Malaika Mihambo: Diese Eigenschaft macht Deutschlands Gold-Hoffnung so erfolgreich
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- Weitspringerin engagiert sich für Umweltschutz und soziale Gerechtigkeit
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Wie fühlt es sich an, schon im ersten Lebensdrittel alle persönlichen Ziele erreicht zu haben? Deutschlands Top-Weitspringerin Malaika Mihambo erfüllte sich ihren Lebenstraum bereits 2016 in Rio mit der Olympiateilnahme – und setzte dem Ganzen mit dem Triumph von Tokio 2020 noch die Krone auf. Sie war mit 27 nicht nur am Ziel ihrer Träume angelangt, sondern auch auf dem Gipfel ihres Sports. Doch wohin, wenn’s nicht mehr höher geht? Fast unweigerlich fragte sich Mihambo damals, wer sie denn im Leben eigentlich sein wolle – auch abseits des Sports. Ja, wer eigentlich?
Malaika Mihambo: Sportlerin, Aktivistin, Mensch
Wir treffen eine Frau, die sich diese Frage beantwortet zu haben scheint: Malaika Mihambo, die studierte Politikwissenschaftlerin, die gerade neben dem Sport ihren Master in Umweltwissenschaften macht. Wobei sich „neben dem Sport“ beinahe lapidar liest, wenn man weiß, dass Mihambo hauptberuflich auch vor Olympia 2024 zur Weltspitze im Weitsprung gehört.
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Auf ihre dritten Olympischen Spiele in Paris, in die sie als Titelverteidigerin geht, blickt Mihambo mit der Gelassenheit, die ihr auch der Erfolg verleiht. „Ich mache mir da keinen Druck. Es ist schön, weil man ja auch immer sagt, Olympiasieger ist man sein ganzes Leben.“ Sie muss niemandem mehr etwas beweisen: „Ich habe schon so viel erreicht und versuche jetzt, die Wettkämpfe mit Freude und Leichtigkeit zu nehmen.“ Würde sie noch einmal olympisches Gold holen, wäre dies der ultimative Aufstieg in den Leichtathletik-Olymp. Mihambo stünde dann auf einer Stufe mit der zweifachen Gold-Gewinnerin Heike Drechsler (Bestweite: 7,48 Meter), die als bisher einzige Deutsche weiter sprang als die 30-Jährige von der LG Kurpfalz. Mihambos Bestweite (7,30 Meter) brachte ihr 2019 den WM-Titel.
Malaika Mihambo: So bereitete sie sich auf Paris vor
Auf ihre Erwartungen für Paris angesprochen, antwortet Mihambo abgeklärt: „Es geht für mich in Paris darum, einen guten Wettkampf zu machen, mein Bestes zu geben, mein Potenzial zu entfalten. Erst im zweiten Schritt und am Tag selbst werde ich dann gucken, wofür das reicht.“
Einem, der bereits seinen festen Platz im Olymp der Leichtathleten hat, erteilte Malaika Mihambo eine Absage: Carl Lewis. Der neunfache Olympiasieger, gab Mihambo im Mai 2020 bekannt, hätte an die Stelle ihres Coaches Ralf Weber treten sollen. Doch da ein Umzug in die USA während der Corona-Pandemie nicht möglich war, trainierte sie vorerst bei DLV-Bundestrainer Uli Knapp in Saarbrücken. „Ich habe einen Trainer gefunden, den ich sehr wertschätze, mit dem ich eine sehr enge Verbindung habe und mit dem ich über alles reden kann“, sagt sie.
Es war der Beginn einer äußerst erfolgreichen Zusammenarbeit – das zeigt nicht nur der Olympiasieg von Tokio 2021 (Siegweite: exakt 7 Meter im sechsten Versuch), sondern auch der erneute WM-Titel im Jahr darauf (Siegweite: 7,12 Meter) sowie der Triumph bei der Leichtathletik-EM in Rom in diesem Frühsommer, wo sie mit einer Weltjahresbestweite von 7,22 Metern – dem zweitbesten Sprung ihrer Karriere – die Goldmedaille holte. „Das kann man gar nicht hoch genug einschätzen“, sagte sie danach. Und Trainer Knapp sprach von einem „fast perfekten Sprung“. Klar ist: Sportlich befindet sich Mihambo vor Beginn der Spiele in Paris in Topform.
