wettkampf umsetzen können. Ich war eher eine Trainingsweltmeisterin. Die Olympischen Spielen 2016 in Rio de Janeiro waren ganz schlimm für mich. Danach habe ich gesagt, ich möchte nicht mehr. Das hat mich mental fast aufgefressen. 

Leonie Beck beim Freiwasser-Schwimmen
Leonie Beck beim Freiwasser-Schwimmen
Credit: Sports Illustrated
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Sports Illustrated: Haben Sie an Rücktritt gedacht?

Beck: Zu diesem Zeitpunkt hatte ich mit dem Beckenschwimmen quasi abgeschlossen. Ich habe gesagt, entweder ich höre auf oder ich wechsle zum Freiwasserschwimmen. Nach Olympia haben wir uns damals zusammengesetzt und diese Entscheidung getroffen. Das war am Anfang ein steiniger Weg, weil diese Sportart sehr von der Erfahrung lebt. Ich habe also einige Rennen gebraucht, um da reinzukommen und um zu wissen, wie man sich im Wasser richtig verhält. 

Sports Illustrated: Wie schwer ist es, im Training gegen den Schmerz im Wasser anzukämpfen?

Beck: Ich mache das jetzt schon sehr lange. Es ist nicht so, dass ich jeden Tag aufwache und sage, hey cool, jetzt muss ich wieder gegen meinen Schweinehunde kämpfen. Aber ich habe meine Ziele. Deshalb führt kein Weg am Schwimmtraining vorbei. Wenn man einen Tag nicht im Wasser ist, fehlt einem sofort das Wassergefühl für den nächsten Tag. Also müssen wir immer wieder ins Wasser um dieses Wassergefühl zu adaptieren. Dafür braucht man sehr viel Zeit im Wasser.

Sports Illustrated: Was ist Ihre wichtigste Motivation?

Beck: Die Olympischen Spiele. Das sind immer nur alle vier Jahre. Das ist eine sehr lange Zeit. Dazwischen hat man auch Zwischenziele wie die WM, die EM oder Weltcups. Aber das Wichtigste ist Olympia. 

Sports Illustrated: Sie haben sich die Olympische Ringe auf dem Arm tätowieren lassen. Wie gefällt Ihnen Ihr eigenes Tattoo?

Beck: Ich habe immer gesagt, wenn ich mir ein Tattoo machen lasse, dann nur die Olympischen Ringe. Jedoch wollte ich mir die Ringe nur stechen lassen, wenn ich mit dem Rennen zufrieden bin. Und das war dann nach den Sommerspielen 2021 in Tokio.

Leonie Beck beim Arena-Fotoshooting
Leonie Beck beim Arena-Fotoshooting
Credit: Arena
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Sports Illustrated: Wie sehen Ihre Ziele für Olympia 2024 in Paris aus?

Beck: Ich werde mein Bestes geben und dann sehen, was dabei rauskommt. Wir hoffen, dass das Freiwasser-Rennen in der Seine stattfinden kann. Zuletzt war das Wasser jedoch zu schmutzig. Aber ich hoffe, dass die Organisatoren dieses Problem rechtzeitig in den Griff bekommen. Wenn das Rennen in der Seine startet, ist es einer der schönsten Olympia-Locations in Paris mit Blick auf das Stadtzentrum und den Eiffelturm. Das ist eine gute Werbung für unseren Sport. Ansonsten wäre die Ruderregatta-Strecke eine optimale Alternative.

Sports Illustrated: Wie viele Runden müssen in der Seine geschwommen werden?

Beck: Die Strecke ist 1,66 Kilometer lang und wir müssen sieben Runden absolvieren. Start und Ziel ist unter der goldverzierten Brücke Pont Alexandre III, wo bereits die Tribünen für die Zuschauer aufgebaut worden sind. 

Sports Illustrated: Haben Sie einen speziellen Ernährungsplan, um erfolgreich zu sein?

Beck: Ich esse viele Kohlenhydrate, um meinen Speicher aufzufüllen. Das sind vor allem Nudeln, Reis und Kartoffeln. Nach dem Training gibt es auch mal eine Schokomilch oder einen Energieriegel. Einige Schwimmerinnen haben einen strikten Ernährungsplan aber ich nicht. Ich esse, was mir und meinem Körper guttut. Ich mag auch sehr gerne Fastfood, aber nicht jeden Tag. Manchmal gibt es also auch Burger oder Pizza.

Sports Illustrated: Welche Rolle spielt Social Media in Ihrem Leben? Würden Sie es verkraften, auch mal einen Tag ohne Handy zu sein?

Beck: Auf jeden Fall würde ich einen oder mehrere Tage ohne Handy auskommen. Aber ich habe mir Social Media aufgebaut, weil ich von meinem Sport alleine mit den ganzen Trainingslagern, die ich selbst bezahlen muss, nicht leben kann. Mit Instagram habe ich eine Plattform, wo ich mich und meine Sponsoren präsentieren kann. Das ist für viele Sportler mittlerweile ein wichtiger Faktor, um über die Runden zu kommen.

Sports Illustrated: Sie haben Medienkommunikation studiert. Was wollen Sie nach Ihrer Sport-Karriere machen? Haben Sie schon Pläne?

Beck: Beck: Ich könnte mir gut vorstellen, im Medienbereich zu arbeiten, da ich auch Medienkommunikation im Master studiert habe. Ein bisschen Gespür für Instagram habe ich ja und Fotos machen gefällt mir auch, das macht mir alles sehr viel Spaß.



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