Malaika Mihambo: "Jeder ist Teilnehmer an Rassismus"
Doch das Augenmerk der dreimaligen „Sportlerin des Jahres“ reicht weit über Tartanbahn und Sprunggrube hinaus. Die gebürtige Heidelbergerin, die immer wieder – unter anderem mit der Initiative „Malaikas Herzsprung“ oder virtuellen Sport- und Unterrichtsstunden über YouTube während Corona – für soziale und karitative Zwecke in Erscheinung tritt, engagiert sich für den Umweltschutz und für einen stärkeren „Klima-Handabdruck“.
„Natürlich sollte man auch versuchen, den Klima-Fußabdruck so gering wie möglich zu halten, aber wichtiger wäre es, den Klima-Handabdruck so groß wie möglich zu machen. Also: Wo habe ich Zugang zu Stellschrauben, die ich verändern kann? Wo kann ich mich mit anderen Menschen oder Organisationen zusammentun und gemeinsam mehr erreichen als allein?“, sagt sie. Das Plädoyer der Masterstudentin der Umweltwissenschaften: „Hey, wir haben nur eine Umwelt, wir müssen darauf aufpassen, das ist unsere Lebensgrundlage.“
Respekt und Achtsamkeit fordert Malaika Mihambo nicht nur im Umgang mit der Umwelt, sondern auch im Miteinander in der Gesellschaft und spricht sich vehement gegen jegliche Form der Diskriminierung aus. Sie sagt: „Fakt ist, jeder ist Teilnehmer zum Beispiel an Rassismus, entweder als Opfer oder als Täter oder eben als Zuschauer. Da sollte man sich über seine Rolle bewusst werden und alles daransetzen, eben nicht in eine unterstützende Rolle zu kommen.“
Malaika Mihambo: Das ist ihr Erfolgsgeheimnis für Paris 2024
Für Malaika Mihambo, die in ihrem 2023 erschienenen Buch „Spring dich frei: Mein Weg zu Achtsamkeit und innerer Stärke“ beschreibt, wie sie schon in Kindergarten und Grundschule Opfer von Rassismus wurde, beginnt gegenseitige Achtung mit Selbstliebe. Sie sagt: „Man kann auch aus der Liebe zu sich selbst heraus lernen, sich selbst zu hinterfragen, weil man dann eben auch nicht alles als gegeben annimmt, sondern erkennt, dass man jeden Tag seine Welt neu gestalten kann. Wenn wir das als Gesellschaft lernen, können wir auch Gesellschaftsformen wählen, die inklusiver sind, in denen alle Menschen ihren Platz finden können, egal unter welches Label sie fallen. So kann man auch aus dieser Ohnmachtsposition heraus – denn man fühlt sich ja oft sehr passiv – aktiv werden. Ob das jetzt mit dem Klimaschutz zu tun hat oder mit der Gesellschaftsform und dem Miteinander. Da geht es einfach darum, zu lernen, dass man alles mitgestalten kann.“
Auf Wettkämpfe bereitet sich Mihambo, die für ihre mentale Stärke bekannt ist und bei der Konkurrenz für ihre letzten Versuche gefürchtet ist, mit Meditation und einer Beauty-Routine vor. Mihambo: „Das ist auf der einen Seite Selbstliebe und Self-Care und auf der anderen Seite auch der letzte Schritt, bevor es in den Kampf geht.“
So wird sie auch den Tag des 6. August beginnen – jenen Tag, an dem die olympischen Weitsprungwettbewerbe der Frauen im Stade de France angesetzt sind. Doch ob Gold oder nicht: In eine Sinnkrise würde sie nichts davon stürzen. Zu groß sind Malaika Mihambos Pläne. Zu weit reicht ihr Horizont.
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